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Dungeon Keeper

Erscheinungsdatum: 1997
Art: Original Soundtrack (OST)
Komponist(en): Russell Shaw
Trackzahl: 6


Gitarren aus der Tiefe

Die Dungeon Keeper-Reihe ist eine dieser Spieleserien, die damals bereits super funktioniert haben und heute so viel Potenzial hätten, wenn man sie nur einmal vernünftig neu auflegen würde. Wer hat schließlich nicht schon davon geträumt, sein eigenes kleines Reich zu besitzen, seine Untergebenen zu piesacken und eine Domäne des Schreckens sein Eigen zu nennen? Denn dass Peter Molyneuxs Göttersimulation unterhielt und Dungeon Keeper sowie sein Nachfolger Dungeon Keeper 2 als zwei sehr gute Spiele gelten, ist unter Gamern allgemein bekannt.

Umso trauriger, dass Electronic Arts der Serie 2013 mit dem Mobilableger effektiv den Todesstoß versetzte und vergleichbare Titel bisher nie die Klasse der Klassiker erreicht haben. Bleiben also nur die schönen Erinnerungen und ein Hauch Nostalgie. Die fehlt mehr jedoch für den ersten Teil, da ich nur den Nachfolger gespielt habe. Und vielleicht ist der Soundtrack vom Urvater deshalb auch nichts, was ich wirklich empfehlen kann.

Dabei stammt der von Russell Shaw, der den wirklich fantastischen Soundtrack der Fable-Reihe komponiert hat. Beim düsteren Dämonenfürsten-Dunkelkammerspiel hingegen bekommen wir leider nicht viel von Shaws melodischen Talenten zu hören. Stattdessen wird uns über weite Teile Ambient-Musik präsentiert, die einem Best-of aus Tropfsteinhöhle meets Gruselkabinett gleicht. In Down Deep geht es mit langgezogenen, klagenden Vocals akustisch in die Tiefe, was stellenweise an die Hintergrundtracks der Unterwasserballerei Aquanox 2 erinnert. Ähnlich verhält es sich mit dem, meiner Meinung nach, schwächsten Track Mystical Tunnels, der mit seinem ‚Gewaber‘ perfekt für die nächste Wanderung durch Tschernobyl geeignet ist, jenseits davon aber von mir keine Liebe erfährt.

Soft Flute sticht dagegen etwas aus der Gruselatmosphäre heraus und schlägt mit der namensgebenden, einsamen Flöte ruhigere Töne an, die begleitet von einfachen Piano-Chords einen trügerischen Frieden vermuten lässt und so gar nicht zum ansonsten so düsteren und ernsthaftem Score passen will. Dem gegenüber steht der hörenswertere Teil des Soundtracks, der weniger nach Russell Shaw und viel mehr nach Frank Klepacki und dessen Werke für die Command & Conquer-Reihe klingen: Dungeon Keeper goes rock! In It’s Construction Time und Ghostly Waterways gibt ein beständiger Beat den Takt vor, der begleitet von allerlei Soundeffekten eine Kakophonie ergeben, die zwar nicht mitreißt, aber auch nicht langweilt. Hier kommt auch zum ersten Mal der ‚Sirenensound‘ zum Einsatz, der auch im Nachfolger erklingt und für mir untrennbar mit der Serie verbunden ist.

Über diesem Wirrwarr an unzusammenhängenden und trotzdem irgendwie passenden Musiken schwebt indes das Main Theme The Horned Reaper, das von gregorianischen Chorälen eingeleitet wird und mit dem Aufspielen der E-Gitarre zu einem Headbanger-Track mit Kultcharakter avanciert. Anders als bei Command & Conquer passiert hier aber melodisch leider zu wenig, als dass es wahrhaftig ein Ohrwurm würde und um einem DOOM Konkurrenz zu machen, ist es deutlich zu handzahm. Zum Juwel des Soundtracks taugt es allerdings allemal und tröstet über dessen insgesamt eher ernüchternden Gesamteindruck hinweg.


Nr.TitelInterpret(en)Bewertung
1The Horned ReaperRussell Shaw44/5
2Soft FluteRussell Shaw22/5
3Down DeepRussell Shaw22/5
4Mystical TunnelsRussell Shaw11/5
5It's Construction TimeRussell Shaw33/5
6Ghostly WaterwaysRussell Shaw22/5

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