Remember Me
Erscheinungsdatum: 2013
Art: Original Soundtrack (OST)
Komponist(en): Olivier Derivière
Trackzahl: 15
Vergissmeinnicht
Remember Me ist ironischerweise ein Spiel, an das sich heute vermutlich nur noch die erinnern, die es gespielt haben. Was mein Wissen über das Game aus dem Jahr 2013 anbelangt, so beschränkt es sich darauf, dass es überraschenderweise irgendetwas mit Erinnerungen zu tun hat, einer Protagonistin, die eine böse Firma zu Fall bringen will und ein Kampfsystem, in dem Kombos frei zusammengebastelt werden können. Dieser grobe Umriss stellt aber nicht meine für gewöhnlich gewollt verkürzte Inhaltsangabe dar, um schnell in den Soundtrack-Part zu springen, sondern ist schlicht der Tatsache geschuldet, dass ich Remember Me verpasst habe. Leider muss man sagen, gilt es doch als Kritikerliebling.
Von denen wurde neben der tollen Story auch die Musik des Spiels gelobt und zumindest die wollte ich nachholen. Dass der Score von Olivier Derivière stammt, stimmte mich zunächst skeptisch, weil dessen Name mir das erste Mal beim mittelmäßigen Vampyr ins Auge gesprungen war und er mit seinen Stücken ebenfalls nicht übers gehobene Mittelmaß hinauskam. Ein Blick in meine Library später musste ich aber feststellen, dass Derivière auch die sehr guten Soundtracks zu A Plague Tale: Innocence (2019) und dem Assassin’s Creed IV Addon Freedom Cry (2014) komponiert hatte. Beide waren mir positiv im Gedächtnis geblieben und ich blickte gespannt darauf, welche Farben er einem für mich unbeschriebenen Blatt wie Remember Me geben würde.
Direkt mit dem ersten Track rehabilitiert sich Derivière in meinen Ohren. Nilin the Memory Hunter ist eine faszinierende Mischung aus Sci Fi à la Star Wars oder Stellaris und Agententhriller Marke Mission Impossible, der Bourne-Reihe oder dem thematisch naheliegenden Score zum Film Source Code. Neben den treibenden Streichern und Bläsern finden sich hier bereits zwei weitere, für den OST charakteristische Merkmale wieder: die hohen weiblichen Vocals wie bei Filmgroßmeister Hans Zimmer (Gladiator / Blade Runner 2049) und die heftige Distortion. Diese kommt teils exzessiv zum Einsatz, zerstückelt Track-Abschnitte und bildet so ein markantes Alleinstellungsmerkmal, im Grunde genommen das genaue Gegenteil zu meiner letzten Review zu Iron Harvest, in der ich mich noch über das Fehlen eines solchen geärgert habe.
Ironischerweise bin ich aber auch hier nicht zufrieden, weil das Feature für meinen Geschmack zu dominant im Vordergrund knackst und rauscht. Dabei ist es als Stilmittel gut gewählt, geht es narrativ im Spiel doch um Erinnerungen und Gedächtnisbruchstücke. Diese akustische Fragmentierung in Kombination mit den Vocals, die zum Teil das Wort „Memories“ hauchen (Fragments) stellt eine gekonnte Verbindung zwischen Soundtrack und Gameplay her – nur leider eben auch eine nervige. Hier wäre weniger mehr gewesen. Ein bisschen so wie damals, als man als Kind gerade den Lautstärkeregler entdeckt hatte und sofort begeistert behauptete, ein DJ zu sein, weil man in unangenehm unpassender Frequenz lauter und leiser drehte, bis allen in Hörweite die Ohren bluteten.
Soundtracks wie der von Remember Me betonen für mich anschaulich die Klasse von Genregrößen wie beispielsweise einem Jesper Kyd, der historische Settings gekonnt mit der futuristischen Neuzeit kombiniert. Deriviers unglücklich dosierte Verzerrungen hingegen formen lediglich ein bemerkenswertes tapferes Haar in einer ansonsten folikelfreien Musiksuppe.
Indes passend finde ich in den Actiontracks die Einschläge ins JRPG-hafte, die bedrohlichen Bläser und treibenden Rhythmen erzeugen Spannung (Chase Through Montmartre, The Fight, Memorize, The Ego Room), während die ruhigen Momente gefühlsbetont und stimmungsvoll (Rise to the Light, Our Parents, Hope) daherkommen. Insgesamt macht Olivier Derivier bei Remember Me mehr als die meisten und damit fast alles richtig, nur für die Königsklasse reicht es um Haaresbreite nicht.
Nr. | Titel | Interpret(en) | Bewertung |
---|---|---|---|
01 | Nilin the Memory Hunter | Olivier Derivière | |
02 | Rise to the Light | Olivier Derivière | |
03 | Still Human | Olivier Derivière | |
04 | Fragments | Olivier Derivière | |
05 | Neo Paris | Olivier Derivière | |
06 | The Enforcers | Olivier Derivière | |
07 | Chase Through Montmartre | Olivier Derivière | |
08 | Memory Reconstruction | Olivier Derivière | |
09 | The Fight | Olivier Derivière | |
10 | Our Parents | Olivier Derivière | |
11 | Memorize | Olivier Derivière | |
12 | The Ego Room | Olivier Derivière | |
13 | Remember Your Childhood | Olivier Derivière | |
14 | The Zorn | Olivier Derivière | |
15 | Hope | Olivier Derivière |