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Die Siedler

Erscheinungsdatum: 1993
Art: Gamerip
Komponist(en): Haiko Ruttmann
Trackzahl: 2


Ein Land vor meiner Zeit

Nach Anno kommt jetzt die zweite der wohl bekanntesten Strategiespielreihen aus deutschen Landen: Die Siedler. Wobei ich den Auftakt, wie auch schon bei der Heroes of Might and Magic-Serie, mit Handicap beginnen muss. Denn den Urvater von 1993 habe ich nie gespielt, sondern bin erst mit Teil 2 eingestiegen, weil der Vorgänger zunächst nur für den Amiga und später auch für MS-DOS (DOS, das muss man sich mal vorstellen!) erschien. Andererseits gibt mir das einen neutralen Blick auf das Spiel, das fast so alt ist wie ich selbst.

Kurz zum simplen Spielprinzip. Das beschränkte sich auf Warenkreisläufe aufbauen, expandieren, und dann mit Glück nicht von der KI verkloppt werden. Während das in Die Siedler und Die Siedler II noch mit dem bekannten Fahnen- und Wegesystem funktionierte, fiel dieses Alleinstellungsmerkmal mit Die Siedler III schon wieder von Bord und die Wuselbürger fingen an, sich ihre Pfade selbst zu trampeln. Spätestens der fünfte Ableger brach schließlich mit gewohnten Konventionen und wird bis heute von vielen Fans als Lowlight der Serie betrachtet… was ich verstehen kann. Dennoch hatte ich meinen Spaß damit. Dazu aber mehr an gegebener Stelle. Nun also zum Soundtrack von Die Siedler.

Und der ist überraschend gut! Dass sich das Spiel selbst nicht hundertprozentig ernst nimmt, sieht man schon beim ersten Blick aufs Cover: ein dicker Ritter auf einem Langhaarpony gibt ein Thumbs-Up an den Betrachter, beäugt wird das Duo von einem rothaarigen Jungen in Shorts. Auch wenn das keine Rückschlüsse auf die Qualität des eigentlichen Games zulässt, spiegelt sich diese Attitüde in der Musik wider. Das „Intro“ kommt unbeschwert daher, wir sehen förmlich einen etwas korpulenteren Mann fröhlich durch die Straßen wackeln und den Nachbarn zuwinken, eine kindliche Vorstellung in Knallbonbon-bunt. Der zweite Track, die eigentliche Spielmusik, ist der Technik geschuldet ein durchgängiger, 12 ½-minütiger Song.

Weniger überzogen happy zwitschert zu Beginn das Hauptthema als eingängige Melodie, die stellenweise wie eine MIDI-Version vom Fluch der Karibik-Thema klingt und mir vielleicht deshalb ausnehmend gut gefällt. Gegen Ende wiederum kommt Jahrmarkt-Feeling auf, es klingt schon eher nach dem Nachfolger. Und da ist er auch schon vorbei, der Soundtrack. Insgesamt 14:20 Min dauert die Reise, in eine Zeit vor epochalem Orchesterbombast, vor abendfüllenden Tracklisten und filmreifer Inszenierung. Als eine Eiskugel noch 50 Pfennig kostete und Mattis noch nicht gelernt hatte, zu sprechen (the good times!). Und diese kurze Reise hat mir Spaß gemacht.

Deshalb kassiert der erste Die Siedler-Soundtrack auch ohne Nostalgiebonus eine sehr respektable Wertung und würde dabei wahrscheinlich sogar noch besser wegkommen, wenn die einzelnen Tracks gesplittet wären. So reicht es ‚nur‘ für vier Sterne und die überraschende Erkenntnis, dass mir dieser Soundtrack fast besser gefällt als der von Die Siedler II, also dem Spiel, das ich tatsächlich auch gespielt habe. Wieso der retrospektiv betrachtet nicht so gut wegkommt, erzähle ich in der dazugehörigen Review.


Nr.TitelInterpret(en)Bewertung
1IntroHaiko Ruttmann33/5
2The SettlersHaiko Ruttmann44/5

 

One Comment

  • Muhatma Mahndi

    Mattis ohne Nostalgie? Das verträgt meine eigene Nostalgie – Brille nicht. Kenne ich diese famose Seite doch nur mit vergangenheitpropagierenden Verklärungen, die keinen Normen unterworfen doch sich selbst und für jeden anderen Gesetz sein sollten. Ich bin entrüstet, wäre der Beitrag nicht wieder mein persönliches Digestif um mich von literarischen Magenfüllern genüsslich in den Abend geleiten zu lassen.

    Mein Muh dazu

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