Star Wars: Knights of the Old Republic II – The Sith Lords
Erscheinungsdatum: 2004
Art: Original Soundtrack (OST) / Gamerip
Komponist(en): Mark Griskey
Trackzahl: 29 / 78
The Dark Side of the Scores
Nachdem Star Wars: Knights of the Old Republic 2003 ein Riesenerfolg war, gab es sowohl seitens der Fans als auch des Publishers LucasArts den Wunsch nach einer zeitnahen Fortsetzung. Dieser sollte mit Star Wars: Knights of the Old Republic II – The Sith Lords ein Jahr später in Erfüllung gehen – ein knappes Zeitfenster, aber so war das bei Spielen damals. Tatsächlich musste für das ursprüngliche Entwicklerteam von BioWare das neugegründete Studio Obsidian Entertainment einspringen. Die hatten zwar große Pläne, scheiterten letztendlich allerdings an der Deadline und aufgrund diverser Abspracheschwierigkeiten.
Das Ergebnis war ein Kotor, aus dem kurzfristig viele Inhalte gestrichen werden musste, dessen spannenden neuen Ansätze bei den Fans aber gut ankamen. Deshalb gilt der zweite Teil meines Wissens viele Jahre später sogar als das bessere Knights of the Old Republic – ein wenig wie bei Fallout 3 und Fallout: New Vegas (ebenfalls von Obsidian). Denn mittlerweile sind die unzähligen Fehler, die beim katastrophalen Release noch im Spiel waren, rausgepatcht und Inhalte zum Teil wiederhergestellt.
Mir hat das Spiel indes weniger Spaß gemacht als der Vorgänger. Abseits der spielerischen und technischen Verbesserungen (Capes hatten eine Bewegungsanimation!) war die Story viel tiefgründiger, komplexer und Charaktere mehr als nur Nebendarsteller. Klingt doch eigentlich gut? Ist es auch, aber ich war noch zu jung dafür. Klar habe ich das Spiel verschlungen, weil Star Wars, jedoch fehlte mir so etwas wie der Twist aus Teil 1, den ich damals für ultimativ genial hielt.
Vielleicht hatte ich noch nicht die geistige Reife, um mit philosophischen Fragen und Denkansätzen konfrontiert zu werden, in denen das strikte Schwarz-Weiß bzw. Rot-Blau von Heller und Dunkler Seite der Macht hinterfragt wurde. Ich mochte wie bei Der Herr der Ringe immer die klare Aufteilung Gut gegen Böse, Hell gegen Dunkel … Diese Absolutismen hätten mich wohl zu einem guten Sith gemacht.
Aber mit zunehmendem Alter und dem neuen Bewusstsein, einer Epoche geprägt von Game of Thrones und The Witcher, dass gute Menschen Böses tun können und umgekehrt, werden die Grautöne, die Kotor 2 zeichnet, immer faszinierender. Ist einem Bettler geholfen, wenn wir ihm Geld geben, nur damit er später ausgeraubt und ermordet wird? Interessante Denkanstöße, die unter den Kürzungen und technischen Mängeln litten.
Um diesen dunkleren Tenor im Vergleich zum ersten Teil zu unterstreichen, komponierte Mark Griskey einen OST, der deutlich weniger emotionale Spitzen setzt als der von Jeremy Soule – doch dazu gleich. Zunächst sei noch gesagt, dass mir zwei Versionen vorliegen: Der 29 Tracks lange OST und ein Gamerip mit 78 Tracks. Diese unterscheiden sich aber nicht nur in ihrem Umfang, sondern weisen auch unterschiedliche Beschriftungen sowie Zusammensetzungen auf.
So gibt es im OST mehrere Tracks, die im Gamerip aufgeteilt sind, hier aber zu einem Stück zusammengesetzt wurden, was teils harte Übergänge und Inkohärenzen ergibt. Das klingt unschön und sorgt dafür, dass manche Passagen ganz hörenswert sind, dann jedoch unmittelbar gefolgt werden von weniger Gutem. Wer also das vollständige musikalische Bild haben möchte, muss sich wohl um den Gamerip bemühen, auch wenn er dort gegen Ende auf viel Müll in Form von kurzen Stinger-Tracks und Cues treffen wird. Nun aber zum eigentlichen Score.
Die Musik von Griskey, der später auch der Musik des MMORPGs Star Wars: The Old Republic seinen Stempel aufdrücken sollte, ist näher an Williams Film-Orchestrierung mit einem deutlichen Fokus auf eine Varianz an Bläsern. Wo Soule häufig mit Fanfaren und Posaunen arbeitet, bekommen wir in Kotor 2 häufiger Flöten und Fagotts zu hören. Schon die ersten Noten des Theme Songs Knights of the Old Republic II illustriert diese neue Ausrichtung perfekt:
Wo uns bei Soule noch Aufbruchsstimmung entgegenschlug, ist dieses Theme zurückhaltender, nachdenklicher. Nach 40 Sekunden öffnet sich kurz ein imaginäres Fenster, als das Orchester aufspielt und den schweren Gedanken ein Ende setzt. Ähnliches sollten wir auch später bei The Old Republic häufiger wiederfinden (Planet Core hat hier die meisten Gemeinsamkeiten). Danach zieht im Theme durch den Einsatz der Streicher aber wieder die Dunkelheit herauf, bevor wir erneut in Williams-artige Star Wars-Mystik eintauchen.
Diese spannende Mischung aus Bedrohung und Neugierde zieht sich durch die komplette Komposition, generell ist es wohl einfacher, die Stücke aufzuzählen, die nicht den Grundtenor des Misstrauens transportieren. Vielleicht war dies für mich als Horror-Hasser ausschlaggebend dafür, dass ich mit dem Spiel nicht so wirklich warm wurde: Alles schreit irgendwie nach Grusel und Gefahr.
So beginnt das gleichnamige Theme zum Unterwelt-Mond Nar Shaddaa erst auf einer positiven Note, wie man es aus dem ersten Kotor kennt: Hey, ein neuer Planet, ein neues Setting! Doch kaum angekommen wird es wieder düster, man kann Anleihen des Sith-Themes erkennen, wie wir es in The Empire Strikes Back und Return of the Jedi hören. Generell ist bei Griskeys-Version die Verbindung zum Williams Arbeit deutlich stärker ausgeprägt, obwohl er nicht wie Soule Motive übernimmt.
Stattdessen kommen bei Nar Shaddaa in mir tatsächlich Erinnerungen an den ersten Harry Potter-Film hoch, dessen Musik ebenfalls von Williams stammt. Und auch Tomb Interior könnte so oder so ähnlich in einem Indiana Jones gelaufen sein. Telos wiederum weist mit seinen Bläsern am Anfang deutlichere Parallelen zu The Droids Travel to Jabba’s Palace aus Episode VI auf. Das kann gefallen und unterstützt die düstere Atmosphäre des Spiels perfekt, andererseits wünscht man sich hin und wieder, dass auch mal etwas Freude aufkommt.
Einzige ‚Lichtblicke‘ im OST sind da die Kampf-Tracks, die allesamt markentypisch knallen und aufgrund der allgemein kurzen Tracklänge von maximal 1,5 – 2 Minuten sehr explosiv wirken. Insgesamt erinnern die mich nicht nur an die offensichtliche Inspiration aus dem Star Wars-Universum und auch entfernt an Soules Komposition (Battle Stations!) sondern auch den SpellForce 2-Score von Dynamedion (Battle the Monster, Droid Battle) – und das ist nie verkehrt.
Hervorzuheben sind schlussendlich noch drei Lieder, die wir nur auf dem Gamerip finden: B-4D4, Rebuilt Jedi Enclave und Facing Darth Sion. Diese Tracks zeigen meiner Meinung nach sehr gut, was diesen Score ausmacht oder hätte ausmachen können und ich verstehe nicht, warum sie nicht im OST auftauchen.
B-4D4 ist ein 30-sekündiges Comedy-Stück, das in klassischer Peter und der Wolf-Manier einen wundersamen Charakter (in diesem Fall den eines Protokolldroiden) personifiziert: Das Fagott in Kombination mit den Streichern erzeugt diesen schelmischen trotteligen Vibe, der auch Williams klassischen Kompositionen zu eigen ist und zeigt, wie gut Griskey diese Musikart zu emulieren vermag.
Rebuilt Jedi Enclave ist eine wirkliche Perle. Wie der Name vermuten lässt, ist nach den Geschehnissen von Kotor 1 die Jedi-Enklave auf Dantooine zerstört worden, doch die Credits von Kotor 2, in denen dieser Track läuft, versprechen ihren Wiederaufbau. Die Musik dazu ist gefühlvoll, traurig und zugleich kraftvoll. Sie nutzt die Weite des Orchesters und gibt uns einen bittersüßen Ausblick auf eine glückliche Zukunft, der berührt und Mut macht. Von Stücken dieser Art hätte ich mir mehr gewünscht, denn Rebuilt Jedi Enclave zeigt, dass Griskey nicht nur düster und bedrohlich im Repertoire hat.
Dass er das kann, zeigt er dagegen in Facing Darth Sion, dem Track zu einem der Antagonisten, der uns schon im Hauptmenü nichts Gutes ahnen lässt. Düster dröhnende Bläser künden von der Ankunft eines der namensgebenden Sith-Lords, ein Wesen, das seinen zerstörten Körper durch puren Hass und Willenskraft zusammenhält. Diese Bedrohlichkeit weckt bei mir gleichsam Erinnerungen an Dark Messiah of Might and Magic und den Imperator, an Videospiel und Film.
Und damit komme ich zum Abschluss dieser Review, die hoffentlich nicht zu negativ rüberkommt, steht sie doch etwas im Kontrast zu meinem Lobeslied auf Jeremy Soules Score. Kotor 2 versucht, sich von seinem Vorgänger zu unterscheiden und das ist auch gut so. Der düstere Ansatz muss nicht jedem gefallen und der dadurch entstandene Tenor, der sich in der Musik wiederfindet, kann auf Dauer ermüden.
Gleichwohl hat Griskey hier eine interessante Klangwelt für die Videospielwelt von Star Wars geschaffen, die weggeht von der schönen Seite des Universums und sich in den düsteren Tönen verliert. Dadurch können emotionale Stücke wie eben Rebuilt Jedi Academy deutlich stärker hervortreten. Leider sind sie zu selten, um ein nennenswertes Gegengewicht zu liefern. Insgesamt also besonders für Fans von klassischer Musik und Williams Star Wars empfehlenswert, mein Lieblings-Kotor-Score bleibt allerdings der von Jeremy Soule.
Nostalgiewarnung
Die Wertung der einzelnen Tracks ist rein subjektiv und durch meine eigene Erfahrung mit dem Spiel deutlich gefärbt. Mehr dazu findest du in dem Artikel Über Nostalgie.
Star Wars Knights of the Old Republic II – The Sith Lords
Nr. | Titel | Interpret(en) | Bewertung |
---|---|---|---|
01 | Knights of the Old Republic II | Mark Griskey | |
02 | Peragus II | Mark Griskey | |
03 | A Dark Awakening | Mark Griskey | |
04 | Who's on Board | Mark Griskey | |
05 | First Battle | Mark Griskey | |
06 | Nar Shaddaa | Mark Griskey | |
07 | Iziz | Mark Griskey | |
08 | Ebon Hawk Damaged | Mark Griskey | |
09 | Citadel Station | Mark Griskey | |
10 | Battle Stations! | Mark Griskey | |
11 | Korriban | Mark Griskey | |
12 | Telos | Mark Griskey | |
13 | Combat 1 [Trayus Crescent] | Mark Griskey | |
14 | Tomb Interior | Mark Griskey | |
15 | Battle the Monster | Mark Griskey | |
16 | Droid Planet | Mark Griskey | |
17 | Hidden Academy | Mark Griskey | |
18 | Ebon Hawk Normal | Mark Griskey | |
19 | Palace Grounds | Mark Griskey | |
20 | Peragus Dark | Mark Griskey | |
21 | Polar Regions | Mark Griskey | |
22 | Dxun Jungle | Mark Griskey | |
23 | Iziz War | Mark Griskey | |
24 | Kreia's Darkside | Mark Griskey | |
25 | Academy Ruins | Mark Griskey | |
26 | Battle 4 | Mark Griskey | |
27 | Final Battle | Mark Griskey | |
28 | Planet Core | Mark Griskey | |
29 | Knights of the Old Republic II March | Mark Griskey |
Star Wars Knights of the Old Republic II – The Sith Lords [Gamerip]
Nr. | Titel | Interpret(en) | Bewertung |
---|---|---|---|
01 | Startup Screen* | Jeremy Soule | |
02 | Star Wars: Knights of the Old Republic II – The Sith Lords* | Mark Griskey | |
03 | The Sith Lords [Knights of the Old Republic II]* | Mark Griskey | |
04 | Ebon Hawk Adrift [Ebon Hawk Damaged]* | Mark Griskey | |
05 | Aboard the Ebon Hawk [Ebon Hawk Normal]* | Mark Griskey | |
06 | Peragus Mining Facility [Peragus II]* | Mark Griskey | |
07 | Kreia | Mark Griskey | |
08 | Peragus Fuel Depot [Peragus Dark]* | Mark Griskey | |
09 | Through the Tunnels [Final Battle]* | Mark Griskey | |
10 | Kreia and the Dark Side [Kreia's Darkside]* | Mark Griskey | |
11 | Battle on the Ebon Hawk | Mark Griskey | |
12 | Citadel Station* | Mark Griskey | |
13 | B-4D4 [A Dark Awakening]* | Mark Griskey | |
14 | Confronting Loppak Slusk | Mark Griskey | |
15 | Telos Restoration Zone [Telos]* | Mark Griskey | |
16 | Czerka Site [Battle the Monster]* | Mark Griskey | |
17 | Military Base | Mark Griskey | |
18 | Telosian Underground Base [Hidden Academy]* | Mark Griskey | |
19 | Stealing the Shuttle | Mark Griskey | |
20 | Polar Plateau [Polar Regions]* | Mark Griskey | |
21 | The Secret Academy | Mark Griskey | |
22 | Nar Shaddaa* | Mark Griskey | |
23 | Red Eclipse | Mark Griskey | |
24 | Jek'Jek Tarr | Mark Griskey | |
25 | Jek'Jek Tarr Tunnels [Battle 4]* | Mark Griskey | |
26 | Goto's Yacht | Mark Griskey | |
27 | Battle on the Droid Ship [Battle Stations!]* | Mark Griskey | |
28 | Dxun Jungle Landing [Dxun Jungle]* | Mark Griskey | |
29 | Mandalorian Honor [First Battle]* | Mark Griskey | |
30 | The Temple of Freedon Nadd [Tomb Interior]* | Mark Griskey | |
31 | Mandalorian Ruins | Mark Griskey | |
32 | The City of Iziz [Iziz]* | Mark Griskey | |
33 | Arrival at Onderon | Mark Griskey | |
34 | Onderon Battle | Mark Griskey | |
35 | Civil War (Sky Ramp)[Iziz War]* | Mark Griskey | |
36 | Iziz Cantina | Mark Griskey | |
37 | Dantooine | Mark Griskey | |
38 | Jedi Enclave Sublevel [Academy Ruins]* | Mark Griskey | |
39 | Korriban* | Jeremy Soule | |
40 | Valley of Dark Lords | Mark Griskey | |
41 | The Sith Academy | Mark Griskey | |
42 | Into the Past [Battle Stations!]* | Mark Griskey | |
43 | The Sith Tomb [Korriban]* | Mark Griskey | |
44 | The Royal Palace [Palace Grounds]* | Mark Griskey | |
45 | M4-78 | Mark Griskey | |
46 | Rebuilt Jedi Enclave | Mark Griskey | |
47 | Control Zone | Mark Griskey | |
48 | Darth Nihilus | Mark Griskey | |
49 | Main Behavior Core [Planet Core]* | Mark Griskey | |
50 | Malachor V | Mark Griskey | |
51 | Trayus Crescent* | Mark Griskey | |
52 | Facing Darth Sion | Mark Griskey | |
53 | Trayus Core | Mark Griskey | |
54 | Darth Traya | Mark Griskey | |
55 | The Final Battle | Mark Griskey | |
56 | End Credits | Mark Griskey | |
57 | Battle of Telos IV | Mark Griskey | |
58 | Ambience: Dark Side | Mark Griskey | |
59 | Ambience: Dark Side (Short) | Mark Griskey | |
60 | Ambience: Light Side | Mark Griskey | |
61 | Ambience: Light Side (Short) | Mark Griskey | |
62 | Ambience: Sith (Harbinger) | Mark Griskey | |
63 | Ambience: Positive | Mark Griskey | |
64 | Ambience: Negative | Mark Griskey | |
65 | Ambience: Revelation | Mark Griskey | |
66 | Ambience: Romance | Mark Griskey | |
67 | Ambience: Telepathy | Mark Griskey | |
68 | Ambience: Miscellaneous | Mark Griskey | |
69 | Battle Suspense 1 | Mark Griskey | |
70 | Battle Suspense 2 | Mark Griskey | |
71 | Battle Suspense 3 | Mark Griskey | |
72 | Battle Suspense 4 | Mark Griskey | |
73 | Battle Suspense 5 | Mark Griskey | |
74 | Battle Suspense 6 | Mark Griskey | |
75 | Battle Suspense 7 | Mark Griskey | |
76 | Battle Suspense 8 | Mark Griskey | |
77 | Battle Suspense 9 | Mark Griskey | |
78 | Al Cantina Band [Bonus] | Mark Griskey |
*Track im Original Soundtrack enthalten