SpellForce 3

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Erscheinungsdatum: 2017

Art: Original Soundtrack (OST)

Komponist(en): Bastian Kieslinger

Trackzahl: 50

Wertung

Kritik auf hohem Niveau

Hier geht’s zur Music-Review von
Soul Harvest (2019) | Fallen God (2020).

Als SpellForce 3 2017 erschien, wusste ich nicht, was ich davon halten sollte. Zuerst war die Vorfreude groß, weil SpellForce. Elf Jahre nach dem Vorgänger (die Addons mal ausgelassen) ging es endlich weiter! Dann kam die Sorge, dass es nicht so gut wie der großartige zweite oder auch der sehr gute erste Teil werden würde. Andererseits konnte es nur besser als die desaströsen Cashgrab-Erweiterungen Faith in Destiny und Demons of the Past sein.

Nach den ersten Tests wurde schnell klar: SpellForce 3 war kein Spitzenspiel. Dafür gab es einfach zu viele Bugs. Doch nach einigen Patches pendelte sich das Meinungsbarometer im oberen Drittel der Skala ein und ich war gewillt, dem Game eine Chance zu geben. Bereut habe ich diese Entscheidung nicht, allerdings war das Erstlingswerk der deutschen Grimlore Games schlussendlich nicht das, was ich mir erhofft hatte.

Das hybride Spielprinzip aus Rollenspiel und Echtzeitstrategie ist nach wie vor einzigartig und funktioniert auch im dritten Teil sehr gut. Hier wurde der Fokus indes etwas umgeschichtet: Statt einer größeren Heldentruppe und reduziertem Basenbau haben wir nun eine kleinere Party mit stärkerem Ressourcen- und Arbeitermanagement. Zusätzlich wurde der Rollenspielaspekt verschlankt und statt Mana gab es nur noch Cooldowns.

Für mich als jemand, dem die Story und Charaktere immer wichtiger waren und für den der Strategiepart eher ein nettes Gimmick darstellte, um meinen Helden das Leben zu erleichtern, ist diese Designentscheidung ein Schritt in die falsche Richtung. Vielleicht liegt mir aber auch Strategie Marke Age of Empires / Warcraft mehr als diese Mischung aus Company of Heroes / Northguard und Konsorten. Weil das Geschmacksache ist, kann ich hier aber gut mit meiner Kritik hinter Berg halten. Bei den (deutschen) Synchronsprechern gibt es derweil nichts zu motzen, hier ist alles auf Klasseniveau.

Was mich dagegen gestört hat, war das Erkunden der Welt Eo und die eigentliche Story. Die ist an sich interessant und gut erzählt, spielt als Prequel jedoch vor den Geschehnissen der Vorgänger. Als einfaches Tool, damit auch Serienneulinge verstehen, worum es geht, sorgte der Zeitsprung derweil meiner Meinung nach für eine Art Belanglosigkeit. Denn das, was SpellForce so besonders gemacht hat, war die Welt, mit ihren zerklüfteten und nur durch Portale verbundenen Inseln, die, dem Gang durchs Stargate-gleich, uns immer Neues offenbarten. In SpellForce 3 bereisen wir dagegen eine zusammenhängende Welt vor der kataklysmischen Convocation, was sich eher wie ein Neverwinter Nights oder (nicht zuletzt durch den Artstyle) Diablo IV anfühlt.

Dadurch erscheint dieser Ableger wie ein Rollenspiel unter vielen. Schlecht ist SF3 deshalb nicht und Neueinsteiger dürften sicherlich ihren Spaß haben; für mich als Serienfan ist aber so gut wie nichts von der Geschichte um die Magier und die Seuche des ‚Blutbrands‘ hängen geblieben. Tatsächlich kamen erst beim Nachlesen ein paar Erinnerungen hoch – Erinnerungen an einige recht spaßige Stunden, die jedoch meine kindliche Freude von früher nicht replizieren konnten. Gut, damals war ich eben erst 14, doch die Hoffnung war da. Trotzdem keine Sorge, ein Verriss wird diese Review nicht, kann ich doch nun froh verkünden, dass zumindest der Soundtrack dem der Vorgänger in nichts nachsteht.

Wobei, so ganz korrekt ist das nicht. Schließlich reden wir bei der Musik zu SpellForce 2: Shadow Wars von einem der besten Fantasy-Rollenspiel-Scores aller Zeiten, der im besten Sinne der Epik von Howard Shores Arbeit für die Der Herr der Ringe-Filme nacheifert. SpellForce 3 erreicht diese dynamische Reichweite aus wuchtigem Schlachtendrama und Herzschmerzmelodien zwar weniger, trotzdem spielt es in der oberen Liga der stimmungsvollen Musikbegleitungen … doch von vorn.

Der Original Soundtrack umfasst 50 Tracks und versorgt uns knappe drei Stunden mit herrlichem Fantasy-Allerlei. Komponist Bastian Kieslinger, der als Audio Director und Sound Designer bei Grimlore Games tätig ist, weiß, wie ein guter Score funktioniert. Leider findet sich im Netz kaum etwas über den Deutschen. Lediglich folgende Biografie konnte ich der Seite music-week.com entnehmen:

[Bastian Kieslinger absolvierte] das Gamedesign Bachelor und Master Studium [sic] an der Mediadesign Hochschule München, jeweils mit Auszeichnung als Jahrgangsbester. Schon während des Studiums arbeitete Bastian an Musik und Sound Design für verschiedene Projekte von Wolpertinger Games (Phobos, Poopocalypse, Ravensburger Puzzle), Brightside Games (Zeit²), Realmforge (Dungeons) und Coreplay (Chaos Chronicles). […] Eine Auswahl seiner Arbeit zum Reinhören gibt es auf seiner SoundCloud.

Abseits seiner Soundcloud-Tracks erweist es sich als schwierig, in weitere seiner Kompositionen reinzuschnuppern. Ich kann deshalb nur vermuten, dass er in den kindlichen Dungeons-Spielen der Realmforge Studios zum ersten Mal seine Fantasy-Ader ausleben konnte und sie nun in SpellForce 3 zum Erblühen bringt. Oder Spritzen? Diese Metapher funktioniert irgendwie nicht so optimal … egal. Was dagegen gut funktioniert (eine Überleitung aus dem Himmel!) ist das Hauptmotiv des Scores. Das hören wir im ersten Track und bekommen innerhalb von wenigen Sekunden ins Gesicht geballert, dass Kieslinger es ernst meint.

Bastion beginnt mit einer Ouvertüre aus Streichern, die schnell durch einsetzende Trommeln und einen Männerchor abgelöst werden, wie wir ihn aus Sykrims Dragonborn-Theme kennen: Kurze Rufe in einer erdachten Sprache, die, gestützt durch die Bläser, anschwellen und bei Sekunde 51 kurz innehalten. Ein Moment, ein Augenblick, ein Plateau. Dann entlädt sich das Orchester in seiner ganzen Gewalt zu einer Symphonie aus Heroik und unnachgiebiger Schönheit. In dieser Schlachtenhymne trifft das Runes of Magic-Theme auf Overwatch, Pathos auf Perfekt. Es gibt nichts, was ich kritisieren kann, keine Note wirkt überflüssig oder fehl am Platz.

Eine Minute ist vergangen, Bastion wird müde, der Ansturm ist vorbei. Das Ritardando zwingt das Stück ins Schritttempo, die Streicher und zarten weiblichen Vocals begleiten uns. Die Schlacht wurde geschlagen, der Kampf liegt hinter uns – doch wir sind noch nicht am Ende. In typischer Hollywood-Manier blicken wir auf die Szenerie, verlassen den Boden und fliegen gen Himmel, als sich das Orchester ein letztes Mal erhebt: Katharsis, beflügelt, befreit. Es ist geschafft … was ein Einstieg! Das Theme wird uns als Zitat auch in anderen Tracks wie Face the Light begegnen, nie jedoch in dieser Gewalt.

Dieses hohe Niveau erreicht Kieslinger in diesem Ausmaß leider nicht mehr, was sein Schaffen von den Werken seiner Kollegen in den Vorgängern unterscheidet, aber er hat noch einige Banger im Köcher: Greykeep ist das Theme für die Zitadelle der Menschen und erhält als solches, wie bei Heroes of Might and Magic V oder dem korrespondierenden Hawkeyrie aus SpellForce 2, engelsgleiche Qualitäten. Diese erwecken, durch entschlossene Bläser und Percussions unterfüttert, eine standhafte, ja wehrhafte Herrschaftlichkeit.

Viele weitere Stücke schwimmen im Fahrwasser toller Vorlagen wie von Dragon Age: Inquisition oder den späteren Final Fantasy-Teilen und transportieren gekonnt die klassische Heldengeschichte. Düstere oder bedrückende Töne finden wir trotz der Geschichte wenig, womit Kieslinger dem Stil der Vorgänger folgt. Das behutsame Klavier in Rest oder Mulandir, der Chor in Don’t Cry, Sister Forest, die Arie in Bitter Still oder das melancholische Fields of the Past – wie schon die Stücke von Sillescu und Langer (bzw. ihren respektiven Vorbildern aus Der Herr der Ringe) sind sie alle Zeichen eines Scores, der die Schönheit in der Traurigkeit sieht, nicht ihre unausweichliche Bedrückung.

Weitere Highlights umfassen für mich das hoffnungsvolle Angar Arandir sowie das dramatische March of Destiny, das mich ein wenig an das später erschienene Baldur’s Gate 3 erinnert. Black Blizzard lässt indes dezente Fluch der Karibik-Vibes aufkommen und Red Morass wirkt wie ein fatalistisches Supreme Commander im Fantasy-Gewand. Viele der restlichen Tracks rangieren auf gleichsam hohem Niveau, Speerspitze bilden für mich dennoch diese insgesamt sieben Tracks (siehe Liste).

Also fassen wir nochmal zusammen: Die Musik ist sehr gut, fast schon herausragend gut. Es gibt kaum etwas, das deutlich abfällt oder kritisiert werden kann. Trotzdem erreicht er nicht ganz die 5/5 in meiner Wertungsskala. Warum? Weil der Score dann eben doch nicht die Abwechslung der Vorgänger mitbringt, an denen er sich für mich zwangsläufig messen muss. In einem Wertungsvakuum sähe es vermutlich anders aus, aber die 0,5 Punkte machen dieses Meisterwerk nicht weniger anhörlich. Deshalb unbedingt mal reinschnuppern!

Nostalgiewarnung

Die Wertung der einzelnen Tracks ist rein subjektiv und durch meine eigene Erfahrung mit dem Spiel deutlich gefärbt. Mehr dazu findest du in dem Artikel Über Nostalgie.

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Soul Harvest

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Erscheinungsdatum: 2019

Art: Original Soundtrack (OST)

Komponist(en): Bastian Kieslinger

Trackzahl: 17

Wertung

2019 erschien mit Soul Harvest die erste Standalone-Erweiterung für das Fantasy-Rollenspiel der Grimlore Games. Die wurde von Fans und Fachpresse sehr wohlwollend aufgenommen und liefert neben einer neuen Kampagne auch zwei neue Fraktionen: die Zwerge und die Dunkelelfen. Trotz Screenshots und Videos bin ich mir nicht sicher, ob ich die Expansion gespielt habe, meine allwissende Inventar-Liste behauptet dies aber. Gut, dass Alzheimer nicht erblich ist…

Dass das Spiel zum Vergessen war, möchte ich trotzdem nicht behaupten, und der OST ist es nur bedingt. Die insgesamt 17 Tracks von Bastian Kieslinger fokussieren sich dieses Mal stärker auf die schwermütigen und melancholischen Töne. Insgesamt ist vieles von dem, was ich bei der Musik des Hauptspiels positiv hervorgehoben habe, hier umgekehrt worden: Es geht nach wie vor um eine große Fantasy-Welt, durch den storybedingten Fokus auf das Thema Rassismus und Vertreibung allerdings häufig in der Moll-Version. Die daraus resultierende Variation ist zwar nicht schlecht gemacht und an vielen Stellen berührend, doch catchen sie mich nicht so wie die Musik des Hauptspiels.

So präsentiert sich beispielsweise Awakening als gesungene Variation des Main Themes Bastion. Homecoming ist dagegen eine getragene Streicher- und Klavier-Adaption des imposanten Greykeep, die in ihrer Aufmachung an Hush aus Anno 1800 erinnert. Dieser ‚gedrückt‘ wirkende Klangteppich wird nur hin und wieder durchbrochen; beispielsweise mit Rerah, das in seiner Unbekümmertheit fast schon an die fröhliche Fantasy eines Trines heranreicht.

Umgekehrt hält mit Overgrown und Divinity genau die Form düsterer Ambient-Angst in den Score Einzug, die der SpellForce-Serie bisher glücklicherweise fehlte. Klar, wenn man Horror und Spannung passend unterlegen möchte, kommt man um diese Form von Musik wohl nicht herum, aber ich brauche es für mein persönliches Wohlbefinden nicht. Deshalb ist die Musik von Soul Harvest zwar erneut auf hohem Niveau, den Begeisterungsfaktor des Hauptspiels löst sie bei mir jedoch nicht aus. Es bleiben nette Variationen, statt eines Gemäldes eher ein Blick über den Tellerrand.

Nostalgiewarnung

Die Wertung der einzelnen Tracks ist rein subjektiv und durch meine eigene Erfahrung mit dem Spiel deutlich gefärbt. Mehr dazu findest du in dem Artikel Über Nostalgie.

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Fallen God

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Erscheinungsdatum: 2020

Art: Original Soundtrack (OST)

Komponist(en): Bastian Kieslinger

Trackzahl: 12

Wertung

Beim 2020 Fallen God weiß ich zumindest, dass ich es nicht gespielt habe. Die Story der zweiten Erweiterung dreht sich dieses Mal um einen Stamm vertriebener Trolle, 50 Jahre nach den Geschehnissen aus SpellForce 3 und folglich auch Soul Harvest. Mehr muss man nicht wissen, um zu erahnen, in welche Richtung Komponist Bastian Kieslinger den Score dieses Mal treibt. Waren es bei Soul Harvest noch die bedächtigen Töne für die spitzohrigen Dunkelelfen und von überschaubarem Wachstum gesegneten Zwergen, scheint bei Fallen God an allen Stellen die Reduktion aufs Brachiale durch.

Erneut beginnt der zwölf Tracks lange Score mit einer Variation des Main Themes: Force ist zwar ebenfalls wuchtig wie das Original, doch die Tribal-Einflüsse nehmen dem Stück seine Erhabenheit und sein Narrativ. Es gibt keine Schlacht, kein Vor und Zurück. Vielmehr klingt es, passend zur Story, wie der Aufbruch in eine Dschungelexpedition. Auch hier gilt: Die Musik ist nicht schlecht gemacht, sie ist nur einfach nicht so ‚schön‘ wie die des Hauptspiels.

Gemäß den pragmatischen Protagonisten wurde der Score der Erweiterung in vielen Belangen reduziert: Melodien wiederholen sich schnell oder fehlen zum Teil, die Instrumentenauswahl beschränkt sich auf das Erwartbare. Statt hoher weiblicher Vocals hören wir männliche Kehlkopfgesänge (Raw), Percussions und tiefe Bläser dominieren, die Stücke wirken träge und behäbig. Doch wo beispielsweise ein Game of Thrones die Wildheit der nördlichen Bewohner mit spannenden Motiven belebt, scheint hier vieles gleich. Einzig bei Temple of the Sacred Seal gefällt mir die Gleichförmigkeit und Wiederholung des Cellos, die mich an die Musik der A Plague Tale-Reihe erinnert.

Meiner Meinung nach merkt man, dass Kieslinger versucht hat, das Gewünschte zu bedienen. Das ist ihm gelungen, trotzdem komme ich nicht umhin, ihn mir wie einen Maler vorzustellen, dem ein Hammer gegeben wurde. Mit viel Talent lässt sich damit bestimmt auch etwas Tolles erschaffen, aber mit einem Hammer in der Hand wirkt nun mal alles wie ein Nagel. Den hat er hier auf den Kopf getroffen, aber nicht in mein Herz.

Nostalgiewarnung

Die Wertung der einzelnen Tracks ist rein subjektiv und durch meine eigene Erfahrung mit dem Spiel deutlich gefärbt. Mehr dazu findest du in dem Artikel Über Nostalgie.

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