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Supreme Commander 2

Erscheinungsdatum: 2010
Art: Original Soundtrack (OST)
Komponist(en): Howard Mostrom
Trackzahl: 23


Trommelfeuer Ungeheuer

Das 2010 erschienene Supreme Commander 2 musste ein schweres Erbe antreten, war das drei Jahre zuvor erschienene Supreme Commander von 2007 für mich, wie für viele andere, doch eine Revolution des Echtzeitstrategiegenres. Statt Ressourcen anzuhäufen und sie auszugeben, mussten wir nur eine saubere Masse- und Energiebilanz vorweisen. Statt händisch einzelne Einheiten auszubilden und zu kommandieren, produzierten unsere Fabriken am Fließband unsere Kriegsmaschinerie zu Wasser, Land und Luft. Und diese Felder teilten sich, wie eigentlich alles in Supreme Commander, dann auch noch auf drei Technologiestufen auf, die wir im Verlauf des Matches erreichen mussten. Gut, ein paar der Features gab es bereits im indirekten Vorgänger Total Annihilation von 1997, aber den werden die Meisten, wie ich dann vermutlich doch nicht kennen.

Wenn man die Revolution nicht weiter revolutionieren kann und der Erfolg der Marke ausbleibt, geht man am besten back to Basics – so dachte man wohl. Folglich wurde im Nachfolger das Einheitenmaximum massiv eingedampft, das Ressourcenmanagement auf Massenmarkttauglichkeit mit dem bekannten Ausgabesystem zurückgebaut und statt Technologiestufen wurden Upgrades über in der Schlacht gewonnene Forschungspunkte freigeschaltet. Was Supreme Commander 1-Hasser wohl als sinnvolle Reduktion aufs Wesentliche bezeichnen würden, wird im folgenden Zitat, wie ich finde, treffend eingeordnet:

Supreme Commander 2 ist ein Spiel, dass die Zugänglichkeitsprobleme des Vorgängers löste und von den Spielern gekaufte wurde, die nicht darum gebeten hatten.

Tom Francis, in der Supreme Commander 2 Review für PC Gamer UK

Spiel: kein Fan – Soundtrack: schon eher. Der stammt nicht von Jeremy Soule und wurde deswegen damals deutlich von mir abgestraft. Beim obligatorischen Durchhören für diese Review wurde mir durch eine Prise Altersmilde jedoch gewahr, dass der OST eigentlich gar nicht so schlecht ist. Verantwortlich zeichnet Howard Mostrom, der (mit Ausnahme des Scores zum geistigen Nachfolger Planetary Annihilation) kaum im Videospielbusiness in Erscheinung trat.

In seiner 23 Stücke langen Komposition setzt Mostrom auf die wuchtigen Töne, wie die eines „Bellum Infinitus“ aus Supreme Commander. Sein größter musikalischer Verbündeter ist hierbei die Marching Drum, die in so gut wie jedem Track vorkommt. Wo Soule allerdings Weite und Größe, nicht nur in Bezug auf das Ausmaß des Konflikts, sondern auch Glorie und Heroismus, in seinem Werk durchscheinen lässt, bleibt die Musik von Supreme Commander 2 ganz nah am Geschehen.

Mit der Trommel als erdendes Element wirkt das Album chaotischer, aufgeregter. Wir sind dichter am Gefecht, mehr im Micro- statt im Macromanagement. Die nötige Tiefe versucht Mostrom in Stücken wie „The Luthian Sound“ durch den Einsatz von Chorälen zu erzeugen, während er Soule-gleich in „Prime Target“ oder „Collossus Reveal“ auf orchestralen Bombast durch das Zusammenspiel aus wuchtigen Percussions, Streichern und Bläsern setzt.

Obwohl ich zudem den Einsatz eines wiederkehrenden Themas goutieren möchte, erreicht der Supreme Commander 2-Soundtrack letztendlich nicht die Klasse des Vorgängers. Dafür bleiben zu viele Elemente repetitiv. Interessante oder gar aufregende Melodien, wie sie von Jeremy Soule zuhauf – nicht nur in den temporeichen Gefechten, sondern auch den ruhigen Aufbaumomenten – intoniert werden, suchen wir hier meist vergebens.

Die zwei Lichtblicke des OSTs möchte ich derweil natürlich nicht unerwähnt lassen. „Sneak Attack“ erinnert durch seine surrenden Streicher an eine Mischung aus Earth 2150 und Company of Heroes, wirkt dreckig und bedrohlich, wie ein Schwarm, der über die Nichtsahnenden hereinbricht. „United Earth Federation“ ist da das genaue Gegenteil: Stolz, mächtig und dominant bricht dieses Theme über uns herein und verkündet, wie ein „Global Union Anthem“ (Anno 2205), wer die dicksten Mechs ins Feld führt.

Fazit: Die Klasse seines Vorgängers erreicht das Album leider selten, ganz so schlimm wie das Spiel ist er indes auch nicht. Gleichwohl werden Fans von auf bespannte Hohlkörper trommelnden Stöcken bei dem OST zur Sci-Fi-Serie Battlestar Galactica von 2004 besser aufgehoben sein – Bear McCreary rules.


Nostalgiewarnung

Die Wertung der einzelnen Tracks ist rein subjektiv und durch meine eigene Erfahrung mit dem Spiel deutlich gefärbt. Mehr dazu findest du in dem Artikel Über Nostalgie.

Nr.TitelInterpretBewertung
01Main MenuHoward Mostrom44/5
02Test Range 27BHoward Mostrom33/5
03Prime TargetHoward Mostrom44/5
04Sneak AttackHoward Mostrom55/5
05Experimental InvasionHoward Mostrom33/5
06Off BaseHoward Mostrom44/5
07Strike While ColdHoward Mostrom44/5
08Factions or Family PlanHoward Mostrom33/5
09End of an AllianceHoward Mostrom33/5
10Encrypted ConnectionHoward Mostrom11/5
11United Earth FederationHoward Mostrom55/5
12The Luthian SoundHoward Mostrom44/5
13Delta ForceHoward Mostrom33/5
14Lethal WeaponsHoward Mostrom44/5
15Collossus RevealHoward Mostrom44/5
16Back on the Chain GangHoward Mostrom44/5
17Cliff DivingHoward Mostrom33/5
18Nuclear StrikeHoward Mostrom22/5
19Prime TimeHoward Mostrom33/5
20Fact FinderHoward Mostrom33/5
21The Trouble with TechnologyHoward Mostrom33/5
22Surface TensionHoward Mostrom33/5
23Operation CompletedHoward Mostrom22/5

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