Emotionale Kletterpartie

Dass die Entwickler von Don’t Nod ein Händchen für die andere Art von Spielen haben, bewiesen sie mir nicht zuletzt mit dem großartigen Life Is Strange. Auch andere Titel wie das zuvor erschienenen Remember Me sollen wohl ganz gut gewesen sein. Der Lack bröselte dann jedoch mit den weiteren Erzeugnissen der Spieleschmiede, beginnend mit dem meiner Meinung nach mittelmäßigen Vamypr, über die von den Kritikern abgestrafte Fortsetzungen Life Is Strange 2 und das Copy-Paste Coming-of-Age-Drama Tell Me Why.

Nun versuchen sie dieser Erfolgsflaute mit Jusant wortwörtlich entgegenzuwirken. Anders als der Titel vermuten lässt (‚Jusant‘ = franz. für ‚Ebbe‘), dreht sich der Puzzle-Plattformer um die Erklimmung eines Bergs – that’s it. Eine simple Prämisse, die wohl doch einigermaßen unterhaltsam sein soll … vielleicht teste ich es irgendwann mal aus. Als Fan des Life Is Strange-Soundtracks, wollte ich mir derweil zumindest davon schon mal einen Eindruck verschaffen und muss sagen: Lohnt!

Das 23 Track lange Album stammt von Guillaume Ferran und scheint zumindest videospieltechnisch sein Erstlingswerk darzustellen. Das Debüt für Jusant ist aller Ehren wert und überzeugt mich mit seiner entspannenden, verträumten Stimmung vollumfänglich. Das Zusammenspiel aus Klavier und Synthies, mal melancholisch (Amer), mal treibend (9C+ (Caillasses)) legt in Kombination mit den der Violine einen interessanten Spagat hin und wandelt auf den Pfaden eines Unravels (Solstice) oder Valleys (Ascension).

Hin und wieder taucht der Score seinen leichtfüßigen Zeh sogar in gefühlvolle Ambient-Gewässer Marke Skyrim, nur um im nächsten Track die Orgel auszupacken und uns aus der Meditation zu reißen (Les affluents). Eine durchweg gelungene Reise, die ohne Pathos berührt und zum Mitfühlen anregt. Wem die oben genannten Beispiele zusagen oder wer einfach ein bisschen genießen möchte, kann sich diesen OST definitiv auf die Ohrmuschel legen.