Sid Meier’s Pirates!

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  • Gamerip

Erscheinungsdatum: 2004

Art: Original Soundtrack (OST) / Gamerip

Komponist(en): Michael Curran; Mark Cromer

Trackzahl: 59 / 154

Wertung

A Pirate’s Life for Me

Freibeuter hergehört, denn hier empfehle ich jetzt das beste Piratenspiel aller Zeiten: Sid’s Meiers Pirates! Gemeint ist aber nicht das 1987 erschienene Original von MicroProse für den C64, sondern das 2004er Remake von Firaxis Games. „Was, das olle Ding? Das hat doch so einen Comic-Look und noch nicht mal eine Altersbeschränkung, was soll ich mit dem Kinderspiel?“ Hierzu möchte ich sagen: „Sea of Thieves hat ebenfalls einen Comic-Look, Kinderspiele machen Spaß und jetzt hör auf, meine Aussagen zu hinterfragen, sonst gibt’s ne ordentliche Kielholung.“

Wie gesagt hat Pirates! alles, was das Seeräuberherz höher schlagen lässt: Kämpfe zu See und zu Land, Säbel- und Entermesser-Duelle, ein funktionierendes Handelssystem, vier Fraktionen, bei denen wir uns hocharbeiten können, Schatzsuchen, Gefängnisausbrüche, zahlreiche Upgrades und besondere Crewmitglieder zum Sammeln, berühmte Piratenkapitäne, die wir jagen müssen, unterschiedliche zeitliche Perioden, aus denen wir auswählen können und on top noch eine Rachegeschichte, in der wir unseren verlorenen Familienmitglieder suchen. Pirates! ist so vollgestopft, dass jeder Marktschreier auf dem Fischmarkt beim Aufzählen der Features heiser würde und wird trotz des sich wiederholenden Bausteinspielprinzips nicht langweilig.

Alles in einem Durchgang zu schaffen, ist so gut wie unmöglich, denn nicht nur sind viele Ereignisse zufallsabhängig, nein, auf unseren Abenteuern müssen wir auch noch die Moral unserer Crew im Auge behalten und nach zu langer Kaperfahrt unsere gesammelte Beute teilen, damit man uns nicht auf einer einsamen Insel aussetzt. Während all das passiert, nagt der Zahn der Zeit unerbittlich an unserer Spielfigur, sodass wir nach langer Spieldauer zwar viel erreicht haben, die Früchte unserer Arbeit aber erst als gebrechlicher, alter Mann genießen können. Spiel ist folglich geil, also was könnte es noch geiler machen? ‚Ein geiler Soundtrack vielleicht?‘ ‚Ein geiler Soundtrack vielleicht, gut aufgepasst mein Lieber! Gerade nochmal dem Klabautermann von der Klinge gesprungen.‘

Der stammt von Komponist Michael Curran sowie Sounddesigner Mark Cromer und schickt Spieler wie Hörer gleichermaßen in die ultimative Piratenfantasie. Da das Spiel noch aus der Prä-OST-Phase der Gamingindustrie stammt, haben wir es hier zwar nicht mit einem ‚offiziellen‘ Soundtrack zu tun, trotzdem wage ich die Unterscheidung zu dem Gamerip, der mit fast 100 Tracks mehr wirklich alles abdeckt, was in Sid Meier’s Pirates! aus den Boxen kommt.

Die Songs setzen dabei auf eine gesunde Mischung aus Ernsthaftigkeit und Yo-Ho-Ho-Schunkelatmosphäre, ebenso wie die Anteile an Eigenkompositionen und Adaptionen. Insgesamt besteht der Score aus 59 Tracks, die, wenn man es genau nimmt, auf knapp 40 runterdampft werden können. Denn bei ein paar der Tracks handelt es sich um Variationen von fünf Stücken, die wir beim Landgang in den Städten der Fraktionen – Briten, Spanier, Niederländer, Franzosen und Piraten – hören.

So entspringt beispielsweise das Motiv der Briten dem Marschsong The British Grenadiers aus dem 17. Jahrhundert, der fürs Freibeuterflair entsprechend adaptiert wurde. Heißt, wir hören die klassische Melodie als eine Vermischung europäischer und typisch karibischer Instrumente wie Guiros und Maracas. Zusätzlich dazu gibt es noch Abwandlungen für die unterschiedlichen Locations der Stadt: Beim Gouverneur erklingen die Grenadiere aristokratisch auf dem Cembalo, beim Händler auf der Gitarre und beim Dock als fröhliches Flötenstück. Bei fünf Locations erhalten wir so vier zusätzlichen Tracks pro Fraktion, was summa summarum 20 zusätzliche Tracks ergibt – easy. Beim Gamerip kommen noch mehr Variationen dazu, z. B. Moll-Varianten, wenn die Stadt demoliert ist. Dann noch ein paar Ingame-Soundeffekte und schon ist man bei über 150 Stücken.

Tatsächlich erreicht der OST aber trotz seiner hohen Titelzahl nur eine Gesamtdauer von gut einer Stunde. Denn viele der Tracks sind sehr kurz, viele sogar weniger als eine Minute lang und eher darauf ausgerichtet, als Loop gespielt zu werden. Das könnte erklären, warum sich so viele davon in mein Kleinhirn eingebrannt haben und heute noch darin umherschwirren. Der Soundtrack ist der Altersfreigabe des Spiels gemäß fröhlich, die eingängigen Melodien laden zum Mitpfeifen ein und vermitteln eine Aufbruchs- bzw. Abenteuerstimmung.

Bildung in klassischer Musik gibt es dann zudem noch bei den Tanzsongs, denn wie es sich für einen aufstrebenden jungen Mann in der Renaissance gehört, muss man auf dem Ball das Tanzbein schwingen und lauscht dabei Klängen von Bach, Händel und anderen Barocken-Komponisten. Wer also Bock auf akustische Korsarenkost hat, sollte auf jeden Fall mal reinhören. Für die komplette Erfahrung würde ich aber empfehlen, einfach das Spiel zu zocken. Gibt’s günstig bei GOG und macht auch heute noch Spaß.

Nostalgiewarnung

Die Wertung der einzelnen Tracks ist rein subjektiv und durch meine eigene Erfahrung mit dem Spiel deutlich gefärbt. Mehr dazu findest du in dem Artikel Über Nostalgie.

  • Original Soundtrack
  • Gamerip

*Track im Original Soundtrack enthalten

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