Battlefield Hardline
Battlefield Hardline
03.10.2025
Untergetaucht
Schon Counter-Strike zeigte Anfang des Jahrtausends, dass der Kampf Gut gegen Böse, Polizei gegen Terrorismus, zu vielen unterhaltsamen Stunden in der digitalen Welt führen kann. Doch was hat diesem altgedienten und zeitlosen Spielkonzept bisher gefehlt? Na klar, Fahrzeuge! Wer hat nicht schon auf Dust II gestanden und gedacht: „Jetzt ’n Panzer?“
So scheinbar die Entwickler*innen bei DICE, als sie sich 2013 ein Konzept fürs nächste Battlefield ausdenken mussten. Ein Nachfolger im Stil von BF4 wäre wohl der falsche Schritt gewesen, war das Spiel doch seinem eigenen Vorgänger bereits zu ähnlich. Deshalb entschied man (beziehungsweise Visceral Games) sich dafür, den militärischen Konflikt von Staaten und Bündnissen zu verkleinern und ins kriminelle Milieu zu verlagern. Statt Westen gegen Osten, Westen gegen Nahen Osten oder Westen gegen Europa galt nun also das echte Gut gegen Böse: Räuber und Gendarm, Cops vs. Criminals.
Zum Glück war Hardline dabei mehr als ein bloßer Neuanstrich der bekannten Battlefield-Systeme. Die Fachpresse beschrieb es stattdessen als einen frischen Ansatz mit passenden Spielmodi und Klassen sowie weniger gut gelungenen Karten. Gleichsam war es aber auch das insgesamt schlechteste Ableger der Reihe, weil es eben kein Battlefield mit großen Fahrzeugschlachten war, sondern sich auf Infanteriegefechte spezialisierte. Deshalb habe ich das Game auch nie angefasst und diese Runde ausgesetzt.
So viel dazu – kommen wir zum Soundtrack. Der stammt vom schottischen Komponisten Paul Leonard-Morgan, der bereits diverse Auszeichnungen für seine Film- und TV-Scores erhalten hat, im Bereich Videospiele allerdings nur drei Credits vorweisen kann: Warhammer 40.000: Dawn of War III (2017), Cyberpunk 2077 (2020) und eben Battlefield Hardline. In dieser Review werde ich mich derweil nur an den 19 Stücken des Original Soundtrack aufhalten, obgleich das Fan-Wiki noch alle Radio-Tracks aus dem Hauptspiel und den DLCs auflistet. Denn da sich die schon wie stereotyper Gangster-Hip-Hop lesen, bin ich leider raus.
Schauen bzw. hören wir uns stattdessen lieber Leonard-Morgans Arbeiten an. Größter Punkt vorweg: Um den Bruch mit der Battlefield-Marke zu illustrieren, hören wir das bekannten Thema der Reihe nur kurz als Schlagzeugauftackt in Battlefield Hardline. Der Score besticht dagegen vor allem durch seine (erwartbaren) Thriller- und Actionamplituden, die dem Singleplayerpart des Spiels das richtige Maß an Bad-Ass-Cop-Feeling verpassen. Schließlich dreht sich die Kampagne um das große Einmaleins des organisierten Verbrechens und schickt Protagonist Nicholas ‚Nick‘ Mendoza, einen Detective des Miami Police Departments, in den Kampf gegen Drogenhandel, Korruption, Mord, Waffenhandel und was sonst noch Spaß macht.
Die Musik steht dabei ganz im Zeichen amerikanischer Polizeiserien wie Miami Vice oder The Streets of San Francisco, deren funkige Basslines und Gitarrenriffs dieses Gefühl von Ermittleralltag mit moralisch grauen Tönen und dem Urbanen der kriminellen Vorstadt mischen. Moderne Einflüsse wie die Synthies und treibenden Beats gehen dagegen eher in Richtung von Heist-Movies à la Heat oder Drive. Klingt stereotyp? Ist es auch. Denn ohne die zugrundeliegende audiovisuelle Begleitung im Spiel fühlt sich der Soundtrack an wie der Versuch einer Stand-up-Routine beim Begräbnis der eigenen Oma: unterhaltsam, aber irgendwie unpassend.
Nun möchte ich dem Soundtrack nicht mein Konsumverhalten zu Lasten legen und gestehe gerne ein, dass er handwerklich gut gemacht ist. Gleichzeitig ist er aber zu uninspiriert und klischeehaft, als dass ich hier irgendetwas Bemerkenswertes benennen könnte. Action und Suspense wechseln sich trackübergreifend regelmäßig ab, während die Stücke in sich geschlossen gleichförmig bleiben.
Ein Actionsong wie Weedhouse oder Deal Gone Bad, der nach einem kurzen Intro die E-Gitarre rausholt und mit Schlagzeug und langgezogenen Riffs Thrilleratmo aufkommen lässt, läuft seine sechs Minuten fast exakt gleich ab, bevor er dann irgendwann outfaded – Spannung geht anders. Da freue ich mich fast schon über Stücke wie Fireworks Raid, dessen simpler Riff zu Beginn Musik Marke Need for Speed: Hot Pursuit 2 verspricht … nur um dann wieder ins Schema B(attlefield) zurückzufallen.
Anderer Hoffnungsträger ist Nick and Khai Reunite, das die Gitarre dankenswerterweise mal stecken lässt und mit gefühlvoll verhallenden Synthietönen und dem Klavier etwas Geborgenheit in die raue Copwelt bringt. An sich ist das nichts Besonderes, aber es bietet wenigstens etwas Abwechslung zum immergleichen Switch zwischen Schießerei und Spurenjagd. Der Score zu Battlefield Hardline bleibt deshalb Durchschnitt ohne jegliche Form von Identität. Für einen Kriminellen beim Untertauchen optimal, als Soundtrack leider nicht.
