Dead Cells
Dead Cells
01.03.2023
Tote Zellen beben länger
Kollege Noel urteilte damals recht harsch und behauptete, das Spiel sei in seinem aktuellen Zustand nicht spielenswert und hätte wenig Hitpotential. Was damals vielleicht stimmte (war ja immerhin auch Early-Access), sollte heute wohl von der großen Fanbase des Roguelike-Matroidvanias als Lügen gestraft werden. Tatsächlich landet Dead Cells in regelmäßiger Häufigkeit auf Toplisten und wird nach wie vor durch DLCs und Inhaltsupdates weiterentwickelt … so kann man sich also täuschen.
Auch der Soundtrack dürfte meinem Empfinden nach ein paar Preise kassieren, denn Komponist Yoann Laulan, im Netz auch als ‚Valmont de Ragondas‘ bekannt, präsentiert sich in 25 Tracks als kompetenter Notenvernetzer. Hierbei sind es keine spannenden Motive oder einzigartigen Kompositionen, die den OST zu Dead Cells hörenswert machen, sondern das Gefühl. Wie für ein schnelles Metroidvania nötig, bei dem uns nur flinke Reflexe und haufenweise Übung vorm Bildschirmtod bewahren, ist auch die Musik angenehm treibend.
Einem Bastion nicht unähnlich nutzt Laulan dafür eine Mischung aus Percussions und akustischen Gitarren. Stücke wie The Castle, Prisoner’s Awakening oder Elite Fight treffen den perfekten Sweetspot zwischen anspornendem Tempo und positivem Optimismus, der uns suggeriert, wir seien ein mächtiger Badass, der sich durch die Gegnermassen knüppelt. Unterstützt wird diese klassische Klangkulisse durch Synthies, die die cyber-ähnliche Ästhetik des Spiels betonen und Tiefe / Bombast suggerieren.
Weitere Instrumente wie Flöten (Promenade of the Condemned), Streicher (The Village, Hand of the King) und das Klavier (Credits) bringen derweil Varianz in die Komposition und erinnern zum Teil an andere Genrevertreter wie Diablo II oder The Incredible Adventures of Van Helsing (besonders deutlich in Ossuary). Durch die Verquickung mit schnelleren Rhythmen und elektrischen Komponenten, wirkt Dead Cells jedoch moderner und actionreicher. Mir gefällts!
Folglich habe ich recht wenig an der Qualität des Soundtracks auszusetzen. Als Kritikpunkt könnte man etwas die Beliebigkeit anmerken, die mangels echter Motive Einzug hält. Aber Dead Cells möchte sich nicht lange mit dem gleichen aufhalten. Es will schnell sein, uns in seinen Bann ziehen und von Level zu Level jagen. Das klappt hervorragend und selbst die etwas ‚belangloseren‘ Ambient-Themes haben immer noch genug Pep, als dass sie langweilen würden. Von mir also eine klare Empfehlung, der es sogar in meine Top 10 der besten Indie Scores geschafft hat. Wer mehr zum Making-of lesen möchte, findet auf lacedrecords übrigens noch ein Interview mit Yoann Laulan, in dem ein wenig die Inspirationen und Intentionen aufgedeckt werden.





