Fable

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  • Original Soundtrack

Erscheinungsdatum: 2004

Art: Original Soundtrack (OST)

Komponist(en): Russell Shaw

Trackzahl: 13

Wertung

Fabelhaft

Hier geht’s zur Music-Review von
The Lost Chapters (2005).

Es ist schon irgendwie merkwürdig, dass Fable als Spiel erfolgreich genug war, ein Franchise zu begründen, aber gleichzeitig nie bedeutend genug, um einen dauerhaften Eindruck im Markt zu hinterlassen. Dabei hat es Molyneux-typisch zahlreiche revolutionäre Gameplay-Mechaniken von seinem Erschaffer spendiert bekommen, die es in dieser Form vorher und danach auch nicht wirklich gab.

Zu Beginn der Story findet unser frisch verwaister Protagonist vor seinen Verfolgern Zuflucht in der Gilde der Helden und muss sich zunächst in kleineren Aufgaben beweisen, bevor er später das ganze Reich retten und die Mörder seiner Familie besiegen darf. Bereits hier bricht Fable mit damaligen Konventionen. Eine Spielmechanik ist, dass wir vor Arbeitsantritt herumprahlen dürfen. So versprechen wir beispielsweise, dass wir die zu begehende Heldentat unbekleidet erledigen werden und verpassen uns dadurch Mali. Bei erfolgreichem Abschluss werden wir nicht nur von den Zuhörern bewundert, sondern es winkt zur Belohnung eine größere Menge Erfahrungspunkte. Gleichzeitig sind wir aber auch ungeschützter, was zweierlei Nachteile birgt.

Denn bekommen wir zu viel Dresche, sehen wir das – nicht nur an der Healthbar, sondern später auch an zahlreichen Narben, die den Körper unseres Recken zieren. Zudem verändert sich unsere Statur, wenn wir die XP in Stärke investieren … und wir altern. Sind wir am Anfang noch ein junger Erwachsener, der grün hinter den Ohren mit Union-Jack-Unterhose durch die Welt Albion zieht, spielen wir gegen Ende einen erfahrenen wie ergrauten Helden. Und wie bei den Kotor-Spielen zeichnet sich auch unsere Gesinnung in Form von Heiligenschein oder Teufelshörner plakativ ab, was von den Dorfbewohnern durch Jubelschreie oder Antipathie kommentiert wird.

Zusätzlich können wir abseits der Aufträge ziemlich viel Quatsch machen, uns tätowieren, ankleiden, Leute anfurzen oder heiraten (wahlweise beides), Minispiele absolvieren, ein Haus kaufen und einrichten, usw. Fable bot für 2005 sehr viele Freiheiten sowie ein Kampfsystem, das mit seinem Combo-System einigermaßen durchdacht war. Auch wenn es kein Geheimtipp sein dürfte, wird es vermutlich am Gros der Spielerschaft vorbeigegangen sein und fällt damit in die Kategorie guter Spiele, die vor ihrer Zeit erschienen.

Was dagegen noch weniger Leute auf dem Schirm haben dürften, war der dazugehörige, fabelhafte Soundtrack. Der wurde nicht nur vom weltbekannten London Philharmonia Orchestra eingespielt, sondern hat mit Danny Elfman auch einen der bekanntesten Filmkomponisten mit an Bord. Zugegeben hat der nur beim Main Theme Fable mitgeholfen, setzt damit allerdings direkt eine paukenstarke Duftnote.

Das Stück beginnt düster, mit einem steten Klackern, als würden wir durch einen dunklen Wald wandern. Wir kämpfen uns durch das Dickicht, aus der Ferne ertönt von einer Trompete gespielt das Hauptmotiv. Die Geigen kommen dazu, Fanfaren erklingen und wir treten aus dem Dunkel auf eine Lichtung. Vor uns breitet sich das Orchester aus, durch Bläser geerdet und Streicher in Himmelsrichtung unterwegs brandet uns die Musik entgegen, triumphal und heroisch – es erwarten Abenteuer!

Dann jedoch verebbt das Orchester, zieht sich zurück, wird bedrückender und gefährlicher – etwas liegt in der Luft … Gefahr! Die Lichtung verschwindet, wir ducken uns, während wir erneut durch den Wald schleichen, als wir plötzlich entdeckt werden! Flucht. Haltlos, chaotisch. Es geht drunter und drüber, jeder Klangkörper kämpft nun darum, voranzustürmen. Trompeten, Geigen, Percussions – Durcheinander. Wir werden langsamer, während sich erneut Ruhe breitmacht. Wir sammeln uns, atmen tief durch, stehen auf und treten nach draußen. Gestärkt, entschlossen und bereit für unser Abenteuer. Es kann losgehen!

Für mich erzählt Elfman in diesen 3,5 Minuten eine typische Heldenreise, beginnend mit dem Aufbruch ins Ungewisse, der neuen Welt, der ersten Konfrontation, der Entscheidung, dem Kampf gegen unsere Nemesis und schließlich die Rückkehr mit dem Elixier. Es ist musikalisches Storytelling, das hervorragend den Spirit der Reihe einfängt, ohne durch Parallelen zu Scores wie The Chronicles of Narnia zu sehr in die Fantasy-Schiene abzudriften.

Das macht Spaß, besonders weil die weiteren zwölf Stücke des OST, die von Russel Shaw komponiert wurden, den Stil gleichsam fortführen und Teile des Leitmotivs zitieren: Oakvale ist nicht nur der Name eines beschaulichen Bauerndorfes in der Spielwelt, sondern wandelt auch musikalisch auf dieser Ebene. Glockenspiel, Streicher und eine Flöte erschaffen eine lauschelige Atmosphäre, die bezaubernd und süß vom stereotypen Frieden eines Fantasyortes kündet. Hat man alles schon gehört, macht dennoch Spaß.

Diese Weichheit kontrastiert Shaw durch Stücke wie das düstere Darkwood, Lychfield Cemetery oder Greatwood, ohne dabei zu sehr in die Horror-Ecke abzudriften. Vielmehr attestiert er jedem Ort der Spielwelt eine gewissen Schönheit, die mal beruhigender (Summer Fields, Temple of Light), mal geschäftiger (Bowerstone) oder eben beunruhigender erscheint. Nichts scheint inhärent ‚gut‘ oder ‚böse‘ zu sein, nur friedlicher oder gefährlicher. Hinzu gesellen sich Arena, das mit seinen dramatischen Hammerschlägen wohl am ehesten als Kampftrack durchgeht und ein wenig an Stronghold erinnert.

Abschließend seien noch Guild und Fresco Dome erwähnt, die mittels ihrer Choräle in Tradition britischer Märchengeschichten Mittelalterstimmung aufkommen lassen. Das passt sehr gut zum Tenor des Scores und fügt sich in die Gesamtkomposition ein, die alles in allem eine solide Fantasy-Soundkulisse erschafft. Von mir gibt’s ebenso Daumen nach oben wie die Empfehlung, das zugehörige Spiel in der Anniversary-Edition nachzuholen – dann macht der OST gleich noch mehr Spaß!

Nostalgiewarnung

Die Wertung der einzelnen Tracks ist rein subjektiv und durch meine eigene Erfahrung mit dem Spiel deutlich gefärbt. Mehr dazu findest du in dem Artikel Über Nostalgie.

  • Original Soundtrack

The Lost Chapters

  • Infos
  • Gamerip

Erscheinungsdatum: 2005

Art: Gamerip

Komponist(en): Russell Shaw

Trackzahl: 66

Wertung

Bei dieser Review muss ich zwei Infos vorwegschicken. Nummer eins: Ich wusste lange Zeit nicht, ob The Lost Chapters nur der offizielle Untertitel von Fable ist, oder es sich hierbei um eine Erweiterung handelt – tut es. Nummer zwei: Bei dem Album handelt es sich um einen Gamerip, der teils die Musik des Hauptspiels umfasst, es sind also Doppelungen am Start. Zusätzlich dazu finden wir neben zahllosen kurzen, ähnlich klingenden Variationen von Danny Elfmans Main Theme, auch Stücke, die direkt aus den Cutscenes geschnippelt wurden und folglich Soundeffekte enthalten. Das ist unschön und wäre für mich schon ein Ausschlusskriterium, würde der Score nicht zumindest ein erwähnenswertes Stück enthalten.

Da Hook Coast (bzw. das identische Knothole Glade) diesen Tatbestand jedoch erfüllt, wollte ich es wenigstens erwähnt wissen. Das walzerartige Tapsen der Streicher, das so klingt, als würden wir fröhlich durch Wald und Wiese hüpfend, ist einfach zu schön gemacht, um es nicht zu thematisieren. Auch das unerwartet Sci-Fi-esque Chapel of Evil sticht etwas aus der Reihe. Ansonsten ist der Gamerip von Repetition bekannter Fable-Melodien gezeichnet und folglich nur etwas für Kompletisten wie mich.

  • Gamerip

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