Battlefield Heroes
Battlefield Heroes
19.09.2025
Kriegsschauplatz Kindergarten
Es ist 2009. Barack Obama wird zum ersten schwarzen Präsidenten der Vereinigten Staaten ernannt, ein kleines Spiel namens League of Legends feiert seinen unbedeutenden Release und irgendwo bei EA werden die Grundsteine für die Entwicklung der Spieleindustrie für die nächsten Dekaden gelegt. Denn mit Battlefield Heroes ging im Juni 2009 der erste „Play 4 Free“-Titel an den Start – ein Geschäftsmodell, das uns wohl auf ewig begleiten wird.
Der wohl größte Ausreißer der Battlefield-Marke – vielleicht mit Ausnahme von Battlefield Hardline – war also nicht nur kostenlos spielbar, sondern auch im Comicstil gehalten und überaus humorvoll. Ein wenig, als hätte ein EA-Executive Valves Team Fortress 2 gesehen und gesagt: „Das machen wir, aber mit Battlefield.“ Die Vorteile sind kaum von der Hand zu weisen: ein jüngeres Publikum, geringere Hardware-Anforderungen und alles unter dem Deckmantel „Wenn’s nicht gefällt, kostets immerhin nichts.“
Was heute also wie eine Fortnite-Mod aussieht, war für seine Zeit neuartig und fand seine Zielgruppe, auch wenn das Spiel nie wirklich im Mainstream ankam. Deshalb wurden 2015 die Server für Battlefield Heroes neben denen für EAs andere „Play 4 Free“-Games Battlefield Play4Free (quasi Battlefield 2 für umme), Need for Speed: World und FIFA World abgeschaltet. Ich selber hab’s nie gespielt, aber mir natürlich den Soundtrack angehört … ein kurzweiliges Unterfangen, sind es doch nur vier Tracks, die der Gamerip zutage fördert.
Komponiert wurden die von Marc Canham, der von 2002 bis 2014 im Videospielsektor tätig war und unter anderem für Spiele wie Driver 3, Far Cry 2 sowie die letzten beiden Infamous-Teile First Light und Second Son schrieb. Seine aktuellen Arbeiten sind indes eher im TV-Bereich angesiedelt. Von den vier Stücken für Battlefield Heroes ist eigentlich nur West Flag relevant, das im Grunde das Main Theme Battlefield Heroes in längerer Form darstellt. West Flag (NA) und West Flag (RA) sind derweil Radioklänge alter Marschlieder.
Mit dem Main Theme unterstreicht Canham den fröhlichen Comedy-Aspekt des Comic-Shooters. Statt brutaler Weltkriegsklänge steigt das Stück mit einem kurzen Zitat des Battlefield-Themas ein, nur um dann in unbeschwertes Gepfeife umzuschwenken (Fun Fact: Das Thema lief während der Battlefield 6-Beta auf dem Schießstand). Damit greift der Komponist die in Filmen häufig präsente Drillplatz-Atmosphäre auf, in der Rekruten dazu ermuntert werden, das Training mit masochistischer Begeisterung und Freude durchzuexerzieren.
Was wie eine tiefsinnige Auseinandersetzung mit der grausamen Realität des Krieges anmutet, sind in Wahrheit aber lediglich unbeschwerte, fast schon kindische Klänge, die dem Shooter eine gewisse Leichtigkeit geben. Ich fand den Track damals einfach lustig und höre ihn mir auch heute noch gerne an, wirklich bewegend oder gar spannend ist er aber nicht. Das trifft auch auf den Score an sich zu.
