The Elder Scrolls Online

Player einblenden

Wunderschön weite Welt

Wer über die Musik der Elder Scrolls-Reihe spricht, kommt um den Namen Jeremy Soule zwangsläufig nicht herum. Dessen Musik, der wir seit The Elder Scrolls III: Morrowind in bisher jedem Teil lauschen durften, ist untrennbar mit der Serie verbunden und gehört zum Besten, was das Genre der westlichen Rollenspielwelt zu bieten hat.

Umso tragischer, dass er aller Voraussicht nach nicht mehr beim sechsten Teil (wann auch immer der erscheinen soll) dabei sein wird. Dies hängt wahrscheinlich mit den Vorwürfen sexueller Übergriffe auf Kolleginnen zusammen; oder Bethesda möchte dem Franchise einfach neuen, musikalischen Wind verleihen. Wie dem auch sei, für mich ist es immer schade, wenn ein Gesicht weichen muss, das den Stil einer Marke so eindrucksvoll geprägt hat.

Spiele der The Elder Scrolls-Reihe

Dabei fand die Separation von Soule und The Elder Scrolls bereits 2014 mit The Elder Scrolls Online (genannt ESO) statt. Den dazugehörigen Soundtrack komponierte Brad Derrick und tat dies ebenfalls für alle nachfolgenden Erweiterungen. Vielleicht erinnert sich ja noch jemand an eine meiner ersten Reviews zum Addon Elsweyr, dem ich vor gut drei Jahren zusammen mit seinem Komponisten Belanglosigkeit vorwarft. Etwas harsch vermutlich, schließlich handelte es sich um das Hintergrundrauschen eines MMORPG-Ablegers, aber da ich versuche, die Musik losgelöst vom eigentlichen Spiel zu betrachten, muss ich streng sein.

Zum Glück kann ich dem Score zum Hauptspiel The Elder Scrolls Online mehr Kreativität und Abwechslung attestieren – was im Vergleich zu einer monothematischen Erweiterung zugegebenermaßen nicht schwer sein dürfte. Wie die Werke von Soule orientiert sich Derrick an einer Mischung aus weiten, getragenen Orchesterstücken, die dem geistigen Auge Raum zum wandern und entspannen geben (Winged Twilight, Courage of Ordinary Mortals, Bruma Against the Jeralls).

Gleichsam spielt er zudem die Elder Scrolls-typischen wuchtigen Töne an, wenn in der Fantasywelt Eisen und Stahl auf Feuerbälle und Monsterhäute treffen (Weapons Drawn, Oath of Malacath, Onslaught at the Gates). Dominierendes Instrument sind hier die Trommeln, die den Takt vorgeben und zum Gefecht rufen. Dem entgegen stehen die Streicher und Vocals, die in den ruhigen Stücken ein verträumtes Fantasyfeeling à la Neverwinter Nights 2 aufkommen lassen.

Dabei erreicht er selten die Klasse von Soule, was zum einen schade ist, zum anderen vielleicht auch nur meiner nostalgischen Verklärung geschuldet sein mag. Umso schöner, dass diese hin und wieder bedient wird, wenn Derrick die vorhergegangenen Teile der Serie zitiert und wir beispielsweise das Motiv aus Watchmen’s Ease (The Elder Scrolls IV: Oblivion) in Greenheart, Nerevar Rising aus Morrowind in Tides of the Abecean Sea oder das bekannte Theme aus Skyrim in For Blood, for Glory, for Honor hören.

Eine Übersicht über alle bisherigen Spiele der Hauptreihe und Kapitel (Stand Juni 2024).

Bei Letzterem gibt der Komponist dem Thema darüber hinaus noch einen leicht anderen Spin, was es in meinen Ohren eher wie ein Stück aus Oblivion als aus Skyrim klingen lässt. Mehr nach Aufbruch und weniger nach ehrfürchtigem Innehalten. Kenner sollen gerne mal reinhören und sagen, ob das nur meine Wahrnehmung ist.

Generell fällt es mir schwer, etwas Negatives über den rundum soliden Score zu sagen. Mir gefällt der Einsatz der Streicher (Omens in the Clouds, Anequina Beckons), die Vocals, die Percussions und der grundliegende Tenor. Eigentlich muss so ein orchestraler Soundtrack schon viel falsch machen, dass er mir nicht zusagt. Deshalb gibt es von mir eine klare Hörempfehlung trotz überschaubarem Wertungsspiegel, denn für mich ist es dann halt doch kein Soule-Score.

Original Soundtrack (OST)
Original Soundtrack (OST)
The Elder Scrolls Online
(47 Tracks)
↑ Zum Albumanfang

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert