Assassin’s Creed

  • Infos
  • Original Soundtrack
  • Gamerip

Erscheinungsdatum: 2007

Art: Original Soundtrack (OST) / Gamerip

Komponist(en): Jesper Kyd

Trackzahl: 11 / 52

Wertung

Kommt ein Assassine aus einer Bar…

Heute möchte ich mit euch über Assassin’s Creed-Reihe reden. Nachdem ich vor Kurzem den neusten Ableger Valhalla durchgespielt habe, musste ich an die alten Teile zurückdenken. An das großartige Piratenabenteuer Black Flag. An die weniger guten Ableger Syndicate und Odyssee. Und natürlich auch an den wohl besten Teil der Serie, Assassin’s Creed II. Ubisofts Meuchlerserie ist mittlerweile wohl das Action-Adventure-Franchise, in das ich am meisten Lebenszeit gebuttert habe. Mit 12 Haupteilen, diversen Addons und zahllosen DLCs mag das wohl kaum verwundern.

Jedoch mit Blick zurück auf meine Wertungen der einzelnen Teile schleicht sich bei mir die Vermutung ein, dass die anfänglichen Teile mehr Spaß gemacht haben als die aktuellen. Oh, Gott, ist es so weit? Habe ich dieses Alter erreicht? Stimmt es, dass früher alles besser war? Vermutlich nicht, hat mir der 3. Teil doch auch nicht so hundertprozentig zugesagt. Und was ist eigentlich mit dem ersten Assassin’s Creed, dem Grundstein, der das Ganze erst ins Rollen gebracht haben?

Um es ganz offen zu sagen: keine Ahnung. Das Spiel ist mittlerweile 14 Jahre alt, nachdem es 2007 erschien – zur gleichen Zeit wie das erste Crysis oder der letzte gute Ableger der Command & Conquer-Reihe, Tiberium Wars. An die Story kann ich mich noch grob erinnern, aber was Grafik, Gameplay etc. angeht, bleibt mir nur die Vermutung, dass es als Prototyp weniger spaßig war als der direkte Nachfolger im Italien der Renaissance. Mit Sicherheit kann ich das dagegen vom Soundtrack behaupten.

Jesper Kyd ist ein ausgezeichneter Komponist. Das sage nicht nur ich, sondern die zahlreichen Nominierungen seiner Soundtracks und Preise für die Scores von Darksiders II (Global Music Awards 2012), Hitman: Contracts (BAFTA Awards 2005) sowie Assassin’s Creed II (GoldSpirit Awards 2010; HMMA 2009). Für den Score zum ersten Teil reichte es 2009 indes nur zu einer Nominierung, und das kann ich vollkommen nachvollziehen.

Der OST ist in Ordnung. Er ist identitätsstiftend mit seinem Dualismus aus modernem Science-Fiction-Synthie-Gelöt und mittelalterlichen Orientbeschallung. Dafür reicht es aus, wenn man Access the Animus und Spirit of Damascus gegenüberstellt. Der erste Track klingt wie aus einem modernen Spyaction-Movie entliehen und lässt Erinnerungen an einen Splinter Cell-Soundtrack wachwerden, den es so leider nie gegeben hat – am ehesten wohl noch in Double Agent. Schnelle Streicher und harte Beats sorgen für ordentlich Tempo und das Geklicker und Geklimper lässt das Bild von Matrix-ähnlichen Zahlenreihen wach werden, die im Hintergrund herunterkaskadieren.

Spirit of Damascus ist das genaue Gegenteil: Orientalische Instrumente wie Sitars und Flöten künden von der Ankunft im Nahen Osten und wecken wie Anno 1404 oder die Prince of Persia-Reihe Erwartungen von Abenteuern im Setting von 1001 Nacht. Dass wir hier aber keine idealisierte Märchenwelt betreten, wissen Kenner der Assassin’s Creed-Reihe natürlich. Musikalisch setzt sich Kyd bei seinen Kompositionen von den Obengenannten durch beispielsweise Vocals, die mal im Choral, mal flüsternd lateinische Verse rezitieren. Das sorgt für eine konspirative Atmosphäre zum Da Vinic Code-ähnlichen Verschwörungsplot um Templer und Assassinen. Teilweise reicht es sogar für etwas Grusel. Ein Beispiel hierfür ist Acre Underworld.

Und kaum, dass man sich in die Analyse stürzen will, ist der OST auch schon vorbei. Magere elf Tracks haben es auf Ubisofts Datenträger geschafft, weshalb große Teile des nicht nur in Ordnung, sondern guten Scores, hinten runterfallen. Doch ich wäre ja nicht hier, wenn ich mir nicht auch den Gamerip zu Gemüte geführt hätte, der den oben beschriebenen Dualismus aufweicht. Plötzlich lässt sich keine genaue Trennlinie zwischen Mittelalter und Moderne mehr ziehen. Dies wird besonders in den Actiontracks mit (Fight or Flight – Red in the Face) im Titel deutlich. Dort hören wir auf den meditativen, orientalischen Klängen wuchtige Beats und Synthies, die wunderbar harmonieren.

Allerdings ist auch von diesen Tracks nur ein sehr geringer Anteil losgelöst vom Gameplay unterhaltsam. Die seichte, zurückhaltende Hintergrundberieselung mag für das Schleichen, Verstecken und hinterhältige Meucheln angebracht sein, taugt abseits davon aber allenfalls für das nächste heidnische Opferritual im Wintergarten. Und anders als in den Nachfolgern finden sich auch so gut wie keine Leitmotive, mit denen oder um die herumgespielt wird. Es gibt keinen Track, bei dem man sagen würde: „Klar, das ist das Theme vom ersten Assassin’s Creed“.

Diesen Kritikpunkt behebt Kyd zwei Jahre später im nächsten Teil mit Earth / Ezio’s Familie hingegen so gründlich, dass die Themes bis in die heutigen Teile immer wieder zum Vorschein kommen. Und das ist gut, das ist Identität. Aber dazu an gegebener Stelle mehr, hier geht es gerade um den Score vom ersten Assassin’s Creed. Dieser OST gibt uns das Gefühl, wir wären in einer mittelalterlichen Computersimulation. Der OST zum Nachfolger dagegen, wir wären in einem Assassin’s Creed-Spiel. Und deshalb klammere ich den ersten Teil etwas aus, der zwar einst den Startschuss gab, das Rennen jedoch machten seine Nachfolger.

Nostalgiewarnung

Die Wertung der einzelnen Tracks ist rein subjektiv und durch meine eigene Erfahrung mit dem Spiel deutlich gefärbt. Mehr dazu findest du in dem Artikel Über Nostalgie.

  • Original Soundtrack
  • Gamerip

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Deine Wertung