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Half-Life

Erscheinungsdatum: 1998
Art: Original Soundtrack (OST)
Komponist(en): Kelly Bailey
Trackzahl: 26


Mittelmaß bringt Mittel-Spaß

Hier gehts zur Music-Review von
Opposing Force (1999) | Blue Shift (2001).

Half-Life gilt gemeinhin als Meilenstein der Videospielgeschichte. Als das Spiel, das spannendes Shooter-Gameplay mit einer interessanten Story verband – aber nicht irgendwie, sondern in 3-D! Für viele Zocker muss es eine einmalige Erfahrung gewesen sein, mit dem nanobesuiteten Gordon Freeman durch die Korridore von Black Mesa zu irren und dabei mit konventionellen wie unkonventionellen Waffen Marke Brecheisen auf allerlei Zombie- und Aliengewürm einzuknüppeln.

Für mich war das Spiel mit einer 18er-Freigabe natürlich fernab jeglicher Spielbarkeit – nicht dass ich überhaupt die Peripherie gehabt hätte, um dieses zur damaligen Zeit grafische Meisterwerk spielen zu können. Trotzdem habe ich es irgendwann mal nachgeholt und hatte sehr viel Spaß damit. Und da das Spiel kürzlich durch Fanmods in die deutlich hübschere Source-Engine portiert wurde, kann man den Opa in einer gelifteten Version erleben. Ich werde das auf jeden Fall noch nachholen und rate jedem Genrefan, dasselbe zu tun.

Während Half-Life in Sachen Technik und Gameplay also wegweisend war, fällt ein Aspekt etwas ab: die Musik. Damit möchte ich nicht sagen, dass wir hier eine Katastrophe hören, sondern eher das Symptom des Shooter-Erbes. Für die Spiele ist diese Form der Musik sicherlich sehr gut geeignet, davon losgelöst fehlt ihr einfach die Eigenständigkeit. Sicherlich gibt es sie, die ikonischen Tracks vergangener Ballerbuden. Falls ja, habe ich sie zumindest nicht im Ohr oder die notwendige Verklärung, um sie entsprechend zu würdigen.

Kelly Bailey, Komponist und Sounddesigner, liefert hier Durchschnitt ab. Durchschnitt, der aufgrund der Magnitude des eigentlichen Spiels eher negativ ins Ohr fällt. Generell fungiert der Score – wie bei Shootern üblich – hauptsächlich als Hintergrundakteur. Soll heißen: Nichtssagendes sphärisches Gewaber („Vague Voices“, „Space Ocean“, „Cavern Ambiance“, „Dimensionless Deepness“) und unspektakuläre Action-Pieces („Klaxon Beat“, „Diabolical Adrenaline Guitar“, „Alien Shock“) geben sich über weite Strecken die Klinke in die Hand.

Das erinnert teilweise an die Arbeit von Frank Klepacki bei der Command & Conquer-Reihe und bringt Vor- wie Nachtteile mit sich. Nachteil ist wie so oft die Identitätslosigkeit, unter der gerade Spiele zur Jahrtausendwende leiden. Ist das Half-Life oder Quake? Unreal? Oder doch irgendein mittelmäßiger Spielentwurf auf AA-Niveau? Einziger Indikator ist hier die eigentliche Soundqualität, denn die ist ordentlich und zeugt von Können.

Der Vorteil dieser Beliebigkeit bei der Komposition ist indes, dass einzelne Lieder viel häufiger die Chance haben, aus dem Einheitsbrei herauszustechen. Da hilft es, dass die Tracktitel bei dem Gamerip sehr deskriptiv sind und wenig Interpretationsspielraum lassen: „Adrenaline Horror“ fängt an wie eine Hommage an die Actioneinlagen der Matrix-Filme, bevor es gegen Ende eher in Richtung der Gruselstimmung aus den Alien-Reihe geht. „Diabolical Adrenaline Guitar“ bleibt dagegen eher auf der Spur von C&C oder DOOM und bietet nette Actionuntermalung. Und bei „Drums and Riffs“? Na klar, Schlagzeug + Egitarre.

Das Muster ist also deutlich zu erkennen. Folglich kann sich jeder Interessierte sehr leicht rauspicken, worauf er oder sie Lust hat. Lieber etwas Ruhiges wie „Nepal Monestary“? Oder Urwaldvibes in „Jungle Drums“? Vielleicht etwas Techno in „Credits – Closing Theme“? Je nach Präferenz trifft man so auf eine recht diverse Auswahl an Hintergrundmusik, die von langweilig bis gut rangiert. Meine Highlights sind dabei zum einen der knallige „Nuclear Mission Jam“, der im YouTube-Video zum am häufigsten abgespielten Abschnitt gehört und damit zum einen illustriert, dass ich eine basic bitch bin und zum anderen mein Geschmack massenmarkttauglich ist.

Der andere Track, der so gut wie jeden PC-Spieler hochschrecken lassen sollte, ist „Hazardous Environments (Valve Theme – long)“. Der Name verrät es bereits: hinter diesem unscheinbaren Track verbirgt sich das ikonische Valve Theme, das immer dann erklingt, wenn das Firmenlogo mit dem Glatzkopf erscheint, dessen eines Auge durch ein rotes Ventil ersetzt wurde. Alleine schon dieser Gitarrenriff ist es wert, dass man mal in den Score reinhört, auch wenn man kein Meisterwerk erwarten sollte.


Nostalgiewarnung

Die Wertung der einzelnen Tracks ist rein subjektiv und durch meine eigene Erfahrung mit dem Spiel deutlich gefärbt. Mehr dazu findest du in dem Artikel Über Nostalgie.

Nr.TitelInterpret(en)Bewertung
01Vague Voices (Black Mesa Inbound)Kelly Bailey22/5
02Adrenaline HorrorKelly Bailey44/5
03Klaxon BeatKelly Bailey33/5
04Space Ocean (Echoes of a Resonance Cascade)Kelly Bailey11/5
05Cavern Ambiance (Zero Point Energy Field)Kelly Bailey11/5
06Hurricane Strings (Neutrino Trap)Kelly Bailey22/5
07Diabolical Adrenaline Guitar (Lambda Core)Kelly Bailey33/5
08Hazardous Environments (Valve Theme)[Long Version]Kelly Bailey33/5
09Nepal MonasteryKelly Bailey22/5
10Alien Shock (Biozeminade Fragment)Kelly Bailey33/5
11Sirens in the Distance (Triple Entanglement)Kelly Bailey33/5
12Nuclear Mission Jam (Something Secret Steers Us)Kelly Bailey55/5
13Drums and RiffsKelly Bailey44/5
14Hard Technology RockKelly Bailey44/5
15Steam in the Pipes (Negative Pressure)Kelly Bailey22/5
16Electric Guitar Ambiance (Escape Array)Kelly Bailey22/5
17Dimensionless Deepness (Dirac Shore)Kelly Bailey11/5
18Military PrecisionKelly Bailey33/5
19Jungle DrumsKelly Bailey33/5
20Traveling Through Limbo' (Singularity)Kelly Bailey22/5
21Credits (Closing Theme / Tracking Device)Kelly Bailey33/5
22Threatening Short (Xen Relay)Kelly Bailey22/5
23Apprehensive ShortKelly Bailey22/5
24Bass String ShortKelly Bailey11/5
25Scared Confused ShortKelly Bailey22/5
26Dark Piano ShortKelly Bailey22/5

Erscheinungsdatum: 1999 / 2001
Art: Gamerip
Komponist(en): Chris Jensen
Trackzahl: 19

Opposing Force / Blue Shift

Wenn man ans erste Half-Life denkt, werden vermutlich bei jeder und jedem noch die Story, die Wow-Momente und die Grafik aus dem Gedächtnis hervorgekramt. Was man jedoch schnell vergisst, sind die Addons. Ja, Half-Life hatte zwei Addons; drei sogar, wenn man die Multiplayererweiterung Half-Life: Decay für die PS2 mitzählt.

Opposing Force erschien Ende 1999 und erzählt die Geschehnisse in der Forschungseinrichtung Black Mesa aus der Sicht des Marines Adrian Shephard. Der soll der Alienplage mit seinem Team Einhalt gebieten; wie das klappt, wissen wir ja schon aus dem Hauptspiel. Blue Shift kam zwei Jahre später raus und hatte neben verbesserten Texturen eine mini-kurze Kampagne im Gepäck, in der wir in die Rolle von Sicherheitsmann Barney schlüpfen. Das verleiht der Geschichte von Half-Life zwar eine dritte Dimension, wirklich hängen geblieben sind die Perspektivwechsel (zumindest bei mir) allerdings nicht.

Dass ich beide Spiele untypischerweise in einen Abschnitt quetsche, hat derweil wenig mit Faulheit zu tun. Tatsächlich kommt diese Arbeitsersparnis durch Entwickler Gearbox Software selbst zustande, da der nicht nur auf Original Soundtracks verzichtete, sondern für den Score des zweiten Addons einfach den von Opposing Force nahm – zumindest bei der PC-Version. Beim Dreamcast-Ableger lief stattdessen eine Mischung aus Tracks des Addons und des Hauptspiels.

Für die Komposition von Opposing Force wurde Komponist Kelly Bailey durch Chris Jensen ersetzt. Dieser zeigt uns in 19 Tracks, wie generisch Shooter klingen können und serviert uns akzentfreie MIDI-Musik, deren durchschnittliche Titellänge kaum die 1,5-Minuten-Marke erreicht. Ambientpieces wie „The Beginning / Temple of Limbo“, „Lost in Thought / Wastes of Limbo“ oder „Danger Rises“ sind erwartungsgemäß belanglos, sei es durch Reduktion oder Repetition – kickt mich einfach nicht.

In seinen aufregenderen Momenten („Storm“, „Alien Forces“, „Bust / Race from Doom“, „Chamber / The Ticking Timebomb“, „Tunnel“) klingt der Score dagegen wie eine Mischung aus Military meets Portal. Die Musik ist motivierend, marschähnlich und treibt uns durch den Rhythmus eines Alarms oder eines Beats ständig voran. Das ist eine klassische Retro-Shooter-Qualität, die zwar recht generisch wirkt, allerdings gut zum Spiel passt.

Nach 23 Highlight-armen Minuten ist dann allerdings auch schon wieder Schluss. Ein Totalausfall ist der Score des Addons (bzw. der Addons) also nicht, an der Musik des Hauptspiels vorbeiziehen können Blue Shift und Opposing Force jedoch ebenso wenig.

Half-Life: Opposing Force

Nr.TitelInterpret(en)Bewertung
01Scientific ProofChris Jensen22/5
02Orbit / The AwakeningChris Jensen22/5
03NameChris Jensen22/5
04Listen / Spooky OozingsChris Jensen22/5
05FrightChris Jensen22/5
06StormChris Jensen44/5
07Trample / Spectre of LimboChris Jensen22/5
08Bust / Race from DoomChris Jensen33/5
09The Beginning / Temple of LimboChris Jensen11/5
10Lost in Thought / Wastes of LimboChris Jensen11/5
11Danger RisesChris Jensen22/5
12Soothing AntagonistChris Jensen22/5
13Run / Stroke of MidnightChris Jensen22/5
14Open the ValveChris Jensen22/5
15TunnelChris Jensen33/5
16Chamber / The Ticking TimebombChris Jensen33/5
17MazeChris Jensen33/5
18Alien ForcesChris Jensen44/5
19PlanetChris Jensen33/5

Half-Life: Blue Shift

Nr.TitelInterpret(en)Bewertung
01The Beginning / Temple of LimboChris Jensen11/5
02Lost in Thought / Wastes of LimboChris Jensen11/5
03Danger RisesChris Jensen22/5
04Soothing AntagonistChris Jensen22/5
05Run / Stroke of MidnightChris Jensen22/5
06Open the ValveChris Jensen22/5
07TunnelChris Jensen33/5
08Chamber / The Ticking TimebombChris Jensen33/5
09MazeChris Jensen33/5
10Alien ForcesChris Jensen44/5
11Scientific ProofChris Jensen22/5
12PlanetChris Jensen33/5
13Orbit / The AwakeningChris Jensen22/5
14NameChris Jensen22/5
15Listen / Spooky OozingsChris Jensen22/5
16FrightChris Jensen22/5
17StormChris Jensen44/5
18Trample / Spectre of LimboChris Jensen22/5
19Bust / Race from DoomChris Jensen33/5

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