Wer über die Musik der Elder Scrolls-Reihe spricht, kommt um den Namen Jeremy Soule zwangsläufig nicht herum. Dessen Musik, der wir seit The Elder Scrolls III: Morrowind in bisher jedem Teil lauschen durften, ist untrennbar mit der Serie verbunden und gehört zum Besten, was das Genre der westlichen Rollenspielwelt zu bieten hat.
Umso tragischer, dass er aller Voraussicht nach nicht mehr beim sechsten Teil (wann auch immer der erscheinen soll) dabei sein wird. Dies hängt wahrscheinlich mit den Vorwürfen sexueller Übergriffe auf Kolleginnen zusammen; oder Bethesda möchte dem Franchise einfach neuen, musikalischen Wind verleihen. Wie dem auch sei, für mich ist es immer schade, wenn ein Gesicht weichen muss, das den Stil einer Marke so eindrucksvoll geprägt hat.
Dabei fand die Separation von Soule und The Elder Scrolls bereits 2014 mit The Elder Scrolls Online (genannt ESO) statt. Den dazugehörigen Soundtrack komponierte Brad Derrick und tat dies ebenfalls für alle nachfolgenden Erweiterungen. Vielleicht erinnert sich ja noch jemand an eine meiner ersten Reviews zum Addon Elsweyr, dem ich vor gut drei Jahren zusammen mit seinem Komponisten Belanglosigkeit vorwarft. Etwas harsch vermutlich, schließlich handelte es sich um das Hintergrundrauschen eines MMORPG-Ablegers, aber da ich versuche, die Musik losgelöst vom eigentlichen Spiel zu betrachten, muss ich streng sein.
The Elder Scrolls: Arena (1994)
The Elder Scrolls II: Daggerfall (1996)
The Elder Scrolls III: Morrowind (2002)
The Elder Scrolls IV: Oblivion (2006)
The Elder Scrolls V: Skyrim (2011)
The Elder Scrolls V: Skyrim - Dawnguard (2012)
The Elder Scrolls V: Skyrim - Dragonborn (2012)
The Elder Scrolls Online (2014)
The Elder Scrolls Online: Morrowind (2017)
The Elder Scrolls Online: Summerset (2018)
The Elder Scrolls Online: Elsweyr (2019)
The Elder Scrolls Online: Greymoor (2020)
The Elder Scrolls Online: Greymoor (2021)
The Elder Scrolls Online: High Isle (2022)
The Elder Scrolls Online: Necrom (2023)
The Elder Scrolls Online: Gold Road (2024)
Zum Glück kann ich dem Score zum Hauptspiel The Elder Scrolls Online mehr Kreativität und Abwechslung attestieren – was im Vergleich zu einer monothematischen Erweiterung zugegebenermaßen nicht schwer sein dürfte. Wie die Werke von Soule orientiert sich Derrick an einer Mischung aus weiten, getragenen Orchesterstücken, die dem geistigen Auge Raum zum wandern und entspannen geben (Winged Twilight, Courage of Ordinary Mortals, Bruma Against the Jeralls).
Gleichsam spielt er zudem die Elder Scrolls-typischen wuchtigen Töne an, wenn in der Fantasywelt Eisen und Stahl auf Feuerbälle und Monsterhäute treffen (Weapons Drawn, Oath of Malacath, Onslaught at the Gates). Dominierendes Instrument sind hier die Trommeln, die den Takt vorgeben und zum Gefecht rufen. Dem entgegen stehen die Streicher und Vocals, die in den ruhigen Stücken ein verträumtes Fantasyfeeling à la Neverwinter Nights 2 aufkommen lassen.
Dabei erreicht er selten die Klasse von Soule, was zum einen schade ist, zum anderen vielleicht auch nur meiner nostalgischen Verklärung geschuldet sein mag. Umso schöner, dass diese hin und wieder bedient wird, wenn Derrick die vorhergegangenen Teile der Serie zitiert und wir beispielsweise das Motiv aus Watchmen’s Ease (The Elder Scrolls IV: Oblivion) in Greenheart, Nerevar Rising aus Morrowindin Tides of the Abecean Sea oder das bekannte Theme aus Skyrim in For Blood, for Glory, for Honor hören.
Bei Letzterem gibt der Komponist dem Thema darüber hinaus noch einen leicht anderen Spin, was es in meinen Ohren eher wie ein Stück aus Oblivion als aus Skyrim klingen lässt. Mehr nach Aufbruch und weniger nach ehrfürchtigem Innehalten. Kenner sollen gerne mal reinhören und sagen, ob das nur meine Wahrnehmung ist.
Generell fällt es mir schwer, etwas Negatives über den rundum soliden Score zu sagen. Mir gefällt der Einsatz der Streicher (Omens in the Clouds, Anequina Beckons), die Vocals, die Percussions und der grundliegende Tenor. Eigentlich muss so ein orchestraler Soundtrack schon viel falsch machen, dass er mir nicht zusagt. Deshalb gibt es von mir eine klare Hörempfehlung trotz überschaubarem Wertungsspiegel, denn für mich ist es dann halt doch kein Soule-Score.
MMORPG bedeutet game as a service, bedeutet im Bestfall jahrelange Contentflut und hier einen Haufen OSTs zu den diversen Erweiterungen von The Elder Scrolls Online. Den Anfang machte 2017 The Elder Scrolls Online: Morrowind, das uns auf die gleichnamige und schon aus The Elder Scrolls III: Morrowind bekannte Insel der Dunkelelfen, Dunmer genannt, verschlägt. Wie schon beim Hauptspiel ist Serienkomponist Jeremy Soule nicht mit von der Partie, sondern Brad Derrick. Der erreichte leider nur selten die Qualitäten seines Kollegen, ich möchte aber auch nicht zu streng sein. Immerhin gelten die Spiele der Hauptserie als Meilensteine der Videospielgeschichte und genießen deshalb eine Menge Nostalgiebonus.
In TESO: Morrowind hält Derrick mit der Verwandtschaft zu Jeremy Soules Arbeit nicht lange hinterm Ascheberg. Wie schon im fantastischen Nerevar Rising begrüßt uns in A Land of War and Poetry (feat. Jeremy Soule) ein bedächtiger Trommelschlag. Statt der erwarteten Melodie, die uns eine liebliche Landschaft verheißt, schlägt der Track seinem Titel gemäß jedoch einen anderen Weg ein. Die Violine, die, begleitet von den Percussions, das Thema fast schon an sich reißt, lässt eher ein Assassin’s Creed IV: Blackflag vermuten, bevor mit wuchtigen Hörnern zum alten TESO-Naturell zurückgefunden wird. Erst gegen Ende schließt sich mit einer schnelleren und dominanteren Aufarbeitung des Themes der Kreis zu Soules Wirken. Solche Zitate und Rückbezüge sollen uns in den weiteren DLCs immer mal wieder über die Ohren laufen, naturgemäß besonders in den Erweiterungen, die uns in aus Oblivion und Co bekannte Gebieten führen.
Beim restlichen Score zu TESO: Morrowind handelt es sich indes um Eigenkreationen, die das Thema Abenteuer und Erkundung einer Fantasywelt in den Mittelgrund rücken – welch Überraschung! Dieses Gefühl erzeugt Derrick durch langgezogene Streicher, die bedächtig wie berührend wellenförmig über die Szenerie fliegen und in Magnus Smiles on Suran, Vvardenfell Vista, Ascadian Idyll, Shadow of Baar Dau und Azura’s Coast ein akustisches Paradies preisen. Diese Schönheit wird dagegen durch aufgeregte (Omens Prophecy, Schemes of the Anticipations) oder düster bedrohliche Stücke (The House of Troubles (feat. Jeremy Soule), Ancestral Tomb) infrage gestellt. Auch das zunächst kriegerische Currents of the Odai gehört da wohl zu, dessen Einstieg mich ein wenig an Warcraft III erinnert.
Abschließend noch auf Reverie of the Netchimen eingegangen, das mystisch magisch daherkommt und bei dessen Streichermelodie ich mich irgendwie an Mash-Up ‚alter Disney-Klassiker wie Mary Poppins trifft Anno‚ denken muss. Und ganz zum Schluss Grazelands Dawn (feat. Jeremy Soule), das als beschwingtes Zitat von Soules The Road Most Travelled daherkommt, schnell jedoch dessen Leichtigkeit verliert und irgendwo zwischen Wehmut, Frohsinn und Aufbruchsstimmung rangiert. Insgesamt eine schöne Ergänzung/Interpretation des Dunmerreichs, das auch ohne die Bezüge zu The Elder Scrolls III: Morrowind funktioniert (hätte).
Mit Summerset, zu Deutsch Sommersend, geht es in der zweiten Erweiterung in die Heimat der Hochelfen. Die durften wir bisher nur im allersten Ableger der Reihe, Arena, besuchen, lange bevor Jeremy Soule mit seinen bekannten Stücken The Elder Scrolls seinen Stempel aufdrückte.
Wenn wir ein neues Kapitel bauen, stecken wir ganz viel Arbeit da rein, dass die Welt richtig dynamisch und lebendig klingt. Und wir geben uns größte Mühe, alles so klingen zu lassen wie man meint, dass es klingen sollte.
Komponist Brad Derrick
So beschreibt Komponist Brad Derrick im Interview mit elderscrollsonline.com den Prozess, wenn bei The Elder Scrolls Online mit einer Erweiterung ein neuer Teil der Welt Tamriel spielbar gemacht wird und es für ihn daran geht, das Ganze musikalisch zu untermalen. Folglich klingt der 14 Track lange Score dann auch recht erwartbar. Es geht zu den Elfen, also drehen wir ein bisschen an der Gesangsschraube, lassen das Gehörte sphärischer klingen uuund passt – überraschen tut das niemand.
In dem oben vermerkten Interview spricht Derrick davon, dass er für dieses Album eine eigene Bläsersektion hinzugefügt habe, die nicht mehr als kleines Beiwerk das Orchester begleite, sondern die Musikstimmung ‚aufhelle‘. Dies lässt sich auch direkt am Main Theme Even Paradise Has Shadows bemerken, das das Elder Scrolls-Theme (Nerevar Rising) durch die Bläser weniger bombastisch und dafür ätherischer wirken lässt. Der Komponist sagt dazu selbst:
Rein mechanisch ist das nicht schwierig, da das Elder Scrolls-Thema im Grunde simpel ist. Es ist wunderbar formbar, damit man es groß und dramatisch oder auch sanft und weich gestalten kann. Für mich ist das wie ein Zauberwürfel für Musik. Ich bette es in ein anderes Musikstück ein und drehe es zurück oder von oben nach unten. Richtige Musiknerds erkennen es vielleicht, aber auch wenn ihr das nicht seid, bekommt ihr es unterbewusst mit.
Komponist Brad Derrick über Even Paradise Has Shadows
Nein, Musiknerd muss man zwar nicht sein, um die Feinheiten der Komposition zu erkennen, aber es hilft sicherlich dabei, Interesse dafür zu entwickeln. Der Score bietet nichts hochgradig Neues oder Abwechslungsreiches, sondern stellt wie so häufig bei Erweiterungen nur eine andere Facette des bereits Bekannten dar.
Natürlich ist nicht alles nur fröhliches Baumgeschmuse: Mit Stücken wie From Abysses Below and Beyond und The Glory of Certainty kommt vielbenötigtes Drama in den Kuschelkurs. Und wer’s rockig mag, findet im Cover Three Hearts Afire von Malukah und 2wei sogar etwas E-Gitarren-Action. Abseits dessen ist mir das Album aber etwas zu akzentarm. Da empfehle ich eher den Soundtrack zu SpellForce 2: Shadow Wars, dessen Dun Mora in die gleiche Elfen-Kerbe schlägt, das aber viel gefühlvoller tut.
Achtung: Dies war eine meiner ersten Reviews. Also bitte nicht wundern, wenn der Text nicht in den übergreifenden Kontext zu passen scheint und ich hier über Sachen spreche, die ich im Artikel zum Hauptspiel bereits thematisiert habe.
Ich habe The Elder Scrolls Online nicht gespielt, geschweige denn den dritten DLC Elsweyr. Dem Cover und Namen nach zu schließen geht es nach Elsweyr, dem Kontinenten Tamriels, auf dem die katzenhaften Khajit heimisch sind. Und scheinbar ist es dort ziemlich orientalisch, mystisch und sehr esoterisch.
Das sind zumindest meine Eindrücke, die mir der neun Lieder langen Soundtrack vermittelt. Für den zeichnet Brad Derrick verantwortlich – ein mir unbekannter Komponist, der es mit dieser Komposition für mich nicht schaffen wird, aus der Bedeutungslosigkeit hervorzutreten. Zur Musik: Die Themen sind extremst langgezogen, sehr getragen, und bestehen fast ausschließlich aus Sängerinnen, die von Streichern begleitet werden. Klar, ein kraftvolles Cello kann viel ausmachen, aber hier bleibt nichts im Ohr. Ich könnte nach ‚orientalisch‘ und ‚Cello‘ suchen und würde 100 Lieder finden, die genau so klingen. Ein Battlestar Galactica zeigt da deutlich, was man aus diesen Instrumenten rausholen kann. Und ein Assassin’s Creed Origins, das thematisch in die gleiche Kerbe schlägt, beweist viel mehr Varianz und Individualität.
Natürlich vergleiche ich hier ein MMORPG-Hintergrundgedudel mit Story-Driven-Open-World-Epos. Aber im Kern will The Elder Scrolls Online genau das ja sein. Spielerisch kann ich dazu nichts sagen. Die Musik bleibt aber hinter der Erwartung. Einziger Lichtblick: Das Skyrim-Theme (hier A Clash of Fang and Flame), natürlich als Cello-Variante. Das wird aber schnell durch Prince of Persia-hafte Rhythmen abgewürgt und kehrt dann als transponierte Version in Moll zurück. Nicht schön, aber zum Glück selten.
Nachdem uns die vorherigen Erweiterungen zu The Elder Scrolls Online ins aschige Morrowind, das subtropische Elsweyr und die sommerlichen Summerset Inseln verfrachtet haben, landen wir in Greymoor im Westen des nordischen Skyrims. Das kennen wir bereits aus dem namensgleichen letzten Teil der Reihe und auch storytechnisch geht es in eine ähnliche Richtung – zumindest, wenn man den DLC Dawnguard gespielt hat. Dort wie hier bedroht eine blutsaugende Gefahr Tamriel, die von den Zigtausend Spieler*innen des MMOs besiegt werden muss.
Anders als die Story wandelt der Soundtrack indes nicht in den Fußstapfen von The Elder Scrolls V: Skyrim. Statt magischem Fantasy-Furor liegt über Brad Derricks Komposition der Moll-Mantel, der jegliche Euphorie oder Begeisterung überdeckt: Dominant düstere Streicher, klagende Vocals und ein ständiges Gefühl der Traurigkeit lasten auf der Komposition, was natürlich der thematischen Vorgabe geschuldet ist.
Dieses Bedauern bringt der 15 Stück starke Score derweil hervorragend rüber, die Musik ist auf gewohnt hohem Niveau. Gerade wenn die emotionale Verbindung zu dem Gehörten fehlt, kann einem der Depri-Dusel allerdings irgendwann nerven. Da helfen auch ‚aufregendere‘ Tracks wie Skyrim’s Dark Secret oder Thirst in the Deep nicht, selbst wenn sie etwas Bewegung in das Schlendern des OSTs bringen, der mit gesenktem Haupte durch die nebelverhangenen Gassen wandert. Da gefällt mir beispielsweise das horrorartige in der A Plague Tale-Reihe besser.
2021 war mit Blackwood die Region zwischen Cyrodiil und dem Black Marsh (zu Deutsch Dunkelforst) dran. Die ist nicht nur die Heimat der echsenartigen Argonier, sondern auch Schauplatz der Main Story. In dieser mussten die Spieler*innen schon 800 Jahre vor den Ereignissen von The Elder Scrolls IV: Oblivion gegen die Machenschaften des Daedrafürsten Mehrunes Dagon ankämpfen und eine Verschwörung aufdecken. Musikalisch wird das von zwölf Tracks in mittlerweile gewohnt hoher Qualität begleitet.
Brad Derrick läuft zwar nicht zu absoluter Höchstform auf, aber ein Schnarchfest wie Elsweyr ist der Score definitiv nicht. Das Main Menu-Theme Through Gates of Flame verarbeitet Nerevar Rising gewohnt gekonnt, während Moss on the Cobblestone storygerecht gleichsam dramatisch wie verschwörerisch daherkommt. Generell erinnert mich die Kombination aus Fantasy und Mystik stellenweise an den Score zur ersten Staffel von The Lord of the Rings: The Rings of Power – der war übrigens gar nicht mal so schlecht.
Zurück zum Blackwood-Score und der Frage: Was taugt das Ding? Wie so häufig gilt: Einiges, wenn man darauf steht – und das tue ich. Zenithar’s Anvil ist heroischer Aufbruch, A White Stallion Rampant bedächtiges Gefühlschaos, während Memories of the Marsh Erinnerungen an Inon Zurs kontemplative Entdeckerbegleitung für Fallout IV weckt. Anguish Beyond the Veil hat sogar etwas Horror-Flair, erreicht dabei jedoch erwartbar nicht die Klasse von dedizierten Gruselern wie Dead Space oder der The Dark Pictures-Reihe. Insgesamt eine klare Empfehlung meinerseits!
Bei dieser Erweiterung geht es wider Erwarten nicht nach Jamaika, sondern auf die High Isle, also Hochinsel. Hierbei handelt es sich um eine neue Region, genauer gesagt um ein Archipel, das im Gegensatz zu den Schauplätzen der vorherigen Addons bisher noch nie Erwähnung in der Elder Scrolls-Reihe fand. Völlig fremd ist die Insel allerdings nicht, befindet sie sich doch etwas oberhalb von Summerset, der Heimat der Hochelfen – da ergibt der Name dann auch Sinn.
Entsprechend artverwandt ist dieser Score mit dem des zweiten Addons Summerset, die elf (höhö) Tracks setzen nahtlos dort an, wo 2018 aufgehört wurde: sphärische Klänge durch sanfte Vocals, gefühlvolle Streicher und Bläser sowie hin und wieder etwas Action. Überraschend kommt hier, bis auf die lange Dauer des Albums von über einer Stunde, nichts.
Da passt es auch, dass mein Liebling aus High Isle das Main Theme Virtue, Betrayal, and the True Way ist. Denn das baut nicht nur wie gewohnt auf dem Elder Scrolls-Motiv auf, sondern verrät in seinem Titel schon genau seinen Kernkomponenten: Ballade, Fluch der Karibik-artige Action, heroisches Pathos. Haben wir zwar alle schon gehört, schlecht ist es deshalb jedoch nicht.
Seit dem 2019 erschienenen Addon Elsweyr hatte es keine neue spielbare Klasse in The Elder Scrolls Online gegeben. Dies sollte sich mit der 2024er-Erweiterung Necrom ändern. Doch Name und Cover können für Verwirrung sorgen, denn auch wenn alles auf einen Auftritt der Knochenbeschwörer hindeutet, wurde der Nekromant bereits im oben benannten Khajiit-Kapitel eingeführt. Stattdessen gibt es mit dem Arkanisten eine weitere Magierklasse, die fröhlich Folianten verliest und mit reichlich Runen rasiert.
Wo bei der Charakterklassenzahl aufgestockt wurde, reduziert sich beim Score die Menge an Tracks auf nunmehr neun. Gleichzeitig steigt die Gesamtdauer des Albums im Vergleich zu den vorherigen Addons auf annähernd 1,5 Stunden. Das Resultat sind Stücke mit einer Länge von bis zu 15 Minuten. Wer mich kennt, der weiß: no me gusta. Es gibt natürlich Ausnahmen, aber dass ein*e Komponist*in mit einem Stück über die Dauer von drei bis fünf handelsüblichen Popsongs fesseln kann, kommt selten vor.
Inhaltlich würde das Album ebenfalls sehr gut zum fantasytypischen Gruselableger passen, kommt der Score doch generell recht düster und bedrohlich daher. Das beginnt bereits im Theme Song Shadow Over Morrowind, der das schöne Elder Scrolls-Theme in den Mollbereich verfrachtet und mit Dissonanzen für Nackenhaarbewegung sorgt. Andere Stücke wie The Cephaliarch’s Domain oder The Colour of All Knowledge sind gespenstig gruselig, während From Ald Isra to Tel Dreloth und City of Shadow and Ash eher den hoffnungsfrohen Aufbruchscharakter transportieren. A Sanguine Symphony und A Battered Past, a Furious Future sind dann wieder typische TESO-Actionkost.
Mit gerade einmal acht Tracks kommt das Album zum neuesten Gold Road-Addon am vermeintlich kürzesten daher. Das wird zwar durch die enorme Länge von bis zu zwölfeinhalb Minuten kompensiert, aber wenn sich dieser Trend fortsetzt, wird in spätestens sieben Addons nur noch das einstündige Main Theme übrigbleiben.
Das ist bei The Elder Scrolls Online zum Glück nichts Schlimmes, baut es wie bereits mehrfach erwähnt auf dem großartigen Nerevar Rising aus Morrowind auf. A Legacy of Blood, Glory, and Honor wirkt wie ein Reign of the Septims (Oblivion) auf Koks und spult als Best-of einmal alle Emotionen durch, bevor uns der Score in die West Weald, zu Deutsch Westauen, entlässt. Was das ist, darf das Marketing-Team von ZeniMax Online Studios gerne mal sagen:
Wagt euch in die Westauen, der Heimat wohlhabender, colovianischer Kaiserlicher und der Stadt Skingrad. Erlebt eine fruchtbare Region, die zum ersten Mal in The Elder Scrolls IV: Oblivion zu sehen war und nun von daedrischen Vorstößen und dem sich immer weiter ausbreitenden Dschungel von Valenwald bedroht wird.
Das erklärt dann auch die musikalische Nähe zum vierten Ableger. Wirklich Neues erwartet uns also weder inhaltlich noch musikalisch. Folglich fällt dieser Score auch etwas schwächer für mich aus. Er ist okay, aber nicht wirklich bemerkenswert. Schade!