The Witcher
Erscheinungsdatum: 2007
Art: Original Soundtrack (OST)
Komponist(en): Adam Skorupa, Paweł Błaszczak
Trackzahl: 29
Der Vorbote
Dies ist die Music-Review. Hier geht’s zur Game-Review von
The Witcher.
Als The Witcher vom polnischen Entwicklerstudio CD Projekt Red 2007 auf den Markt kam, hätte es eine dieser vielen Lizenzverwurstungen werden können, die zu der damaligen Zeit gang und gäbe waren. Und zu einem gewissen Grad war es das auch: Sperrig, unkonventionell, nicht massenmarktauglich. Zumindest war das meine Erfahrung mit dem Spiel. Mehr dazu könnt ihr in meiner Game-Review finden. Um euch das Fremdschamlesen zu ersparen, umreiße ich deren Inhalt kurz.
Im Grunde attestiere ich dem Spiel eine sehr dichte Atmosphäre und eine gelungene Adaption der Buchvorlage, auch wenn ich diese zu meiner Schande bisher noch nicht gelesen habe. Die Welt des Hexers ist düster, brutal und fernab der bekannten Fantasy-Klischees. Folglich ist auch das Spiel etwas Anderes, hat seine eigenen Macken und fällt in diese Kategorie Games, die man zu lieben lernen muss. Wenn man sich darauf einlässt, bekommt man eine interessante Erfahrung, spannende Charaktere und eine (zu dem Zeitpunkt) einzigartige Fantasy-Welt.
Zurück zum Einstieg war The Witcher folglich ein Liebhaberspiel, das in der Masse hätte untergehen können. Wie froh wir alle sein können, dass dies nicht geschah, sollte mit Blick auf die Trophäensammlung von The Witcher 3 offensichtlich sein. Immerhin zählt es nicht nur für mich zu den besten Spielen aller Zeiten. Da sieht man wieder, was für Erfolgsgeschichten geschrieben werden können, wenn Entwickler und Publisher an die Qualität ihres Produktes und dessen Einzigartigkeit glauben. Da kommen einem ja fast die Tränen.
Doch nicht nur mit Blick auf das eigentliche Spiel war der Erfolg der späteren Teile nicht zwangsläufig garantiert. Auch der Soundtrack von Adam Skorupa und Paweł Błaszczak ist über weite Strecke nichts, was der Rede wert wäre. Tatsächlich halte ich ihn für größtenteils durchschnittlich, ganz im Gegensatz zu denen der Nachfolger, die wirklich von groß bis großartig rangieren. Haben sich die beiden Komponisten bemerkenswert weiterentwickelt oder war es das geringere Budget, das die Musik des Erstlings aufs Mittelmaß beschränkt? Ich weiß es nicht.
Fest steht für mich, dass bei den 29 Tracks kaum etwas heraussticht. Die Komposition ist zurückhaltend, was der bedrückenden und wenig stimmungsaufhellenden Thematik des Spiels entspricht – insofern also eine sehr gute Begleitung. Folglich kann ich auch nicht ankreiden, dass mir die Tracks zu zurückhaltend sind, da sie mit ihrer slavisch / irischen Folkloreausrichtung ein ganz eigenes Flair erzeugen, das mir persönlich eben nicht zu hundert Prozent gefällt.
Vielleicht bin ich eher der Typ, der mit Tracks wie The Mountain Song aus Heroes of Might and Magic IV dem keltischen Frohsinn frönt. Oder ich bin einfach zu sehr an die Qualität der Nachfolger gewöhnt, als dass mich Tracks wie A Wolf’s Demise oder Mighty begeistern würden, die mit ihrer Low-Budget-Attitüde eher an Durchschnittsspiele wie Enclave, Risen oder The Incredible Adventures of Van Helsing erinnern.
Insgesamt merkt man dem OST meiner Meinung nach einfach an, dass er zu einem Spiel aus der Mitte der 2000er gehört und den schmalen Grat zwischen edgy und eingängig wandern musste. Dass das Fundament für mehr da gewesen wäre, beweisen ja nicht nur die bereits angesprochenen, späteren Kompositionen der beiden Künstler, sondern auch das hier gezeigte Grundverständnis für die Orchestrierung: Streicher, Bläser und Vocals harmonieren sehr gut, das Ganze wirkt aus einem Guss und Ausreißer gibt es keine.
Gleichzeitig führen Skorupa und Błaszczak auch direkt zu Beginn des Spiels ein Main Theme ein, dessen Melodie sich nicht nur im Score, sondern darüber hinaus der ganzen Witcher-Reihe wiederfinden lässt. Wie wichtig dies nicht nur für die Identitätsbildung sondern auch die Kohärenz des eigentlichen OST ist, habe ich bereits mehrfach angemerkt und kreide es großen Marken auch immer wieder gerne an, wenn Motive und Ideen einfach links liegen gelassen werden. So taucht das Theme beispielsweise zu Beginn als Flötenstück in Peaceful Moments auf, um eine sorglose feudale Szenerie à la Die Gilde 2 einzuleiten. Dem gegenüber endet Withered Roses mit ihm, nachdem ein bedauerndes Vocal- und Geigenstück vorangegangen ist. Und in Tavern at the End of World bekommen wir eine Tavernen-Variation der Melodie.
Jenseits dessen wirkt der Score manchmal etwas ziellos, was dem Narrativ des wandernden Protagonisten Geralts entspricht: Action (Last Battle, Prepare for Battle!), Drama (A Matter of Conscience, Kingdom and Betrayal), Grusel (Dead City, An Ominous Place, The Order) und Melancholie (Dusk of a Northern Kingdom, Do You Remember?, The Dike) geben sich hier die Klinke in die Hand, ohne wirklich zu fesseln. Aber vielleicht braucht das Spiel auch keinen besonders guten Score, sondern einfach nur den richtigen? Ich bin mir jedenfalls sicher, dass CD Project Red mit Skorupa und Błaszczak damals die Richtigen gefunden hat, auch wenn man es hier noch nicht so ganz glauben mag.
Nostalgiewarnung
Die Wertung der einzelnen Tracks ist rein subjektiv und durch meine eigene Erfahrung mit dem Spiel deutlich gefärbt. Mehr dazu findest du in dem Artikel Über Nostalgie.
Nr. | Titel | Interpret(en) | Bewertung |
---|---|---|---|
01 | Dusk of a Northern Kingdom | Adam Skorupa | |
02 | A Wolf's Demise | Adam Skorupa | |
03 | River of Life | Paweł Błaszczak | |
04 | Mighty | Paweł Błaszczak | |
05 | Dead City | Adam Skorupa | |
06 | Last Battle | Paweł Błaszczak | |
07 | Elaine Ettariel | Adam Skorupa | |
08 | To Arms (Rebellion) | Adam Skorupa | |
09 | The Princess Striga | Adam Skorupa; Paweł Błaszczak | |
10 | Returning to the Fortress | Paweł Błaszczak | |
11 | Evening in the Tavern | Paweł Błaszczak | |
12 | Peaceful Moments | Adam Skorupa | |
13 | An Ominous Place | Adam Skorupa | |
14 | Temerian Castle Theme | Paweł Błaszczak | |
15 | The Order | Paweł Błaszczak | |
16 | Night Approaches | Paweł Błaszczak | |
17 | The Grand Master Revealed | Adam Skorupa | |
18 | Withered Roses | Adam Skorupa | |
19 | Prepare for Battle! | Paweł Błaszczak | |
20 | Do You Remember? | Adam Skorupa | |
21 | The Lesser of Two Evils | Adam Skorupa; Paweł Błaszczak | |
22 | Catch Me If You Can | Adam Skorupa | |
23 | Tavern at the End of World | Paweł Błaszczak | |
24 | The Dike | Paweł Błaszczak | |
25 | Twilight | Adam Skorupa | |
26 | A Matter of Conscience | Adam Skorupa; Paweł Błaszczak | |
27 | Leo's Farewell | Adam Skorupa | |
28 | Silver Sword | Paweł Błaszczak | |
29 | Kingdom and Betrayal | Adam Skorupa; Paweł Błaszczak |