Phara-No

Ich möchte an dieser Stelle gar nicht über das eigentliche Spiel sprechen, weil ich’s nicht gespielt habe und vermutlich leider auch nicht spielen werde. Nur so viel: Ich war früher großer Fan der Total War-Reihe, doch spätestens seit Rome 2 war für mich irgendwie die Luft raus. Dass selbst Warhammer III mich als riesigen Heroes of Might and Magic-Enthusiast nicht länger als 30 Spielrunden begeistern konnte, spricht Bände.

Die ursprüngliche Faszination, die mich durch Rome, Medieval 2, Empire und Shogun 2 hinweg begleitete, ist verflogen. Meine einfache Diagnose: Es wurde an den falschen Stellen simplifiziert und an anderen verkompliziert, wodurch es mir einfach nicht mehr wirklich Spaß macht. Tut weh, so etwas zu sagen, aber betrachtet man die Kritik im Netz und die Spielerzahlen, bin ich da wohl nicht alleine.

Spiele der Total War-Reihe

Shogun: Total War (2000)

Medieval: Total War (2002)

Rome: Total War (2004)

Total War: Pharao (2023)

Dann lasst mich doch lieber über den Original Soundtrack sprechen, der uns settingsgerecht in die Klangkulisse des antiken Ägyptens transportiert. Damit begibt er sich mit der Bronzezeit nicht nur in ein wissenschaftlich spärlich dokumentiertes Musikgenre, sondern auch dünn besiedeltes Videospielumfeld. Score-Artgenossen wie das wuchtige Assassin’s Creed Origins oder die epochalen Civilizations-Ableger springen mir da ins Gedächtnis – und natürlich Pharao von 1999. Jenseits dessen gereicht dieser Teil des Nahen Ostens meist nur zur Randnotiz der Videospielwelt.

Die Komponisten Ian Livingstone und Ed Watkins sind somit frei wie gezwungen, sich etwas Einzigartiges für die knapp 20 Tracks des Total War-Neulings zu überlegen. Und das gelingt insofern nicht, als dass sich der Score in seinen Fighting-Tracks anhört wie ein typischer Hollywood-Actionfilm Marke Black Hawk Down, Extraction, oder zuletzt Marvels Moon Knight-Serie. Die orientalischen Instrumente wie Bläser, Zither und schnellen Percussions werden anachronistisch angedickt mit wummernden John Wick-Beats oder E-Bassen, um der Simplizität ‚Epik‘ zu verleihen.

Bestes Beispiel hierfür ist The Lands Were Scattered in the Fray, gefolgt von No Land Could Stand Before Their Arms und Moonlit Necropolis, die alle drei nach Verfolgungsjagd auf dem Quad durch sengende Wüstenlandschaften klingen – vielleicht geht hier aber auch nur meine Fantasie mit mir durch. Trotzdem macht dieser Schritt zum Hollywood-esquen die Abkehr von der klassischen Familie der Echtzeit-/Rundenstrategiespielserie auch akustisch deutlich.

Jedoch ist nicht alles purer Adrenalinkick. Zur Differenzierung wurde bei den weniger actionreichen (Kampf-)Tracks auf den übermäßigen Einsatz der Elektroklänge verzichtet, wodurch Stücke wie Night Over the Nile, Amduat oder They Were Coming Forward Toward Egypt nach klassischerem Total War klingen, ohne jedoch dessen Klasse zu erreichen. Natürlich ist hier wieder mal die Nostalgie ein blendender Faktor, aber alles wirkt wie schon mal gehört … und das trotz der, wie oben angemerkt, geringen ‚Konkurrenzdichte‘.

Es tut mir leid, dass ich hier nur gehobene Mittelmäßigkeit attestieren kann. Dividiert man noch meine Zugetanheit dem typischen Orchestralbombast aus der Rechnung, würde der Score zu Total War: Pharao vermutlich noch schlechter abschneiden. Immerhin wurden meine Präferenzen mit den oben genannten The Lands Were Scattered in the Fray und No Land Could Stand Before Their Arms so bedient, dass es für mich immerhin zwei hörenswerte Tracks gab. Wer aber die Meisterklasse vorangegangener Ableger erwartet, wir musikalisch wie spieltechnisch enttäuscht werden.