Battlefield 1942
Battlefield 1942
13.12.2021
Musik aus einer zivilisierteren Zeit
Dada dat da dat dat. Bei dieser Lautfolge könnte man zuerst denken, es handle sich um einen kommunikationsunwilligen Rheinländer im Supermarkt, der versucht, dem Fleischfachverkäufer verstehen zu geben, welche Wurst er sich heute Abend in die Genussluke schaufeln will. Man könnte auch meinen, es handle sich um das blecherne Theme aus Terminator und ein Österreicher in Lederklamotten komme jede Sekunde in den Raum gestiefelt. Beides falsch.
Tatsächlich handelt es sich unverkennbar um das beliebte Theme der Battlefield-Serie, das seinen Einstand im ersten Ableger Battlefield 1942 feierte. Nun war ich 2002 gerade 10 Jahre alt und die Vorstellung, im lokalen Netzwerk geschweige denn Internet auf andere Menschen zu schießen, so abwegig wie die Gedanke, dass Oliver Pocher länger als die 2000er-Jahre im kollektiven Gedächtnis bleiben oder der Klimawandel wirklich ‚so ein drängendes Problem‘ werden würde.
Tatsächlich durfte ich erst ein paar Jahre später den Nachfolger, Battlefield 2, zocken – und selbst da war ich schon zu spät dran. Das ändert aber nichts daran, dass ich die Shooter-Reihe sehr gerne gespielt habe und auch gerne weiter spielen würde, wäre da nicht kürzlich der neue Ableger Battlefield 2042 erschienen, der meine Hoffnung auf die gute alte Zeit vor Battlefield V vollkommen zerstört hat. Da der sich nicht nur spielt wie ein Gothic 3 meets Latency, sondern auch noch nach klanggewordener Depression eines Metalheads anhört, der gerade den Verzerren-Effekt in Audacity gefunden hat, hielt ich es für sinnvoll, einmal in die glorreiche Vergangenheit zu schauen … bzw. zu hören.
Dass es sich hier um die Vergangenheit handelt, hört man sofort. Der Soundtrack vom Urvater Joel Eriksson (dem Komponisten, nicht dem Rennfahrer) ist simpel und straight forward: Trommeln und Fanfaren, die zum Marsch blasen, lassen Weltkriegsatmosphäre aufkommen und schon im Intro hören wir das oben beschriebene ‚Dada dat …‘, das uns noch über viele Iterationen begleiten sollte. Anders als die späteren Teile findet sich im dazugehörigen Gamerip eine musikalische Unterteilung in Situationen vor. Die Namen verraten es dabei schon: Slaughter und Stress klingen nach klassischer Shooterkost der 00er-Jahre und gehen in Richtung Serious Sam oder Quake, wohingegen die Sneak– und Theme-Tracks dank Klaviergeklimper Agentenstimmung à la James Bond und Commandos aufkommen lassen.
Die spätere Essenz der Battlefield-Spiele, der militärische Duktus und die Brachialo-Mucke kommt dagegen in den Vehicle-Tracks am besten zu Geltung, denen auch das Hauptthema entspringt (Vehicle IV), das man bereits im Intro hören kann. Einzig das Menu fällt etwas aus der Reihe, das spieluntypisch traurig klingt und eher zu einem Noire-Film zu passen scheint als in ein Weltkriegssetting. Wobei nicht gesagt ist, dass Weltkrieg und traurig nicht zusammenpassen. An dieser Stelle empfehle ich sehr gerne meine Review zu Valiant Hearts: The Great War.
Doch zurück zu Battlefield 1942, das spieletechnisch wie auch musikalisch den Grundstein für die modernen Nachfolger legte: Der Soundtrack ist okay. Ein bisschen eckig und kantig, hier und da etwas zu belanglos, als dass es ohne Nostalgiebrille wirklich erwähnenswert wäre. Aber immerhin erzählt er eine Geschichte und erweckt Bilder im Kopf – etwas, das der Score zu Battlefield 2042 nicht schafft. Da fragt man sich doch, wohin die Millionen an Euros geflossen sind, die solche AAA-Titel heutzutage verschlingen. Und ob dieser Post von der Webseite des Komponisten wirklich ernst gemeint ist:
Hundert Jahre sind vergangen, seit ich die Musik für Battlefield 1942 gemacht habe. Der Titelsong hat viele Formen angenommen. Im Jahr 2042 ist es ein kühler isländischer Wind von Hildur Guðnadóttir und Sam Slater.
Komponist Joel Eriksson auf seiner Homepage
Kühl ja, aber definitiv nicht cool.
- Titel bereits im OST enthalten.
- Battlefield 1942 – Track 04 – Slaughter
- Battlefield 1942 – Track 07 – Vehicle IV (Main Theme)
