Top 15 Traurigste Tracks
Manchmal hat man Phasen oder Tage, an denen man einfach nicht in der Lage ist, Freude zu empfinden. Das Schlauste wäre natürlich, etwas dagegen zu unternehmen, sich abzulenken und positive Gedanken zu suchen … oder man ergötzt sich an seinem eigenen Elend und suhlt sich mit passsenden Musik in Traurigkeit. Weil ich am vergangenen Wochenende so einen Tag hatte, habe ich meine Sammlung nach Tracks durchforstet, die so richtig schöne Tränenstarter sind. Vielleicht wirkt das aber auch nur bei mir so, weil mir die dazugehörigen Spiele viel bedeuten. Wenn ihr also gerade in der Stimmung für ein Experiment seid oder noch kommen wollt, hört mal in die Liste rein. Und denkt dran: Jeder darf mal traurig sein.
Platz 15-10
Das Was-hätte-sein-können hängt schwer über Pairbond, dem Theme Song zum Unterwasser-Grusel-Shooter BioShock 2. Die einsame Violine spielt gefühlvoll eine Melodie voller Bitterkeit und Sehnsucht, begleitet von einem Mehr an Streichern, die wie eine Schar stummer Beobachter dem Treiben beiwohnen, aber sich nicht dazu gesellen. Die Melodie bleibt alleine, bevor sie in der Dunkelheit verklingt.
14
Hush
Anno 1800
Jahr: 2019
Komponist(en): Tilman Sillescu; Alexander Röder; Markus Schmidt, Dynamedion
Eigentlich ist die Anno-Reihe bekannt für ihre positive Art, die von der Musik immer wunderbar eingefangen wird. Weite, grüne Wiesen, blauer Himmel und fröhliche Dorfbewohner, die unsere Arbeit lachend kommentieren. Hush bricht aus dieser Gewohnheit aus und zeigt die Schattenseite des blendenden Sonnenlichts. Wie ein Wiegelied ermahnt es uns, dass nicht immer alles gut ist – und dass das auch in Ordnung ist. Klavier und Geige begleiten uns langsam in den Schlaf und wir wissen: Auf jeden Regen folgt Sonnenschein.
Ein Spiel, in dem wir als Protagonisten einen der Reiter der Apokalypse, den leibhaftigen Tod verkörpern, kommt auch nicht ohne das Thema Tod und Verlust drumherum. The Crowfather begreift den Tod aber nicht als trauriges Ende, sondern als dem Aufbruch zu Neuem und orchestriert den Abschied als etwas Grandioses, etwas Schönes. Vielleicht interpretiere ich aber auch etwas viel in diesen Track, weil ich ihn so mag. Aber sobald der Klang des Orchesters explodiert, trifft es mich jedes Mal.
Dass ich To the Moon gespielt habe, ist mittlerweile echt eine ganze Weile her und wirklich viel weiß ich über die gute Story nicht mehr. Obwohl das Pixeladventure durch seine Aufmachung eher niedlich als erwachsen wird, steckt in dem Spiel im Kern eine Geschichte über Sehnsucht, Trauer und Verlust. Diese Emotionen werden in Born a Stranger schön erweckt. Und ja, ich liebe einfach Klavierstücke, auch wenn sie noch so simpel sind.
Das Hauptthema von Child of Light, das in diesem Duett aus Violine und Klavier bedächtig und zurückhaltend erklingt, hören wir zum ersten Mal, wenn wir uns von unseren Freunden und Weggefährten im Spiel trennen. Final Breath ist eine Erinnerung daran, dass jedem Schmerz auch etwas Schöneres voranging, dass alles Gutes irgendwann zuende geht und das jeder Abschied und jedes Ende auch der Beginn von etwas Neuem sein kann.
Platz 9-5
Einen Track aus Battlefield in dieser Liste hätten vermutlich die Wenigsten erwartet. Aber A Theme for Kjell ist eines dieser gefühlsvollen Meisterwerke, die Trauer und Bedauern seriös miteinander vermischen und es in Form einer Synthie-Komposition über uns hereinwabern lässt. Die Gedanken wandern unweigerlich, wir denken zurück an was war und was hätte sein können. Wir spüren den Verlust, das Ende … aber auch die Hoffnung auf einen Neuanfang.
Ein großartiges Ende von einem großartigen Spiel – anders lässt sich der That’s the Way It Is von Red Dead Redemption 2 nicht beschreiben. Eine Cowboy-Ballade an die Unabänderlichkeit des Lebens die sagt, dass es okay ist, wenn sich Wege trennen und Dinge enden. Sie passt perfekt zu dem Spiel, das irgendwann die Credits zeigen musste und sich gebührend von uns verabschiedet. Es war schön, so lange wie es gedauert hat. So ist es nun mal.
Blizzard kann Emotionen, wie sie wieder und wieder unter Beweis stellen. Heutzutage zwar größtenteils Zorn und Empörung, aber damals auch Trauer durch Scores mit Gänsehautschauer-Garantie. Invincible erzählt das Epos um einen gefallenen Helden, der selbst zum Schurken wurde. Über eine Geschichte von Schmerz, Trauer und Verrat. Damit wären alle Checkpunkte der Stereotype-Liste abgehakt und mir bleibt nur zu sagen, dass es wohl der epischste Track dieser Liste ist. Blizzard eben.
It was the best of times, it was the worst of times.
A Tale of Two Cities, Charles Dickens
So geht ja das bekannte Zitat. Und Best of Times aus dem World of Goo-Soundtrack schafft es meisterhaft, diese beiden Seiten der gleichen Medaille zu erhellen. Trauer und Freude, Lethargie und Euphorie, An dieser Stelle zitiere ich gerne aus meiner Review: „Eine Ode, der dieses kleine Indiegame über ein paar lächerlich süße Schleimbälle in keiner Weise gerecht wird, und die es andersherum auf so ein derart pathetisch hohes Level hievt – einfach meisterhaft.“
Vor sechs Jahren erschien dieses Lied, das im Grunde nur dafür da war, damit Entwickler Riot zeigen konnte, wie weit sie mittlerweile im Animations- und Artdepartment waren. Es erzählt die Hintergrundgeschichte eines der Charaktere, des Mumienjungen Amumu, der keine Freunde findet und darüber so traurig ist, dass er immer weint. Das klingt nach Kindergarten, wird in The Curse of the Sad Mummy aber unfassbar gefühlvoll gesungen, während Klavier und besonders Cello ans Äußerste getrieben werden. Ein herzerweichendes Lied ohne Happy End mit der klaren Botschaft, dass das Leben (und was danach kommt) nicht immer fair ist.
Platz 4-1
Die letzten vier Plätze teilen sich tatsächlich zwei Spiele mit jeweils zwei Tracks, weil ich mich nicht entscheiden wollte oder konnte. Platz 4 geht an Broken Wings, über das ich bereits in meiner Review zum Soundtrack von Valiant Hearts geschrieben habe. Vom Stil geht es in Richtung von A Theme for Kjell (Battlefield 4) und Best of Times (World of Goo), ohne aber mit dem gleichen Bombast daher zu kommen. Diese Zurückhaltung geben diesem Titel etwas Familiären, etwas Intimes. Als würde er dich in den Arm nehmen und sagen: „Es ist gut, lass es raus.“
3
Nurture
Valiant Hearts: The Great War
Jahr: 2014
Komponist(en): Stephen Mark Satterthwaite; Alex Johnson; Christopher James Allen
Nurture, zu Deutsch ‚Ernährung‘ oder ‚Pflege‘, ist genau das: Seelennahrung und Gefühlspflege. Wo Broken Wing sagt, wir sollen unseren Gefühlen freien Lauf lassen, nimmt uns Nurture an die Hand und sagt, dass es auch wieder bessere Zeiten geben wird. Irgendwann, irgendwie. Positiv bleiben, das Gute sehen und nicht aufgeben. Es ist eine so simple Melodie, dass selbst ich sie auf dem Klavier spielen kann, aber gleichzeitig gibt sie so viel Kraft, so viel Positives. Über das Zulassen von Gefühlen und Akzeptanz der eigenen Menschlichkeit.
Jetzt kommen die beiden Heavy-Hitter, die wohl durch meine Nostalgiebrille jedes Mal die Tränen hinter den Gläsern hervorquellen lassen. Kein Wunder, schließlich steht die Mass Effect-Reihe auch auf Platz 1 meiner Top-10-Sci-Fi-Scores. An End, Once and for All ist genau das. Das Ende einer Trilogie, von mehreren hunderten Stunden Spielzeit in einer fernen Galaxie. Auch hier haben wir wieder eine einfache Melodie auf dem Klavier, die bedächtig vor und zurück wiegt. Es ist vorbei, erinnere dich an all das, was passiert ist.
Weine nicht, weil es vorbei ist, lache, weil es überhaupt passiert ist.
Gabriel García Márquez, kolumbianischer Schriftsteller
Und hier kommt sie, meine Nummer 1. Der traurigste Track, den ich in einem Videospiel je gehört habe – und dabei habe ich das gar nicht! Denn dieses Lied läuft nur, wenn man in Mass Effect 3 eine Entscheidung trifft, die niemand wählt, der auch nur die Spur eines Gewissens besitzt. Nichts Geringeres als die Auslöschung einer gesamten Spezies geht diesem Track voraus und der Schmerz der letzten Überlebenden schlägt uns hier entgegen. Es ist dramatisch, es ist emotional und es ist so schmerzerfüllt, dass ich diesen Song nur schwer ertragen kann, aber gleichsam is es so wunderbar, so echt, dass er fast zu kurz erscheint. Wenn du heute noch keine schlechte Laune hattest, bitte schön. Mir tut es nicht leid.
Top 15 Traurigste Tracks
Titel | Interpret(en) | Album | |
---|---|---|---|
Pairbond | Garry Schyman | BioShock 2 | |
Hush | Tilman Sillescu; Alexander Röder; Markus Schmidt | Anno 1800 | |
Death of Walter | Russell Shaw | Fable III | |
The Crowfather | Jesper Kyd | Darksiders II | |
Born a Stranger | Kan R. Gao | To the Moon | |
Final Breath | Cœur de Pirate | Child of Light | |
A Theme for Kjell | Johan Skugge; Jukka Rintamäki | Battlefield 4 | |
That's the Way It Is | Daniel Lanois | Red Dead Redemption 2 | |
Invincible | M.O.D. | World of Warcraft | |
Best of Times | Kyle Gabler | World of Goo | |
The Curse of the Sad Mummy | Michael Patti | League of Legends | |
Broken Wing | Clinton Patrick Rusich | Valiant Hearts: The Great War | |
Nurture | Stephen Mark Satterthwaite; Alex Johnson; Christopher James Allen | Valiant Hearts: The Great War | |
An End, Once and for All | Clint Mansell; Sam Hulick | Mass Effect 3 | |
I'm Sorry | Sascha Dikiciyan; Cris Velasco | Mass Effect 3 |
Top 15 Traurigste Tracks (Honorable Mentions)
Titel | Interpret(en) | Album | |
---|---|---|---|
Farewell to Sue | Noriyuki Iwadare | Grandia | |
Field of Poppies | Frédéric Talgorn | Sid Meier's Civilization V | |
Dun Mora | Tilman Sillescu; Pierre Langer; Dynamedion | SpellForce 2: Shadow Wars | |
Exodus | Alexey Omelchuk | Metro Exodus | |
The Last Flame | Piotr Musial | Frostpunk | |
I Picture You Before Me [Instrumental] | Guy Jackson; Stella Angelika | Sea of Solitude | |
Gris, Part 2 | Berlinist | Gris | |
Prisoners | Olivier Derivière | A Plague Tale: Innocence | |
Luca's Theme | Angelo Badalamenti | Fahrenheit | |
Never Forget | Martin O'Donnell; Michael Salvatori | Halo 3 |