Rematch
Rematch
11.07.2025
Rückspiel ohne Rückspiegel
Manche Ideen funktionieren, weil sie simpel sind. Nicht umsonst lassen sich die erfolgreichsten Business-Cases (ui, fancy Wörter) auf einen Bierdeckel packen oder während einer Aufzugfahrt, dem sogenannten Elevator-Pitch, erklären. Sachen im Internet suchen: Google. Eine Online-Spieledatenbank mit regelmäßigen Rabattaktionen: Steam. So links sein, dass man rechts wieder herauskommt: Sahra Wagenknecht.
Ebenso möglich ist es, sich bereits existierende Ideen zu schnappen und zu erweitern. Im Falle von Rocket League war damals der einfache wie geniale Gedanke: Fußball mit Autos. Was bei TV Total funktionierte, klappte auch am PC hervorragend, sodass sich das Spiel bis heute großer Beliebtheit erfreut. Und dann kann man natürlich auch Konzepte wieder reduzieren. So geschehen bei Rematch. Die Entwickler*innen von Sloclap nahmen sich wohl das eben benannte Rocket League als Vorbild und strichen die Autos. Also im Grunde Fußball?
Nicht ganz. Denn statt auf Realismus setzen die Martial-Arts-Meister, die schon in Absolver und Sifu ihren Hang zum Zweikampf bewiesen haben, auf arcadige Bolzplatzaction. In den 3vs3- und 5vs5-Matches mit fliegendem Torwart kommt eher das Feeling eines Mario Smash Football als das von Platzhirsch Fifa auf. Und durch den Einsatz von Fähigkeiten wie Grätschen, Finten und Sprints kommt sogar eine Prise Taktik dazu. Ob der Genremix sein Ziel erreicht hat oder am Tor scheitert, kann ich als Außenstehender nicht beurteilen, doch die durchwachsenen Kritiken lassen mittelmäßigen Spielspaß vermuten.
Der Original Soundtrack (OST) vom Franzosen Rémi Gallego, auch bekannt unter dem Pseudonym The Algorithm, kommt dazu passend recht überschaubar daher. Sollte Rematch indes eine ähnliche Zukunft wie seinem Genrevetter vergönnt sein, werden die folgenden Seasons vermutlich noch mehr (musikalischen) Content liefern, doch für den Moment müssen wir uns mit insgesamt zehn Tracks begnügen. Die knüppeln alle in die Techno-/Electro-Kerbe und vermitteln eine Ernsthaftigkeit, die nicht so recht zur vergleichsweisen Leichthaftigkeit des dazugehörigen Spiels passen möchte.
Stücke wie Road to Victory oder Desert erwecken durch ihre treibenden Beats und dramatischen Bläser den Anschein, mit Call of Duty– oder der Forza Motorsport-Reihe verwandt zu sein zu wollen. Flower Field biegt derweil Richtung Kena: Bridge of Spirits und Furi ab. Es scheint um etwas zu gehen, es pumpt nach vorne. Perfekt für schnelle Action, beeindruckende Szenen und gleichzeitig meilenweit entfernt von der relaxten Attitüde eines Rocket League. Aber gut, der Vergleich ist vermutlich ungerecht. Der Score funktioniert und ist durch den ähnlichen Aufbau (langsamer Start, volle Möhre ab der Hälfte) repetitiv wie modular. Eine eigene Identität, die große Idee, fehlt jedoch.





