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Overlord 2

Erscheinungsdatum: 2009
Art: Original Soundtrack (OST)
Komponist(en): Michiel van den Bos
Trackzahl: 34


Farbenprächtige Fantasy

Ich war ja früher ein großer Fan der Overlord-Serie, die das Fantasy-Genre ein wenig auf den Kopf stellt: Statt des edlen Recken in schimmernder Rüstung spielen wir hier einen Sauron-Verschnitt, der mit seinen Schergen die quietschbunt überzeichneten Lande von Bauern, Feen und Einhörnern tyrannisiert und in eine düstere Ödnis verwandelt. Das klingt zwar recht deprimierend, funktioniert aufgrund des augenzwinkernden Humors aber sehr gut und lässt selbst PETA-Puristen unschuldige Robbenbabys verkloppen.

Die Reihe besitzt unbestreitbar ihren Charme, war allerdings nie erfolgreich genug, um sich im Massenmarkt durchzusetzen. Mit mittlerweile 15 Jahren Abstand zu Overlord 2 muss ich mir derweil eingestehen, dass das Gameplay nie so revolutionär war, wie ich es in meiner damaligen Game-Review zu Overlord ausgemacht hatte. Schließlich war Pikmin schon 2001 Vorreiter im Kleine-Leute-Herumkommandieren. Im Falle von Overlord macht das Befehligen der Comic-Relief-Minions, die unsere Anweisungen mit blinder Ergebenheit und begleitet von einfältigen Sprüchen ausführen, den Perspektivwechsel auf die Seite der Bösen dennoch unterhaltsam – besser gut geklaut als schlecht selbst gemacht.

Wie schon in meiner Review zum Vorgänger erwähnt, war meine Nostalgie trotzdem getrübt, weshalb ich mir den OST zu Overlord 2 für diese Review mal wieder auf die Ohrmuschel gelegt habe. Ich sage es vorweg: Die Musik zum Nachfolger ist ein Weiter-so, schließlich war wieder der niederländische Komponist Michiel van den Bos am Werk. Dort wie hier würde ‚ein überspitztes Fantasy-Allerlei‘ den 34 Track starken Soundtrack treffend beschreiben, wäre aber kein guter Differenziator zum ersten Spiel.

Nein, Overlord 2 wirkt eher wie die kontraststärkere Version des ersten Teils. Dort waren wir in düster bedrohlichen Zwergenstollen und generisch bedrohlichen Hobbit-Behausungen unterwegs, also quasi erdbraun bis grau. Das wirkte sich auch auf die Musik des Gamerips aus. Im Nachfolger betreten wir stattdessen farbenprächtigere Regionen wie das weihnachtlich angehauchte „Nordberg“, das elfenverseuchte „Sanctuary“ und das tropische „Everlight“. Das färbt im wahrsten Sinne des Wortes auch auf den Score ab, der dadurch etwas mehr aus sich herauskommt.

Wo im Vorgänger eigentlich nur die Kampftracks im Gedächtnis blieben, avancieren hier auch die leicht kitschigen Ambientstücke wie „Nordberg (Exploration)“, „Arcadia“ oder „Sanctuary (Beauty)“ zu kleinen Hinhörern. Dafür sorgen nicht zuletzt die wiederkehrenden Motive. Der OST fühl sich in sich geschlossener an. Zudem sorgt der neu eingeführte Gegenspieler in Form des römisch-angehauchten Imperiums mit seinen pompösen Klängen für einen deutlich wiedererkennbarerer Gegenpol.

Auch klassisch für die Serie ist der Humor, der an allen Ecken und Enden durchschimmert: Sei es das bewusst stereotype „Nordberg (Christmas)“, das mit seinen klingenden Glocken aus einem Weihnachtswerbespot entlaufen zu sein scheint oder „Everlight (Beach)“, das uns Bahamas-artige Stranderholung verspricht – nur echt mit Steeldrum. Ein weiterer Vertreter ist „Minion Impossible“, das nicht nur namentlich durch seinen temporeichen Stil an ein gewisses Spy-Thriller-Franchise mit Tom Cruise erinnert.

Zu den Top-Tracks: Meine persönlichen Favoriten sind das wie gewohnt tolle Main Theme, das auf dem Motiv des Vorgängers aufbaut, gleichsam wuchtiger und melodischer daherkommt und durch die musizierenden Minions erneut mit einem Augenzwinkern kommentiert, wie Banane das Setting eigentlich ist. Auch dieses Theme tauch hin und wieder im Score auf, mal schneller und dramatischer in „Overlord Wrath“ oder „Empire (Upperhand)“, mal langsamer und treibender in „Netherworld (Epic)“

Hinzu gesellen sich die Combat-Themes („Empire (Combat)“, „Overlord Combat 2“, „Sanctuary (Combat)“), die mit ihrem Zusammenspiel an dröhnenden Trompeten, kräftigen Trommeln und gezogenen Streichern an meinen niederen Instinkten rütteln. Den Abschluss bilden die „Minion“-Themes („Minion Band (Main)“, „Minion Theme 2“). Die blasen beide ins selbe Horn, beide Versionen funktionieren. Und das beschreibt auch den Score an sich ganz gut: Im Vergleich zum Vorgänger nichts Neues, im Vergleich zum Genrestandard nichts Außergewöhnliches. Aber die Mischung macht den Soundtrack meiner Meinung nach durchaus hörenswert – selbst wenn das Spiel heute nicht mehr so wirken sollte wie vor 15 Jahren.


Nostalgiewarnung

Die Wertung der einzelnen Tracks ist rein subjektiv und durch meine eigene Erfahrung mit dem Spiel deutlich gefärbt. Mehr dazu findest du in dem Artikel Über Nostalgie.

Nr.TitelInterpret(en)Bewertung
01Overlord 2Michiel van den Bos55/5
02PreludeMichiel van den Bos44/5
03Nordberg (Exploration)Michiel van den Bos44/5
04Nordberg (Christmas)Michiel van den Bos33/5
05Empire (Combat)Michiel van den Bos55/5
06Overlord Combat 2Michiel van den Bos55/5
07Nordberg (Arctic)Michiel van den Bos33/5
08Nordberg (Combat)Michiel van den Bos33/5
09Sanctuary (Tension)Michiel van den Bos22/5
10Sanctuary (Fay)Michiel van den Bos22/5
11Netherworld (Epic)Michiel van den Bos44/5
12Minion Band (Main)Michiel van den Bos55/5
13ArcadiaMichiel van den Bos44/5
14Sanctuary (Beauty)Michiel van den Bos55/5
15Sanctuary (Combat)Michiel van den Bos55/5
16Minion Theme 2Michiel van den Bos55/5
17Empire (March)Michiel van den Bos44/5
18Minion InfiltrationMichiel van den Bos22/5
19Empire (Arena Subdued)Michiel van den Bos33/5
20NetherworldMichiel van den Bos33/5
21Netherworld (Mistress)Michiel van den Bos33/5
22Nordberg (Seaworthy)Michiel van den Bos22/5
23Everlight (Mystery)Michiel van den Bos33/5
24Everlight (Beach)Michiel van den Bos22/5
25Everlight (Jungle Explore)Michiel van den Bos33/5
26Everlight (Jungle)Michiel van den Bos44/5
27Minion ImpossibleMichiel van den Bos44/5
28Rose ThemeMichiel van den Bos33/5
29Wasteland (Tension)Michiel van den Bos22/5
30Empire (Glory)Michiel van den Bos22/5
31Overlord WrathMichiel van den Bos55/5
32Empire (Arena)Michiel van den Bos44/5
33Empire (Upperhand)Michiel van den Bos44/5
34End CreditsMichiel van den Bos55/5

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