Age of Empires II: The Age of Kings
Age of Empires II:
The Age of Kings
16.10.2023
Kultiges Mittelalter
So durften beispielsweise die Wikinger mit ihren Drachenbooten und Berserkern Angst und Schrecken verbreiten, während die karthagische Kataphrakt-Kavallerie mit ihrem Trampelschaden umstehende Feinde im Vorbeireiten verletzte. Die Mameluken der Sarazenen warfen ihre Säbel und die Perser führten den schwerfälligen wie dickheutigen Kriegselefanten aufs Feld. Und es gab den aus Command & Conquer bekannten Selbstmordattentäter, genannt Petard, der mit zwei Pulverfässern ausgestattet herausfinden durfte, warum er nicht in die feudale Rentenkasse einzahlen musste.
Von den ganzen AoEs hatte ich bis zum Release von Age of Empires IV wohl mit diesem Game sowie seiner Erweiterung, The Conquerors, am meisten Zeit verbracht. Da das Spiel heute noch aktiv gezockt wird, kann man hier wohl von einem Meilenstein der Videospielgeschichte sprechen – und das, meiner Meinung nach, absolut zu Recht. Auch wenn es ‚Zeitalter‘ im Namen hat (immer ’ne schwierige Sache), ist Age of Empires II: The Age of Kings zeitlos. Gleiches gilt darüber hinaus für seinen Soundtrack.
Das fängt schon beim Main Themen an, welches sich hinter dem bescheuerten Titel Quest for Butter verbirgt und so ziemlich jedem versierten Gamer bekannt sein dürfte. Das ‚Da Daaa, DaDa Da Daaa … Da Daaa, DaDa Da Daaaaaa‘ ist supersimpel und supereingängig. Zwar lief es bereits im ersten AoE im Intro und anderen Cutscenes, im Score fand es sich fortan aber erst in den Nachfolgern wieder. Wie beim ersten Age of Empires sind wieder die Geschwister David und Stephen Rippy am Werk, hier jedoch ergänzt um Kevin McMullan, der später vor allem an der erfolgreichen Destiny-Reihe mitwirken sollte.
Der 16 Tracks lange OST ist für mich ein wohlig warmes Nostalgiebad, in dem ich versinken und die Seele baumeln lassen kann. Anders als zeitgenössische Strategietitel, oder das durch seine MIDI-Kompression tatsächlich teils deutlich ‚aggressiver‘ klingende Age of Empires 1, zeichnet sich die Musik bei Teil 2 durch eine entspannte, fast schon beruhigende Klangkulisse aus. Da, wie damals üblich, nicht mit Cues zwischen Kampf- und Ambient-Tracks gewechselt wurde, um die Schlachten entsprechend zu untermalen, gibt es keinen harten Bruch zwischen belanglosem Hintergrundrauschen und heroischer Schlachtmusik.
Stattdessen geraten wir in Stücken wie Shamburger, Drizzle [Firelight Smoove Mix] oder T Station in einen fast Trance-artigen Zustand. Hier ergänzen sich Beats und (mittelalterliche) Instrumente wie Glockenspiel, Cembalo und Flöte und erzeugen einen Mitwipp-Rhythmus, der fast schon konträr zu den teils hektischen Massenschlachten läuft. Dazu passt auch I Will Beat on Your Behind, das mit seiner Aufmachung ein wenig wie ein Medieval 2: Total War auf Valium klingt.
Dieser Entspannungstherapie stehen Stücke wie Bass Bag oder Rich Corinthian Leather gegenüber, die mit ihrem hohen Tempo auf andere Weise begeistern. Auch Stereotype wie tribal und orientalische Einflüsse in Machina del Diablo, Ride Lawrence Ride! und Smells Like Crickets, Tastes Like Chicken lockern die Mittelalterstimmung angenehm auf, ohne aus der Komposition herauszufallen. Das tut tatsächlich nur der Abschlusstrack … Where Credit Is Due, der wie aus einem Sessions-Album von Simon & Garfunkel feat. Jerry Martin (Die Sims) entliehen klingt. Schmälern tut dies den Gesamteindruck allerdings nicht. Der Soundtrack zu Age of Empires II: The Age of Kings ist Kult.
Nostalgiewarnung
Die Wertung der einzelnen Tracks ist rein subjektiv und durch meine eigene Erfahrung mit dem Spiel deutlich gefärbt. Mehr dazu findest du in dem Artikel Über Nostalgie.





