Soundtracks,  Videospiele

Dungeon Siege

  • Infos
  • Original Soundtrack

Erscheinungsdatum: 2002

Art: Original Soundtrack (OST)

Komponist(en): Jeremy Soule

Trackzahl: 41

Wertung

Unterirdisch gelagert

Hier geht’s zur Music-Review von
Legends of Aranna (2003).

Ich wünschte, ich könnte an dieser Stelle von Dungeon Siege, dem Erstlingswerk von Chris Taylors Studio Gas Powered Games (später Wargaming Seattle) schwärmen, der mein Leben später mit dem ersten Supreme Commander so versüßt hatte. Was würde ich gerne behaupten, dass ich unzählige Stunden Spaß mit dem Action RPG hatte, damals im fernen Jahr 2002 – aber hatte ich nun mal nicht. Zumindest nicht wirklich.

Denn auch wenn ich behaupten würde, Dungeon Siege gespielt zu haben, würde ich nicht so weit gehen zu sagen, dass ich es ‚gespielt‘ gespielt habe. Tatsächlich habe ich das Ding nur zwei bis drei Stunden ausgehalten, bevor es mir zu blöd war. Allerdings habe ich damit schon mehr Spielerfahrung in dem Ding als manch anderer. An dieser Stelle möchte ich eine kleine Anekdote erzählen, bei der ich leider nicht beteiligt war:

Es war eine LAN-Party, eine der ersten, die mein Bruder bei seinem Kumpel Marvin besucht hatte und zu der ich als kleiner Bruder natürlich nicht mit durfte. Dort wurde neben diversen Shootern alles ins Laufwerk geschoben, was remotely multiplayertauglich war. So eben auch Dungeon Siege, das einer der LAN-Teilnehmer – nennen wir ihn mal Herrn T – mitgebracht hatte.

Da wir uns in Dungeon Siege in bester Pen & Paper-Manier als Gruppe ins Abenteuer stürzen, übernimmt im Einzelspieler der Computer die Kontrolle über die Begleiter*innen. Mehrspieler ist entsprechend einfach umzusetzen, jedoch ist das Spiel mit einer durchschnittlichen Spieldauer von 30 Stunden mehr etwas für langfristigere Zockereien, als ein zeit- und räumlich begrenztes Gaming-Intermezzo.

Nun hatte dieses Rollenspiel aber ein toller Kniff, den wir heutzutage meist nur noch aus MMORPGs kennen: /follow. Mit diesem Command läuft, beispielsweise in WoW, unser Charakter stumpf der ausgewählten Person nach. Praktisch, wenn man kurz vom PC muss und sowieso in die gleiche Richtung unterwegs ist. Dungeon Siege ging derweil noch einen Schritt weiter! Denn nicht nur laufen unsere Recken durch den Befehl einer Person hinterher, nein, der Computer übernimmt auch die Kontrolle und setzt Waffen, Fähigkeiten und Tränke ein – und das nicht mal schlecht.

Und so begabt es sich der Erzählung nach, dass die Schar, die Herrn T hinterherlief, nach ein paar holperigen ersten Minuten, plötzlich viel koordinierter und wie an seinen Versen zu haften schien. Es sollen auch Sätze wie „Wow Jungs, ihr seid jetzt richtig gut!“, gefallen sein. Was Herrn T dabei nicht aufgefallen war, war die Tatsache, dass seine Mitstreiter schon lange nach unten zum Essen gegangen waren und er, völlig versunken im Spiel, eine Privatparty feierte. Es wäre fast traurig, wenn es nicht so lustig wäre. Aus diesem Grund hat sich der Ausdruck „/follow“ tief in mein Gedächtnis eingebrannt und die Geschichte erheitert mich, meinen Bruder und sogar Herrn T bis heute.

Kommen wir zum Soundtrack. Der stammt, wie gefühlt die Hälfte aller Scores aus den frühen 2000ern, vom in Ungnade gefallenen Amerikaner Jeremy Soule (mehr dazu in Über Cancel Culture) und schlägt in die gleiche Kerbe wie der von Neverwinter Nights. Tatsächlich ist die Kerbe so ähnlich, dass ich kurz mein damaliges Fazit bemühe:

„Auch wenn […] der Score zu Neverwinter Nights den 32. Eintrag seiner beeindrucken Videografie darstellt, wirkt die Musik hier noch etwas zu formelhaft. Jede*r Künstler*in hat natürlich seinen oder ihren Stil, doch die Elemente wie ferne Trommeln, die mit düsteren Bläsern und Streichern Suspense aufbauen, habe ich so vorher schon in besser gehört – ob nun wegen bewegenderer Melodien oder aufgrund nostalgischer Verklärung kann ich nicht sagen. Für mich sticht bei Neverwinter Nights kaum etwas aus der Masse.“

Über Neverwinter Nights

Ersetzen wir Neverwinter Nights durch Dungeon Siege, könnte ich mir viel Schreib- und euch Leseaufwand sparen – aber das wäre ja zu einfach. Schließlich ist das Album keine Kopie, sondern unterscheidet sich in ein paar essenziellen Punkten. Zum einen in der Anzahl der Tracks: Die fällt beim Dungeons & Dragons-Rollenspiel mit 66 Stücken zwar üppiger aus, dafür sind die 41 Tracks aus Dungeon Sieges deutlich länger und der Score mit 2 Stunden Runtime sogar eine halbe Stunde ergiebiger. Allerdings handelt es sich laut dem Fan-Wiki auch nur auf dem Papier um einen OST, weil dieser nie offiziell veröffentlicht wurde.

Tatsächlich wurden in dieser, mir vorliegenden Version viele kurze Stücke zusammengeschnitten, was ich zum einen scheiße und zum anderen schade finde. Denn nicht nur sind die individuellen Lieder dadurch teilweise bis zu neun Minuten lang (hasse ich), sondern vermischen auch Motive und Gefühlswelten. So kann wie bei Fortress Kroth auf einen heroischen Ansturm eine Harfenweise und dann langweiliges Ambientrauschen folgen, was die Gesamtwertung natürlich nach unten zieht. Umgekehrt sehe ich mich aber auch nicht in der Verantwortung, jeden Track einzeln aufzudröseln und von Timecodes zu sprechen, wenn das hier am Ende die inoffizielle ‚offizielle‘ Darreichungsform ist.

Der andere Punkt, der Dungeon Siege von Neverwinter Nights unterscheidet, ist die Tatsache, dass es Erstgenannter schafft, noch langweiliger zu sein. Ich weiß nicht, was es ist. Liegt es an mir? Kann ich mir Spielemusik der 2000er nur mit nostalgischer Verklärung geben, oder ist dieser Score einfach nicht ‚so gut‘? Dafür würde jedenfalls das Fehlen von Highlights sprechen. Insgesamt fällt dieses Album noch stärker in die Kategorie Ambient-Resterampe – was schade ist.

Das ist besonders für mich als Kenner von Soules anderen Arbeiten enttäuschend, weil immer wieder Versatzstücke aus anderen Alben auftauchen: die Streicher aus Star Trek: New Worlds (Glacem, Subterranean River), die Bläser aus Supreme Commander (Goblin Caves), die Percussions aus The Elder Scrolls / Guild Wars (Dragon’s Lair), die Action aus Knights of the Old Republic (Commander Gom) oder das magische Gefühl von Harry Potter (Flooded Dungeon, The King, King Konreid) – sie alle erinnern mich an Brillanz, die mir hier fehlt.

Einziger Lichtblick bleibt das Main Theme, das uns mit seinen dramatischen Streichern und Trompeten in kurzen Ausschnitten wie Ice Bridge, Drums oder Miscellaneous entgegenspringt. Am deutlichsten hören wir es wenig überraschend in Dungeon Siege und den Credits. Hier gefällt mir die Geschwindigkeit und die Unbeugsamkeit, mit der das digitale Orchester voranstürmt. Ultimativ verspricht dieses Thema mehr, als der Score schlussendlich liefern kann … was aber zu großem Teil der Darreichungsform geschuldet sein dürfte. Sequenzierter könnte mich das Album sicher mehr begeistern, so bleibt es eines von Soules schwächeren Werken. Aber ob das auch für die Erweiterung Legends of Aranna gilt?

Nostalgiewarnung

Die Wertung der einzelnen Tracks ist rein subjektiv und durch meine eigene Erfahrung mit dem Spiel deutlich gefärbt. Mehr dazu findest du in dem Artikel Über Nostalgie.

  • Original Soundtrack
Nr.TitelInterpret(en)Bewertung
01IntroJeremy Soule33/5
02MenuJeremy Soule22/5
03Dungeon SiegeJeremy Soule55/5
04FarmhouseJeremy Soule33/5
05Path to the CryptsJeremy Soule22/5
06CryptsJeremy Soule33/5
07Path to StonebridgeJeremy Soule33/5
08Besieged Town of StonebridgeJeremy Soule22/5
09Spider DungeonJeremy Soule33/5
10Dwarven MinesJeremy Soule33/5
11Rescue of TorgJeremy Soule33/5
12GlacemJeremy Soule33/5
13Ice BridgeJeremy Soule44/5
14Arctic CavernsJeremy Soule33/5
15Subterranean RiverJeremy Soule22/5
16Dark ForestJeremy Soule33/5
17SwampJeremy Soule33/5
18Goblin CavesJeremy Soule33/5
19Flooded DungeonJeremy Soule33/5
20Temple RuinsJeremy Soule33/5
21Fortress KrothJeremy Soule33/5
22Hall of SkullsJeremy Soule22/5
23Fury's DenJeremy Soule22/5
24Desert CanyonsJeremy Soule22/5
25NonatayaJeremy Soule22/5
26The KingJeremy Soule33/5
27Castle EhbJeremy Soule44/5
28Castle DungeonsJeremy Soule33/5
29Dragon's LairJeremy Soule44/5
30King KonreidJeremy Soule44/5
31Chamber of StarsJeremy Soule33/5
32The SwannyJeremy Soule22/5
33Lava CavernsJeremy Soule44/5
34Commander GomJeremy Soule44/5
35Battle ThemeJeremy Soule44/5
36Boss ThemeJeremy Soule44/5
37DrumsJeremy Soule33/5
38Larch BattleJeremy Soule33/5
39Medium BridgeJeremy Soule22/5
40MiscellaneousJeremy Soule33/5
41CreditsJeremy Soule44/5

Legends of Aranna

  • Infos
  • Original Soundtrack

Erscheinungsdatum: 2003

Art: Original Soundtrack (OST)

Komponist(en): Jeremy Soule

Trackzahl: 17

Wertung

Kurz gesagt: ja. Auch Legends of Aranna, das Standalone-Erweiterung, die Ende 2003, also anderthalb Jahre nach Dungeon Siegen erschien, ist keiner von Soules großen Würfen und bleibt somit ebenfalls hinter meinen Erwartungen. Wie schon das Hauptspiel gibt es auf für den Score von Aranna nur einen Eintrag im Fan-Wiki, weshalb ich zwar die Formulierung OST (also Original Soundtrack) verwende, es sich allerdings nicht um einen offiziell veröffentlichten Soundtrack handelt.

Klingt verwirrend? Gut! Denn zusätzlich dazu, dass sich die Tracks wieder aus unterschiedlichen Fragmenten zusammensetzen, fehlt in dem Wiki-Album der Track The Dead. Dieser ist dafür in diesem YouTube-Video und, ausgehend von der Länge der Stücke, nicht irgendwo hinzugezählt worden … deshalb taucht er jetzt in meiner Liste auf. So faul ich auch bin, da greift meine Pedanterie.

Wo war ich? Ach ja, Musik. Die ist im Großen und Ganzen mit der des Hauptspiels gleichzusetzen, auch wenn dankenswerterweise keines der Stücke die Fünf-Minuten-Marke reißt. Wirklich erwähnenswert sind wohl nur die netten Action-Pieces Arhok und The Haunted Ruins, das ominöse The Skull of Cicatrix, das gefühlvolle The Ultreans sowie der Easter-Egg-Track The Secret Disco Theme, der mit seinem 60er Club-Feeling dezent aus der Reihe boogiet. Für seine zeitlich sicherlich ein vorzeigbarer Score, reicht die Qualität heute leider kaum noch an die gewohnten Standards. Wie ein Wein, der etwas zu lange im Keller gereift ist.

  • Original Soundtrack
Nr.TitelInterpret(en)Bewertung
01ArhokJeremy Soule44/5
02The Coastal OutpostJeremy Soule33/5
03The Dark JungleJeremy Soule22/5
04The DeadJeremy Soule11/5
05The GoblinJeremy Soule33/5
06The Great ClockJeremy Soule22/5
07The Haunted RuinsJeremy Soule44/5
08The IntroJeremy Soule33/5
09The JungleJeremy Soule33/5
10The MountainJeremy Soule22/5
11The Secret Disco ThemeJeremy Soule33/5
12The ShadowjumperJeremy Soule11/5
13The Skull of CicatrixJeremy Soule44/5
14The Tropical BeachJeremy Soule33/5
15The UltreansJeremy Soule44/5
16The Zaurask StrongholdJeremy Soule33/5
17The ZauraskJeremy Soule33/5

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