Mittelmäßige Maskerade

2007 ist mittlerweile ziemlich genau 15 Jahre her und vieles hat sich verändert: Eine Pandemie hat die Welt im Griff, Battlefield-Spiele kann man mittlerweile nicht mehr guten Gewissens kaufen (ja, ich bin immer noch sauer) und ich bin nicht mehr 14, sondern bald 30. Das heißt nicht nur, dass ich mehr Haare auf dem Rücken aus auf dem Kopf habe, sondern auch, dass meine Erinnerungen an Neverwinter Nights 2 und dessen erstes Addon Mask of the Betrayer nicht mehr ganz so taufrisch sind. Ich meine, es gespielt zu haben. Ich bin mir aber auch sehr sicher, dass ich nach hunderten Stunden dank Verskillung beim Endboss des Hauptspiels hängengeblieben bin und anschließend aufgrund von verlorenen Savegames das Game nie durchgezockt habe. Also keine Ahnung, ob die Erweiterung was taugt, darum geht’s nunmehr direkt in die Musik-Review.

Der Soundtrack stammt dieses Mal nicht von Dave Fraser und Neil Goldberg, sondern einem anderen dynamischen Duo namens Alexander Brandon und Rik Schaffer. Diese bleiben zwar thematisch auf dem Parkett der Fantasyatmosphäre, begeben sich dort indes in düstere Gefilde und schlagen bedrückendere Töne an. Die passen bestimmt – und sofern ich mich richtig erinnere – zur Murder-Mystery-Thematik des Spiels, die Tracks funktionieren dadurch jedoch weniger gut als Einzelstücke für zwischendurch.

Spiele der Dungeons & Dragons-Reihe

Neverwinter Nights (2002)

Neverwinter Nights 2 (2006)

Denn leider wird kein Rückbezug zu den tollen Themes des Hauptspiels genommen, die sich dankenswerterweise an Jeremy Soules markantem Stil orientierten, wodurch diese Komposition– simpel ausgedrückt – einfach weniger gut klingt. The Veil Theater soll, wie der Name schon sagen, Theaterstimmung und Klasse ausstrahlen, wirkt allerdings eher nach belanglosem Hintergrundgeklimper. In den Barrow Combat-Tracks wird dagegen mittels Percussions Spannung und Drama erzeugt, was zwar funktioniert, und dennoch wirkt die Tribalmucke etwas zu unspektakulär. Generell ähnelt der Score eher klassischen Rollenspielen wie Baldurs Gate oder Vampire: The Masquerade – Bloodlines… was logisch ist, schließlich hat Schaffer den Soundtrack des Blutsaugergames geschrieben.

Das wäre alles kein Problem, wenn der Score für mich nicht im Schatten des Hauptspiels stünde. Es ist lobenswert, dass bestimmte Themes wie zum Beispiel Shadow Mulsantir durch Variationen wie Shadow Mulsantir Combat mit neuen Instrumentalisierungen facettenreicher werden, doch bleibt schlicht kaum etwas davon im Gedächtnis hängen. Zumal die Tracks zum Teil sehr abrupt enden. Generell kann man dem Soundtrack aber nicht vorwerfen, er sei zu eindimensional: Glockengeläut sorgt für schöne Friedfhofsatmosphäre, der bedrückende Grundtenor funktioniert gut. Und durch den gelegentlichen Einsatz von Gitarren und Streichern entstehen Assoziationen mit Spielen wie Diablo oder Overlord. Dennoch ist der OST in seiner Gesamtheit für mich nur ‚befriedigend‘.