Streichfest

Jedes größere Franchise braucht seine Truppe aus Volldeppen, die zwar eigentlich top ausgebildet und absolut fähig sind, aber die Sache mit der Ernsthaftigkeit nie so ganz verinnerlicht haben: Marvel hat seine Guardians of the Galaxy, DC wirft die Helden-wider-Willen-Truppe Suicide Squad ins Rennen und Battlefield hat die Bad Company. Übrigens nicht zu verwechseln mit der Bett Company, der meine Freundin angehört.

Anders als in allen vorherigen Battlefields bietet Bad Company eine vollständige Singleplayer-Kampagne, die sich um die namensgebende B-Company dreht. Besagte Kompanie besteht aus uns, Private Preston Marlowe, dem Squadleader Samuel ‚Sarge‘ Redford, Terrence ‚Sweets‘ Sweetwater und Comic-Relief-Sprengmeister George Gordon Haggard Jr. Die Story ist hierbei von deutlich mehr Klamauk gezeichnet, als man es von der bierernsten Battlefield-Marke erwartet hätte. Das „Bad“ bezieht sich dabei, wie gesagt, nicht auf die Fähigkeiten der Truppe – selbst DICE würde keine Gruppe Schulkinder mit Wachsmalstiften in den Kampf ziehen lassen.

Spiele der Battlefield-Reihe

Battlefield 1942 (2002)

Battlefield Vietnam (2004)

Battlefield 2 (2005)

Battlefield 2: Modern Combat (2005)

Battlefield 2142 (2006)

Battlefield: Bad Company (2008)

Battlefield Heroes (2009)

Battlefield 1943 (2009)

Battlefield: Bad Company 2 (2010)

Battlefield 3 (2011)

Battlefield 4 (2013)

Battlefield Hardline (2015)

Battlefield 1 (2016)

Battlefield V (2018)

Battlefield 2042 (2021)

Battlefield 6 (2025)

Das ist zumindest mein Eindruck vom Nachfolger, Bad Company 2, denn den ersten Teil konnte ich wegen seiner Konsolenexklusivität nie spielen. Wenn die Qualität des Vorgängers auf einem ähnlichen Niveau war, hatte man damit sicherlich ein paar unterhaltsame Stunden.

Herzstück der Reihe war und ist aber nach wie vor der Multiplayer, und der stach durch ein Markenzeichen hervor, das in den nachfolgenden Titeln mal stärker und mal weniger deutlich im Vordergrund stand: Die Zerstörung der Umgebung. Wo die Schlachtfelder der Vorgänger statisch und unveränderlich waren, konnten plötzlich Schneisen in Mauern gesprengt oder ganze Häuser zum Einsturz gebracht werden. Das System machte den Multiplayer der Reihe Ende der 00er-Jahre wieder einzigartig und sorgte für mich im Nachfolger für unzählige Stunden unterhaltsamer Zerstörungsorgien.

Tolles Spiel, toller Soundtrack? Die Gleichung mag einfach sein, aber sie trifft zu. Wie mittlerweile üblich wurde für die Ableger der Bad Company-Serie erneut ein neuer Komponist beauftragt. Mikael Karlsson arbeitete als Audio Designer beim Entwickler DICE und hatte zuvor seinen Master in klassischer Komposition erlangt – und das hört man. Die einzigen beiden musikalischen Ausflüge des Schwedens in die Welt der Videospiele sind geprägt von Einflüssen klassischer Komponisten und setzen auf eine orchestrales Klanggefühl. So gibt es die insgesamt fünf Themen jeweils in mindestens zwei Ausführungen, mal als Orchestral, als Chamber, als Piano und als Cello Solo Version.

Streicher, wuchtige Percussions und Bläser zerren das bekannte Battlefield-Thema in Battlefield Theme [Chamber Version] aus den engen Häuserkämpfen der Gegenwart in das musikgewordene 18. Jahrhundert und somit ins Umfeld von Spielen wie Empire: Total War oder Cossacks: European Wars. Dieser kompositorische Anachronismus ist einzigartig für die Reihe, funktioniert jedoch hervorragend. Denn wo Battlefield 2142 mehr nach Fantasy als nach Future klingt, wirkt die Musikgewalt aus der Kombination aus Cello und Geige wuchtig, brutal und ungebändigt, was dem modernen Setting mehr Gravitas verleiht.

Prelude to a Lost Cause ist gemeinsam mit Battlefield Theme [Orchestral Version] in seinen beiden Ausführungen indes eher klassische Videospiel-Actionkost Richtung Uncharted oder die späteren Tomb Raider-Spiele. Im War Theme schwingt hingegen eine Schwermütigkeit mit, wie wir sie aus Band of Brothers oder den frühen Call of Duty-/Medal of Honor-Teilen kennen. Gleiches lässt sich auch über das Leggionaires Theme in seinen vier Versionen sagen, das zwischen tragisch ([Orchestral Version]), fatalistisch ([Piano Version]), düster ([Chamber Version]) und traurig ([Cello Solo Version]) pendelt. Das weckt entsprechende Assoziationen an streicherlastige Scores wie die Arbeiten von Olivier Derivière an Vampyr oder der A Plague Tale-Reihe und klingt in meinen Ohren sehr gut.

Ob dies den geneigten Battlefield-Spieler überzeugen kann, weiß ich nicht. Was ich mit Sicherheit bestätigen kann, ist die Überflüssigkeit des Gamerips. Denn dieses 16 Track lange Album beinhaltet nicht nur neun von zehn falsch benannten Tracks des Hauptspiels, sondern auch sechs minder spannende Tracks, bestehend aus den Ladezeiten-Tracks Drums of Battlefield Bad Company, The Drums sowie Prelude to Battle 1, 2 und 3, dem jazzigen Menu Theme The Beast von Milt Buckner und zu guter Letzt dem 21-minütigen Radio Surf, das wohl in irgendeiner Mission im Hintergrund für Beach-Flair sorgt.

Fazit: Der Score ist anders, er ist spannend und gut gemacht. Trotz eines Mangels an einzelnen Themen sind die Versionen unterschiedlich genug, damit es nicht langweilig wird. Fans des Spiels werden sowieso ihre Freude mit dem nostalgischen Sinnen an Früher haben, alle anderen sollten definitiv mal reinhören. Ich find’s super, und weil ich weiß, was als Nächstes kommt (Bad Company 2), bin ich umso mehr gehypt auf die Musik des Nachfolgers!