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The Elder Scrolls V: Skyrim

Erscheinungsdatum: 2011
Art: Original Soundtrack (OST)
Komponist(en): Jeremy Soule
Trackzahl: 53


Mag isch

Hier gehts zur Music-Review von
Dawnguard (2012) | Dragonborn (2012).

Schon mal kleine Warnung vorweg: Das hier wird eine längere Kiste. Nicht nur, weil Skyrim als fünfter und aktuell letzter Teil der Elder Scrolls-Hauptreihe wohl das bekannteste Rollenspiel der jüngeren Vergangenheit darstellt. Erfolge wie das fantastische The Witcher 3 oder das nicht minder großartige Baldur’s Gate 3 verdrängen zwar langsam das mittlerweile 13 Jahre alte Spiel von seinem Chefsessel, aber mit seinen ständigen Re-Releases sorgt Publisher Bethesda dafür, dass der Ausflug nach Himmelsrand nicht ganz so schnell in Vergessenheit gerät.

Nein, auch der Soundtrack von Jeremy Soule sollte sich, wie für die Serie üblich, in das kollektive Gedächtnis der Gaming-Community einbrennen – und das letzte große Werk des Komponisten im Videospielbereich darstellen. In meiner Review zu Star Wars: Knights of the Old Republic hatte ich bereits über die Vorwürfe von sexuell Missbrauchs gegen Soule gesprochen, die ihn von der Bildfläche haben verschwinden lassen. Wenn ihr mehr über meine Ansicht zum Thema Künstler*in und Kunstwerk lesen wollt, schaut gerne in mein dazugehöriges Über Cancel Culture.

Mit diesem Thema aus dem Weg, lasst und direkt zum Soundtrack kommen. Dieser umfasst satte 53 Tracks und fällt damit ungewöhnlich umfangreich aus – unerwartet, aber definitiv nicht unwillkommen. Die Dauer von knapp 3,5 Stunden kann dabei etwas irreführend sein. Denn nicht nur haben wir, wie schon bei den Vorgängern, ein paar ‚belanglose‘ Ambient-Stücke zwischen den ganzen Meisterwerken. Nein, zusätzlich dazu gibt es einen 42-minütigen Track genannt „Skyrim Atmospheres“ mit … atmosphärischen Fantasywelt-Impressionen, wer hätte es gedacht?

Qualitativ konnte Soule derweil aus dem Vollen schöpfen und im Vergleich zum bereits großartigen The Elder Scrolls IV: Oblivion, mindestens gleichziehen. Während ich die Musik zum Vorgänger ebenfalls liebe und noch etwas nostalgischer darauf zurückblicke, ist sie, wenn man gemein sein möchte, typische Fantasykost. Sehr hochwertige Fantasykost, wohl gemerkt, aber eben etwas stereotyp. Die Klangkomposition, das Feeling, alles wirkt hochstilisiert und damit künstlich, weil es eine fiktives Szenario beschreibt.

Skyrim schafft es indes, diesen Mantel des Erwartbaren von sich zu werfen, indem es uns ins Weltliche transportiert. Der Score entführt uns, einem Unravel nicht unähnlich („Imperial Throne“), hoch in skandinavisch anmutende (Klang-)Regionen. In denen zeichnen Sonnenstrahlen die Umrisse der schneebedeckten Gebirge nach, während auf der Alm und unten im Tal das Leben stattfindet … eben wie im Spiel. Wir sehen dieses Bild vor unseren Augen, während uns der Score in einen, fast schon trügerischen, Entspannungszustand versetzt – und dann bricht der Kampf los, als ein Drache am Himmel auftaucht. Träumerisches Idyll und erbitterter Überlebenskampf liegen bei diesem Soundtrack so dicht beisammen, wie es nur vielleicht bei Gothic 3 der Fall war, wenn wegen eines Keilers die Hölle losbrach.

Anders als beim direkten Vorgänger sind die Kampftracks aber weniger pathetisch – oder sogar mehr. Was paradox klingt, lässt sich anhand von Stücken wie „Blood and Steel“ und „Watch the Skies“ ganz gut erläutern: Wuchtige Trommeln und tiefe Bläser künden von der nahenden Gefahr, die Schlacht wirkt ‚barbarisch‘, wirkt roher, als wir es bei Elder Scrolls gewohnt sind. Es ist ein fast schon urzeitlicher Streit, Mensch gegen Bestie, der Kampf ums Überleben. Dieses Schauspiel wird von einem Chor begleitet, dessen männliche Stimmen den archaischen Eindruck verstärken, während die hohen weiblichen Gegenstimmen ihn die Walküren gleich auf eine spirituelle Ebene überhöhen.

Diese Diskrepanz funktioniert hier hervorragend, weshalb sich wohl nicht zuletzt Assassin’s Creed Valhalla einer ähnlichen Richtung bedient. Dessen Score erreicht aber in seinen ruhigen Momenten bei Weitem nicht die Qualität, mit der uns Soule verwöhnt. Wo uns Oblivion mit Stücken wie „Through the Valleys“, „Harvest Dawn“ und „Watchman’s Ease“ durch unbeschwerte Täler, malerische Küsten und dicht besiedelte Städte führt, bringt uns Skyrim eine zauberhafte wie karge Landschaft näher, die gezeichnet ist von natürlicher Schönheit.

Da ich nicht zuletzt in meiner Top 50 der besten Kampftracks schon ausführlich über „One They Fear“ gesprochen habe und auch die restlichen Schlachtbegleitungen („Tooth and Claw“ „Death or Sovngarde“) wortwörtlich in die gleiche Kerbe schlagen, möchte ich mich an dieser Stelle den ruhigeren, nicht minder fantastischen Stücken widmen.

Allen voran „The Streets of Whiterun“, das es mit seiner bedächtigen Klaviermelodie schon 2020 in meine erste Liste der Top 100 Videospiel-Tracks geschafft hat. Da ich selbst, mehr oder minder begabt, Klavier spiele, gehen mir solche Stücke meistens etwas näher, als es ein aufregendes Gitarrensolo schafft. Allerdings ist das Piano kein Soloakteur, sondern erreicht gemeinsam mit den Streichern und dem Chor himmelsgleiche Sphären, die mich immer wieder zu Tränen rühren. Kaum ein Stück gibt mir so ein heimeliges Gefühl, diese unantastbare Geborgenheit, in die ich versinke, während ich an meine Tage in Skyrim zurückblicke. Dieser Track ist einfach wunderschön.

Ähnlich schön, aber auf eine andere Weise, ist „Ancient Stones“. Was bei „The Streets of Whiterun“ das Motiv der Rückkehr, der Sicherheit, beschreibt, ist hier die Abenteuerlust, die schier unendliche Weite. Soule versteht es, dieser Welt ein Gefühl des Willkommens zu geben, eine Einladung zum Stauen und Entdecken. Herrlich! Gleichsam einladend ist auch „Awake“, das uns entgegenbrandet und den Beginn unserer Reise in Himmelsrand verkündet.

Dem entgegen stellt „Secunda“ (benannt nach einem der beiden Monde der Welt von Tamriel) eine Form des Innehaltens für mich dar: Die Harfe, begleitet von dem Klavier, fügt eine fast schon meditativ spirituelle Ebene hinzu, wie ein leiser Tanz im Mondlicht. „Solitude“ verfolgt einen ähnlichen Ansatz, geht durch seinen Einsatz von Streichern und Vocals jedoch sogar fast in Richtung Bedauern. Wie eine Klage erhebt sich das Orchester in der Mitte des Stücks und lässt bei mir Erinnerungen an Howard Shores Arbeit für Der Herr der Ringe wachwerden.

Trotzdem bleibt Soule dem Stil der Elder Scrolls-Serie treu: Nicht zuletzt in Form des bekannten Motivs im Theme Song „Dragonborn“, das er schon bei Morrowind als „Nerevar Rising“ (bzw. „Call of Magic“) einführte und in „Reign of the Septims“ aus Oblivion fortsetzte. Das Theme vom Letztgenannten taucht dann erneut in „Unbroken Road“ auf, während „Wind Guide You“ eine Anlehnung an „Minstrel’s Lament“ darstellt (ebenfalls Oblivion). „The Jerall Mountains“ wiederum greift das Theme aus „Through the Valleys“ (Oblivion) auf, was seinerseits ein Nicken in Richtung „Rise to Reality“ (bzw. „Silt Sunrise“) aus Morrowind darstellte.

So zieht sich die TES-DNS, die Soule 2002 mit Morrowind begründete, bis zum aktuell letzten Ableger der Hauptreihe. Ob sich dies mit dem sechsten Teil fortsetzen wird, der gerüchteweise irgendwann 2028 erscheinen soll, bleibt unklar. Immerhin ist das ja auch beim Handyableger Blades (Inon Zur) sowie dem MMORPG The Elder Scrolls Online (Brad Derrick, Rik Schaffer) geglückt, das nach wie vor gleichermaßen mit Erweiterungen und qualitativ hochwertiger Musik versorgt wird.

Kommen wir also zu Fazit: Der Soundtrack zu The Elder Scrolls V: Skyrim ist absolute Spitzenklasse. Das liegt nicht nur an zauberhaften Motiven und kraftvoll unbändigen Actiontracks, sondern auch an der Weitsicht, die Musik näher an der Realität anzusiedeln. Es wird einfach nicht langweilig, sich in dieses auditive Idyll zu versetzen, das Soule mit dem Album heraufbeschwört. Ich persönlich kann jedes Mal versinken, wenn eine der vorsichtigen Noten erklingt – nur um beim nächsten Track mit haaresprießender Brust aufzuspringen und mich dem Kampfe zu stellen. Ein höchst sehenswerter Anblick wegen eines höchst hörenswerten Scores!


Nostalgiewarnung

Die Wertung der einzelnen Tracks ist rein subjektiv und durch meine eigene Erfahrung mit dem Spiel deutlich gefärbt. Mehr dazu findest du in dem Artikel Über Nostalgie.

Nr.TitelInterpret(en)Bewertung
01DragonbornJeremy Soule55/5
02AwakeJeremy Soule55/5
03From Past to PresentJeremy Soule44/5
04Unbroken RoadJeremy Soule44/5
05Ancient StonesJeremy Soule55/5
06The City GatesJeremy Soule44/5
07Silent FootstepsJeremy Soule22/5
08DragonsreachJeremy Soule44/5
09Tooth and ClawJeremy Soule44/5
10Under an Ancient SunJeremy Soule33/5
11Death or SovngardeJeremy Soule44/5
12MasserJeremy Soule33/5
13Distant HorizonsJeremy Soule33/5
14DawnJeremy Soule33/5
15The Jerall MountainsJeremy Soule33/5
16Steel on SteelJeremy Soule44/5
17SecundaJeremy Soule55/5
18Imperial ThroneJeremy Soule44/5
19FrostfallJeremy Soule33/5
20Night Without StarsJeremy Soule22/5
21Into DarknessJeremy Soule11/5
22Kyne's PeaceJeremy Soule33/5
23UnboundJeremy Soule22/5
24Far HorizonsJeremy Soule44/5
25A Winter's TaleJeremy Soule33/5
26The Bannered MareJeremy Soule44/5
27The Streets of WhiterunJeremy Soule55/5
28One They FearJeremy Soule55/5
29The White RiverJeremy Soule44/5
30Silence UnbrokenJeremy Soule11/5
31Standing StonesJeremy Soule44/5
32Beneath the IceJeremy Soule22/5
33TundraJeremy Soule44/5
34Journey's EndJeremy Soule44/5
35Before the StormJeremy Soule33/5
36A Chance MeetingJeremy Soule33/5
37Out of the ColdJeremy Soule33/5
38Around the FireJeremy Soule44/5
39Shadows and EchoesJeremy Soule11/5
40Caught Off GuardJeremy Soule55/5
41AuroraJeremy Soule44/5
42Blood and SteelJeremy Soule55/5
43Towers and ShadowsJeremy Soule33/5
44Seven Thousand StepsJeremy Soule22/5
45SolitudeJeremy Soule55/5
46Watch the SkiesJeremy Soule55/5
47The Gathering StormJeremy Soule44/5
48Sky Above, Voice WithinJeremy Soule44/5
49Death in the DarknessJeremy Soule22/5
50Shattered ShieldsJeremy Soule11/5
51SovngardeJeremy Soule55/5
52Wind Guide YouJeremy Soule44/5
53Skyrim AtmospheresJeremy Soule11/5

Erscheinungsdatum: 2012
Art: Gamerip
Komponist(en): Jeremy Soule
Trackzahl: 4

Dawnguard

Trotz der Unzahl an Mods und Total Conversions der treuen Fangemeinde, durch die Skyrim selbst heute noch sowohl gut aussehen als auch mit Tonnen von neuen Inhalten punkten kann, wurden zudem insgesamt drei offizielle DLCs released, von denen allerdings nur zwei mit neuen Musikstücken versehen wurde. Leider gibt es auch keine OSTs, weshalb wir bei Dawnguard und Dragonborn jeweils mit einem Gamerip Vorlieb nehmen müssen.

Inhaltlich dreht sich Dawnguard um eine Gruppe Vampirjäger, die sich an die Fersen der Blutsauger geheftet haben. Uns obliegt die Entscheidung, welcher der beiden Fraktionen wir uns anschließen wollen. Storytechnisch wie auch musikalisch geht es also in modrige Burgen und verlassene Krypten, was genau so unterhaltsam klingt, wie es schlussendlich auch ist. Mit gerade einmal vier Tracks ist der Gamerip aber deutlich schneller durchgehört als das Abenteuer durchgespielt.

Wo Soule im Hauptspiel eine ganze Welt offenstand, bietet der instanziierte Abstecher in die Welt der Sonnenallergiker wenig Platz für musikalische Meisterklasse. Tatsächlich ist nur das Stück der namensgebenden Dawnguard, „What’s Left of the Snow Elves / The Forgotten Vale“, erwähnenswert, wenngleich es trotz seines gefühlvollen Ansatzes ironischerweise recht blutlos bleibt. Das Vampir-Pendant „Vampires of Clan Volkihar“ klingt nach typischem Dungeon-Muff à la Oblivion, und die restlichen beiden Tracks „Ancient Depths (Ambience)“ und „Vampiric Depths (Ambience)“ sind halt Ambiente. Schade.

Nr.TitelInterpret(en)Bewertung
01What's Left of the Snow Elves / The Forgotten ValeJeremy Soule33/5
02Vampires of Clan VolkiharJeremy Soule22/5
03Ancient Depths (Ambience)Jeremy Soule11/5
04Vampiric Depths (Ambience)Jeremy Soule11/5

Erscheinungsdatum: 2012
Art: Gamerip
Komponist(en): Jeremy Soule
Trackzahl: 14

Dragonborn

Deutlich umfangreicher scheint da der Score zu Dragonborn. Dieser DLC verschifft uns nämlich in eine komplett neue Region … beziehungsweise eine altbekannte: Denn als Schauplatz des Geschehens dient die Insel Solstheim, die ein wenig an das von den Dunkelelfen bewohnte Morrowind erinnert. Das wird nicht nur in der Optik deutlich, sondern auch bei der Musik: 7 der 14 Tracks sind direkt aus dem OST zu The Elder Scrolls III: Morrowind entliehen, weshalb uns hier Klassiker wie „The Road Most Travelled“, „Blessing of Vivec“ und „Silt Sunrise“ begrüßen.

Aber es gibt auch Neues und das ist glücklicherweise deutlich spannender als noch bei Dawnguard. Weil es sich bei diesem Album um einen Gamerip handelt, bin ich bei den Benennungen nicht sicher, welches der richtige Titel ist, weshalb ich einfach mal beide notiert habe: „Under Redoran Watch / Returning 400 Years Later“, „Telvanni Tower / Arriving in Solstheim“ und „The Moesring Mountains / Dragonborn’s End“ sind angenehm gefühlvoll, „Ashfall / Eldritch Depths“ nett sphärisch und „Apocrypha (Realm of Knowledge)“ einem Daedra gemäß schaurig genug, ohne ins Gruselige abzudriften. Der Rest ist, wie gesagt, schon aus Morrowind bekannt. Insgesamt nice to have, Killer-Tracks wie im Hauptspiel sind aber leider keine dabei.

Nr.TitelInterpret(en)Bewertung
01Welcome, OutlanderJeremy Soule44/5
02Under Redoran Watch / Returning 400 Years LaterJeremy Soule44/5
03Ashfall / Eldritch DepthsJeremy Soule33/5
04Telvanni Tower / Arriving in SolstheimJeremy Soule44/5
05The Moesring Mountains / Dragonborn's EndJeremy Soule44/5
06Apocrypha (Realm of Knowledge)Jeremy Soule22/5
07Apocrypha (Ambience)Jeremy Soule11/5
08Over the Next Hill*Jeremy Soule33/5
09Peaceful Waters*Jeremy Soule44/5
10The Road Most Travelled*Jeremy Soule55/5
11Blessing of Vivec*Jeremy Soule33/5
12Silt Sunrise*Jeremy Soule44/5
13Shed Your Travails*Jeremy Soule33/5
14Caprice*Jeremy Soule44/5

*Track im Original Soundtrack zu The Elder Scrolls III: Morrowind enthalten

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