Battlefield 4
Battlefield 4
Actionreich, berührend
Zwei Jahre nach dem grandiosen Battlefield 3 erschien mit dem vierten Battlefield die nahtlose Fortsetzung, die viel versprach, und gerade zu Beginn wenig davon hielt. Der Launch war ein Desaster, der Netzcode für den Allerwertesten, und in vielen Belangen fühlte sich das Spiel nicht so gut an wie der Vorgänger. Doch diverse Patches und DLCs verhalfen dem Nachfolger dazu, eine Fangemeinschaft hinter sich zu versammeln, weshalb die Frage, ob BF3 oder BF4 besser war, bis heute unterschiedliche Antworten hervorbringt.
Als jemand, für den der erneute ‚Grind‘ nach Bad Company 2 und die dafür investierte Zeit in den dritten Teil schon eine leichte Überwindung darstellten, hatte ich keine Lust, das Gleiche in Battlefield 4 zu wiederholen. Denn so fühlte sich der Nachfolger für mich an: wie der Wechsel von FIFA 11 auf FIFA 13 – oder sogar FIFA 12. Deshalb hatte ich nie das große emotionale Investment in den vierten Teil. Die Kampagne fand ich ebenfalls weniger gelungen: Während wir im Singleplayer vom dritten Teil einen Kriegsfilm im Stile von Black Hawk Down oder The Hurt Locker nachspielten, beschritt Battlefield 4 eher den Call of Duty-Pfad und servierte uns das Schicksal eines Squads, das zwar sehr stilvoll in Szene gesetzt war, jedoch weniger Realismus an den Tag legte und mich damit nie so wirklich fesseln konnte.
Auf der anderen Seite führt diese stilistische Entscheidung dazu, dass der Soundtrack von diesem Battlefield-Teil ganz gut ausfällt. Denn wo die Musik im Vorgänger beim Multiplayer mit Ambient- und Ladezeitmusik langweilte und den Singleplayer wenig packend begleitete, durften die Komponisten Johan Skugge und Jukka Rintamäki dieses Mal ein wenig kreativer werden. Wie schon bei BF3 spendierte Publisher EA BF4 ebenfalls zwei unterschiedliche Scores: einen 17-Track-OST sowie eine Premium Edition mit 20 Tracks. Während die Premium Edition des Vorgängers jedoch primär Stücke aus dem Multiplayer und den DLCs beinhaltete, gibt’s beim Nachfolger ausschließlich actionreiche Kost aus der Kampagne.
Schade deshalb, weil sich der Battlefield 4-Soundtrack im Gegensatz zum eigentlichen Spiel als saubere Fortsetzung des Vorgängers entpuppt und in fast allen Belangen die Flinte vorne hat. Was ist der Punkt, wo Teil 3 besser abschneidet? Wie so ziemlich jeder Komponist, der mit der Fortführung einer ikonischen Marke beauftragt wird, standen die beiden Schweden vor der Frage: „Wie will man etwas Episches noch epischer machen?“ Wie immer bei der Musik ist die Bewertung Geschmacksache, allerdings finde ich das bekannte Battlefield-Thema, das in diesem Score als Warsaw Theme auftaucht, gut gemacht, doch irgendwie fühlt sich die (notwendige) Weiterentwicklung nur nach ‚lauter‘ und nicht nach ‚mehr‘ an. Das ist, wie gesagt, der einzige Punkt, in dem die Musik etwas zurückstecken muss.
Der Electro-Sound ist kräftig, treibend und (wie man so schön neudeutsch sagt) ‚actionpacked‘. Anders als bei den Call of Duty-Kollegen bleibt der Score indes eher im Ambient-Bereich – Motive, geschweige denn deren Weiterentwicklung, gibt es kaum. Das trifft besonders auf die Stücke der Premium Edition zu. Dort finden sich zwar Experimente wie Pukor Och Krig, das klingt, als würde jemand (erfolgreich) die Klangoptionen eines Eisenrohres ausloten. Ein anderes Beispiel ist das traurige Klavierstück (!) Tell My Mom, das wohl eine besonders emotionale Stelle der Kampagne begleitet. Der Rest fällt dagegen ins Rave-Register (bestes Beispiel: Third Assault) und den Bereich klassischer Thriller-Kost (Stressed, Combat Ready).
Was sind also meine Highlights? Da wäre zum einen Cyclone 2, das nach ganz typischem Ladenzeitenhype klingt und das Adrenalin schon mal auf Pulsanwärmer-Temperatur bringt. Der andere, und für mich viel wichtigere Track ist jedoch A Theme for Kjell. Das stammt aus der Kampagne und hat mich sehr bewegt. Genug sogar, um es in meine Liste der Top 15 traurigsten Tracks aufzunehmen. Um mich an dieser Stelle selbst zu zitieren:
A Theme for Kjell ist eines dieser gefühlvollen Meisterwerke, die Trauer und Bedauern seriös miteinander vermischen und sie in Form einer Synthie-Komposition über uns hereinwabern lässt. Die Gedanken wandern unweigerlich, wir denken zurück an was war und was hätte sein können. Wir spüren den Verlust, das Ende … aber auch die Hoffnung auf einen Neuanfang.
Exakt das macht A Theme for Kjell und stellt für mich eine dieser Perlen dar, für die ich diesen Blog überhaupt erst angefangen habe. Um genau diese Stücke, diese kleinen Schätze ans Tageslicht zu holen und der Welt (aka meinen drei Leser*innen) zu präsentieren. Ich fand das Stück übrigens so gut, dass ich es damals sogar in meinem Radioprojekt „Leben am Rande der Gesellschaft: Der Fall Reinhard Rutz“ für die Uni verbaut habe.
Das soll nun jedoch nicht das Fazit dieser Review in Vergessenheit geraten lassen. Was lässt sich also zu den Battlefield 4-Soundtracks sagen? Dass sie besonders kreativ sind? Nein. Dass sie besonders abwechslungsreich sind? Nein. Dass sie gut gemacht sind? Ja. Und dass es ein paar Perlen gibt, die es verdient haben, gehört zu werden? Definitiv ja.
Nostalgiewarnung
Die Wertung der einzelnen Tracks ist rein subjektiv und durch meine eigene Erfahrung mit dem Spiel deutlich gefärbt. Mehr dazu findest du in dem Artikel Über Nostalgie.






