MindsEye
MindsEye
18.07.2025
Eyes Wide Shut
„Ein Fest für die Augen, eine stumpfsinnig schlechte Zeit“ (Gamingbolt). „Eine Katastrophe“ (GameStar). „Guter Ansatz, katastrophale Umsetzung“ (Playfront). Über MindsEye, dem Erstlingswerk von Build A Rocket Boy und selbsternanntem GTA-Killer wurde schon alles gesagt – das Meiste davon war Schlechtes. Der Open-World-Shooter sei ein technisches Desaster, so heißt es. Und dass der Studiochef und ehemaliger Rockstar-North-Produzent Leslie Benzies eine riesige Verschwörung und Reviewsabotage gegen sein Spiel wittert, freut zwar die Klatschpresse, weckt jedoch wenig Vertrauen auf Vernunft und Einsicht.
Da ich ungern nachtreten möchte, schwenke ich auf mein Steckenpferd um und verliere ein paar Worte zum Soundtrack. Der wird bei schlechten Spielen gerne mal mitverurteilt und kommt häufig viel schlechter weg, als er es eigentlich ist. Jüngstes und prominentestes Beispiel dafür war für mich der Score zu Der Herr der Ringe: Gollum, der zwar eher durchschnittliche Kost bot, damit jedoch bereits weit über den Wertungen des eigentlichen Spiels lag.
Ein ähnliches Fazit würde ich auch gerne über den MindsEye-OST fällen … kann es aber nicht. Die 12 Tracks wurden von Stuart Ross komponiert, der an der Musik zu Grand Theft Auto 2 und Grand Theft Auto III mitwirkte, abseits dessen jedoch nur Credits als Sound Designer und allgemeiner Audio-Mensch vorzuweisen hat. An seiner Seite steht mit Ryan Lee West, auch bekannt als Rival Consoles, ein umtriebiger Elektro-DJ mit über neun Alben. Das Ergebnis ihrer Zusammenarbeit bleibt jedoch ‚unterwältigend‘.
Die Musik von MindsEye fällt im Gros in die Kategorie Sci-Fi-Action, wird dominiert von Synthies und wabernden Bässen und lässt eine Identität stark vermissen. Die Musik klingt wie Mirror’s Edge ohne Gefühl, wie Furi ohne Spitzen oder Forza Motorsport ohne Drive. Qualitativ gibt es nichts zu meckern. Das Ganze ist hochwertig produziert und abgemischt, sodass wir stets das Gefühl haben, als führe die Kamera über eine Panorama-Szene aus Blade Runner 2049. Die ist durch ihre optische Brillanz ein beeindruckender Teil des Films, aber nur ein winziger – und nach der dritten Aufnahme der Stadt denken wir uns unweigerlich: Wann passiert wieder etwas?
Diese Antwort bleiben Ross und West in ihrer Arbeit für MindsEye schuldig. Zwar gibt es mit Tracks wie Ticking Clock kleinere Lichtblicke, die z. B. durch den Einsatz vom Klavier ein wenig aus dem Immergleich ausbrechen, doch auch sie erliegen dem monoton repetitiven Klangteppich der Moderne. Auch wenn der OST kein Totalausfall wie das eigentliche Spiel ist, so leidet er doch unter einer vermeidbaren Gleichförmigkeit. Viele Komponist*innen haben bereits gezeigt, wie es besser geht. Nicht aus der Vergangenheit zu lernen, mag ein aktuell zeitgenössischer Ansatz sein, allerdings – so wie in der echten Welt – ist er auch bei diesem Score leider der falsche.





