Beasts and Bumpkins
Intermezzo
Dabei war es doch eigentlich nur mein Anliegen, die kleine Siedlung wachsen zu lassen, den Generationen beim Kommen und Gehen zuzusehen und währenddessen die Karte zu entdecken – das wollte Beasts and Bumpkins aber nicht. Beasts and Bumpkins wollte, dass ich mit einem gesunden Wachstum die Bevölkerung vermehrte, das Missionsziel erfüllte und wenn das endlich geschafft war, warf es mich ins nächste, schwierigere Szenario. Gnadenlos und stellenweise unfair schwer, ging dem Erfolg einer Mission immer ein Tanz auf dem Personalvulkan voran, wo entschieden werden musste, wer lebt, wer stirbt, und wer sich um den Fortbestand der Zivilisation kümmert.
Richtig gehört, hier wird gebumst. Anders als bei Ubisofts Knuddelkumpan hat dieses Spiel den Biounterricht nicht geschwänzt, sondern weiß, dass für den reproduktiven Akt ein Männchen und ein Weibchen notwendig sind. Diese künden ihre Intentionen zum Einbruch der Nacht an (‚Ich weiß, worauf ich Lust hätte…‘ – ‚Jooo, weiter so!‘), man verzieht sich ins kuschelige Nest, es erfolgt ein Plop-Geräusch und am nächsten Morgen wird das Kind von Muttern in der Wiege beschaut, während Vattern arbeiten geht.
Wie gesagt nimmt das Spiel sich kaum ernst. Die Soundeffekte sind fast schon comichaft und die Voice-Lines, wenn auch nicht abwechslungsreich, unterhaltsam. Hinzukommen die Porträts der Dorfbewohner, die herrlich schrullig wirken und bei dem der Normalo-Einheimische mich immer an den Vater meines Kumpels Paul erinnert hat … hach, Kindheitserinnerungen.
Die kommen im Übrigen nicht hoch, wenn ich die Musik vom preisgekrönten Komponisten James Hannigan höre – denn es gibt sie nicht. Also schon, nur halt nicht während der Partien. Tatsächlich baut Beasts and Bumpkins akustisch vollständig auf die Geräuschkulisse der Geschehnisse auf dem Bildschirm: Das Sägen und Steineklopfen der Bauarbeiter, das Eierlegen der Hühner, das Muhen der Kühe und das schaurige ‚Nachtisch!‘-Gemurmel der Zombies, die sich des Nachts an unser Dorf heranschleichen.
Hannigans Talent, der unter anderem auch die Musik für die letzten vier Harry Potter-Spiele und Command & Conquer: Red Alert 3 beisteuerte, wird nur bei den Briefingbildschirm zu Beginn der verschiedenen Szenarien gefordert. Die sieben Tracks des Gamerips sind dementsprechend kurz (meist nur eine Minute) und entgegen dem eigentlichen Game weniger überzogen, dafür aber recht stereotyp:
Meiner kleinen Recherche nach handelt es sich authentische Lieder aus dem Mittelalter, die im Stil eines Knights & Merchants oder Stronghold mit Harfen, Lauten und Flöten aristokratische Hofstimmung aufkommen lassen. Zumindest weiß ich bei drei Stücken, dass es um historische Werke handelt: The Three Ravens war ein englisches Volkslied von 1611, Jack and Joan ein Gedicht von Thomas Campion aus 1613, und Say loue if euer thou didst finde ein Werk des Renaissance-Komponisten John Dowland (1603).
Weil in diesen Stücken gesungen wird, konnte ich zumindest die Lyrics nachgoogeln. Bei Beasts and Bumpkins 2 summt die Opernsängerin dagegen nur, und die Tracks Beasts and Bumpkins 1, Beasts and Bumpkins 3 und Beasts and Bumpkins 7 sind reine Akustikstücke. Stört mich das? Nicht im Geringsten. Die Tracks passen für mich sehr gut zum Spiel, selbst wenn sie Randakteure sind und nur bei den Zwischenbildschirmen auftreten.
Nostalgiewarnung
Nr. | Titel | Interpret(en) | Bewertung |
---|---|---|---|
01 | Beasts and Bumpkins 1 | James Hannigan | |
02 | Beasts and Bumpkins 2 | James Hannigan | |
03 | Beasts and Bumpkins 3 | James Hannigan | |
04 | The Three Ravens | Thomas Ravenscroft | |
05 | Jack and Joan | Thomas Campion | |
06 | Say loue if euer thou didst finde | John Dowland | |
07 | Beasts and Bumpkins 7 | James Hannigan |