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Star Trek: Birth of the Federation

Erscheinungsdatum: 1999
Art: Original Soundtrack (OST)
Komponist(en): Steven Scherer
Trackzahl: 17


Totgeburt

Nach einer längeren Star-Trek-Abstinenz ist es mal wieder Zeit, über Spiele und deren Soundtracks zu sprechen, die optimistisch in eine ferne Zukunft blicken. In eine Zeit, in der die Menschheit ihre eigenen Streitereien, den Klimawandel und die 5-Tage-Woche überwunden und sich stattdessen der Erkundung unendlicher Weiten des Weltraums gewidmet hat. Und kaum ein Spiel hat diese Fantasie besser umgesetzt als Birth of the Federation.

Als Kleinod vor dem Jahrtausendwechsel spielt sich BotF wie eine rudimentäre Stellaris-Mod mit Trekkie-Anstrich, ist also ein 4x (explore, expand, exploit, exterminate) Weltraumstrategiespiel, das im Gegensatz zum modernen Platzhirsch rundenbasiert abläuft. Das sorgt dafür, dass man viel mehr Zeit zum Planen hat, wodurch wir in aller Ruhe die Expansion unseres Imperiums, wahlweise der Föderation, der Klingonen, der Romulaner, der Cardassianer oder der Ferengi, vorantreiben können. Dabei treffen wir auf zahllose Spezies, die uns durch geschicktes Nutzen des überraschend gut funktionierenden Diplomatie-Systems (aka Bestechung) entweder beitreten oder durch den Einsatz von Gewalt genau hierzu überredet werden.

Ein echtes Fest also für Fans der Fernsehserie The Next Generation, auf der das Spiel basiert. Andere Gruppierungen wie Spezies 8472 aus Voyager oder die Gorn aus TOS, bleiben dagegen anderen Games wie Star Trek: Armada 2 oder der Starfleet Command-Reihe vorbehalten – schade. Auch ernüchternd ist, dass das Spiel unter allerlei Problemen litt, als ich es vor Urzeiten spielte: Framerate-Einbrüche bei den Weltraumschlachten, Programmabstürze sowie Balancingprobleme (*hust* Borgkubus *hust*) verhinderten, dass Birth of the Federation jemals ein Erfolg wurde … aber das ist wohl das Schicksal dieser Marke.

Sei’s drum. Kommen wir zum Original Soundtrack. Der wurde von Steven Scherer komponiert und liefert, passend zu den jeweiligen Fraktionen, drei Stücke, benannt Strategic Screen (Galaxiekarte), Tactical Combat Screen (Kampftracks) und Waiting (KI-Züge). Hinzugesellen sich die netten Main Music sowie End of Game, was einen Gesamtumfang (5×3+2) von 17 Tracks ergibt. Kennern der Serie dürfte direkt auffallen, dass der Komponist den Stil von Jerry Goldsmith aus The Next Generation trotz technischer Limitationen erstaunlich gut emuliert. Unerwartet kommt das nicht, hat er doch durch seine vorherige Arbeit an Star Trek: Deep Space Nine – Harbinger (1996) und Star Trek: Generations (1997) schon Erfahrungen sammeln können.

Der Soundtrack klingt angenehm vertraut, die Motive (wenn auch teilweise etwas kurzgehalten) lassen Star Trek-Atmo aus ihrer Hochzeit aufkommen. So wirken die Cardassianer mit ihren Streichern und Moll-Bläsern passend militärisch, die Föderation dagegen erhaben. Die Klingonen sind animalischer, unkontrollierter, während sich die Musik der ewig Pläne schmiedenden Romulaner auch gut zur Untermalung einer zwielichtigen Gassen-Szenerie bei Nacht eignet. Dagegen fallen die Ferengi etwas ab, was jedoch nicht verwundert, gibt es für sie doch in der Vorlage kaum Motive. Da ihnen im Kanon der TV-Vorlage bis Deep Space Nine die Antagonistenrolle zustand, klingen die Tracks folglich eher nach generischer Bad-Guys-Standardmusik.

Außerdem leidet der Score unter dem Rundenstrategie-Aspekt: Die Stücke wirken sequenziert und zusammengesetzt, damit sie bei Beginn einer Runde oder in den verschiedenen Stages der Kämpfe per Cue abgespielt werden können. Aus diesem Grund ‚springt‘ die Musik, was dem Genuss etwas schadet. Ein echtes Highlight ist der OST also nicht, auch wenn Scherer im Grunde einen guten Job macht. Dafür fehlt es an Markantem, Besonderem. Stattdessen hören wir, was man bei einem Lizenzspiel aus der Ära erwartet und was in kürzerer Form auch so in der Serie hätte auftauchen können.

Ein großes Lob eigentlich, aber eines mit einem Haken. Denn die Star Trek-Serien haben nie große Scores hervorgebracht. Theme-Songs, auf jeden Fall. Film-Scores, definitiv. Aber die Musik der Fernsehformate ist untrennbar mit den Bildern verknüpft und verliert ihre Wirkung, sobald diese fehlen. Ein wohliges, nostalgisches Kribbeln vielleicht, aber keine Begeisterungsstürme. Alles in allem also wieder eher etwas für Liebhaber. Zum Trekkie konvertiert wird durch den Birth of the Federation-Soundtrack niemand … da hilft dann doch nur Bestechung. Denn wie besagt schon die 10. Erwerbsregel: Gier ist unsterblich.


Nostalgiewarnung

Die Wertung der einzelnen Tracks ist rein subjektiv und durch meine eigene Erfahrung mit dem Spiel deutlich gefärbt. Mehr dazu findest du in dem Artikel Über Nostalgie.

Nr.TitelInterpret(en)Bewertung
01Main MusicSteven Scherer33/5
02Cardassian (Strategic Screen)Steven Scherer33/5
03Cardassian (Tactical Combat Screen)Steven Scherer33/5
04Cardassian (Waiting)Steven Scherer33/5
05Federation (Strategic Screen)Steven Scherer44/5
06Federation (Tactical Combat Screen)Steven Scherer33/5
07Federation (Waiting)Steven Scherer22/5
08Ferengi (Strategic Screen)Steven Scherer33/5
09Ferengi (Tactical Combat Screen)Steven Scherer22/5
10Ferengi (Waiting)Steven Scherer22/5
11Klingon (Strategic Screen)Steven Scherer33/5
12Klingon (Tactical Combat Screen)Steven Scherer44/5
13Klingon (Waiting)Steven Scherer33/5
14Romulan (Strategic Screen)Steven Scherer33/5
15Romulan (Tactical Combat Screen)Steven Scherer44/5
16Romulan (Waiting)Steven Scherer33/5
17End of GameSteven Scherer33/5

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