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Star Trek: Armada II

Erscheinungsdatum: 2001
Art: Gamerip
Komponist(en): Danny Pelfrey
Trackzahl: 10


Gänsehaut im Weltraum

„Zeigen Sie mir die Sternenkartografie.“ „Gre’thor wird mit ihrer Asche bedeckt werden.“ „Setzt neuen Kurs.“ „Wir entwickeln uns.“ – All das sind Einheitensprüche aus Star Trek: Armada II, die mir bis heute im Kopf herumschwirren. Zu behaupten, dass ich dieses Game geliebt habe, wäre also eine zutreffende Einschätzung. Ich meine, ein Strategiespiel im Star Trek-Kosmos, in dem ich auf Seiten von Föderation, Klingonen, Romulanern, Cardassianern, Borg und Spezies 8472 Flotten kommandieren kann – was will man mehr?

Ich zumindest nichts, außer vielleicht einen Nachfolger bzw. eine Wiederbelebung des Konzepts. Denn das ist so naheliegend und mit den heutigen technischen Mitteln auch gut realisierbar … aber dafür ist der Markt einfach zu klein. Immerhin gibt es, wie so häufig, fleißige Fans, die das Spiel von 2001 bis heute betüdeln und bearbeiten. Wer eine aufgehübschte (und modernere) Version von Armada II spielen will, kann sich also gerne die kostenlose Stand-Alone-Mod Fleet Operations ansehen.

Zurück in die Vergangenheit. Armada II war damals ein Fest für mich. Über die unzähligen Stunden, die ich mit diesem Kleinod verbracht habe, hat sich natürlich auch die Musik in mein Gehirn eingebrannt. Selbst während ich diese Review schreibe und nochmal in alle Stücke reinhöre, überkommt mich bei manchen Klängen die Gänsehaut. Nostalgie!

Das Haareaufstellen beginnt schon direkt beim ersten Track, dem Main Theme, das uns im Hauptmenü mit seinen melodischen, fast schon meditativen Klängen begrüßt und leise wogend friedliche Zukunft verspricht. Anders als beim ersten Armada, hat sich Komponist Danny Pelfrey beim Nachfolger weniger an den aus den Serien bekannten Motiven bedient, sondern versucht, das Feeling der Fraktionen eingefangen. Das ist meiner Ansicht nach perfekt gelungen:

Die Föderation klingt mit ihren sphärischen Tönen fast schon unschuldig neugierig, während Spezies 8472 mit urigem Harfengezupfe vollkommen konträr und aus einer anderem Universum zu stammen scheint – was ja absolut passt! Deshalb ist es auch gar nicht schlimm, dass der Gamerip mit zehn Stücken weniger umfangreich ausfällt als der des Vorgängers – zumal sich manche Stücke dort eh nur minimal unterschieden haben.

Wer aufgrund der Titelbeschriftungen, (Ambient) und (Battle), eine Unterteilung von ruhigen und actionlastigeren Stücken erwartet, wird derweil überrascht werden. Tatsächlich erklingen die Ambient-Tracks nur im Singleplayer, während die Gegenstücke bei den (Mutltiplayer-)Skirmishes laufen. Dass ein und derselbe Track im Dauerloop läuft, stört mich dabei jedoch nicht – denn sie sind super!

Federation (Ambient) ist eine Wohlfühloase, ein Hort der Glückseligkeit. Das hört sich super kitschig an, stellt er doch für mich, wie auch der OST zu Die Siedler IV, eine emotionale Reise in meine Kindheit dar. Wenn ich das Stück höre, kann ich mich einfach zurücklehnen und genießen, während ich mir vorstelle, mit meinen Raumschiffen die unentdeckten Weiten des Universums zu ergründen. Pelfrey erzeugt hier ein Bild der Sternenflotte, wie sie Gene Roddenberry in seiner ursprünglichen Form wohl erdacht hat: Positiv, optimistisch, neugierig, diplomatisch und auch etwas blauäugig.

Damit steht die Musik absolut konträr zum Pew-Pew und Zeitgeist im Star Trek-Universum, der sich in den letzten Jahren etabliert hat. Und nein, ich habe nichts gegen Pew Pew, ich mag Pew Pew sehr gerne. Nicht umsonst liebe ich den Schiffkampf in Nemesis. Ich habe nur etwas gegen dieses Mindset, dieses „Die Welt ist gerade so scheiße, das muss sich in allen Geschichten widerspiegeln. Wenn etwas ausschließlich positiv ist, dann ist es schlecht geschrieben.“ Was ein Bullshit.

Natürlich liegt jeder interessanten Story ein Konflikt inne. Das heißt aber nicht, dass es sich immer ausschließlich darum drehen muss. Lasst mir meine Utopie, die auch ihre Schattenseiten hat, wie Fans wissen. Wenn man in einem Bild die Helligkeit runterschraubt und alles dunkler macht, wird das Ergebnis nicht besser. Es versinkt alles in einem düsteren Grau, dem jedwede Ästhetik abhandenkommt. Ein Bild lebt von glaubhaften Kontrasten, von dem Zusammenspiel der Farben. Und man kann auch ein Bild von einer grünen Wiese machen, ohne dass der Wald im Hintergrund brennt. So, genug geranted. Zurück zum Schönen!

 Federation (Battle) ist das perfekte Gegenstück zum unbekümmerten Universumsentdecken in Federation (Ambient). Die wuchtigen Trommeln, die Fanfaren, der Einsatz der Streicher – sie alle künden von der Bereitschaft, sich zur Wehr zur setzen. Mit stoischer Entschlossenheit bewegt sich die Musik vorwärts, während wir wie ein Kapitän auf der Brücke unserer (Raum-)Schiffs stehen und dem entgegensehen, was kommt. Und auch das klingt nach der Sternenflotte, die wir aus den Serien kennen. Alle Mann auf Gefechtsstationen!

Dass es sich bei diesem Track um eine Adaption von Klingon (Ambient) aus dem ersten Armada handelt, zeigt im direkten Vergleich, wie wunderschön vielfältig Motive aufgeladen werden können. Was beim Vorgänger noch nach ungeordnetem Chaos klang, hat hier eine Ordnung erhalten, ein Ziel, Gravitas. Umgekehrt ist Klingon (Battle) das genaue Gegenteil, wirkt wilder, herrschaftlicher, angriffslustiger – eine schöne musikalische Interpretation der Kriegerrasse.

Leider baut der Score jenseits dieser Stücke für meinen Geschmack etwas ab. Vielleicht liegt es daran, dass wir Star Trek aus Sicht der Föderation und zum Teil noch Klingonen erleben, weshalb diese Klangwelten am ausgeprägtesten sind. Oder aber mir sagt der Stil der anderen Fraktionen weniger zu. Was auch immer es am Ende ist, ungezügelte Euphorie kann ich ab hier leider nicht mehr verbreiten. Trotzdem sind die nachfolgenden Tracks nicht schlecht.

Klingon (Ambient) erbt die Fantasy-Anleihen des Vorgängers, während mir Borg (Ambient) als Kind immer Angst gemacht hat. Generell hatte ich durch die Borg-Episoden und nicht zuletzt den 8. Film First Contact Albträume und Angst davor, in den dunklen Keller zu gehen – was besonders doof ist, wenn sich das Zockerzimmer dort befindet. Für eine lange Zeit hatte ich immer nur darauf gewartet, dass ein roter Laserpointer aus dem Dunkel aufleuchtet und eine Roboterstimme von der Ankunft der Borg kündet.

Borg (Battle) fand ich da weniger schlimm, weil weniger gruselig. Das rhythmische Wummern der Streicher, die einem steten Motor gleich von der Unaufhaltsamkeit des Kollektivs künden, passen gepaart mit dem knarzenden Metall und spacigen Synthies wie die Faust aufs Augenimplantat. Die Romulaner hören sich wie ein akustisches Suchbild an, in dem Geräusche von unterschiedlicher Stelle auftauchen, verschwinden und woanders wieder erklingen. Passt perfekt zu den listigen Strategen mit der Tarntechnologie und hat Charme.

Cardassian ist da schon wieder spezieller. Denn musikalisch wissen wir eigentlich kaum etwas über die faschistisch imperialistischen Alienrasse mit den abwechslungsreichen Brauntönen. Pelfrey gibt ihnen durch den Einsatz von Bongo-artigen Percussions und den dominanten Streichern eine interessante Klangfarbe, die später ins Orientalische abgleitet. Ich find’s cool, wenn auch kein Alltime Favorite.

Den Abschluss macht Species 8472, das akustisch wie aus einem Horrorhaus oder einem Gedicht von Edgar Allan Poe entliehen wirkt. Nostalgiebedingt gefällt mir die Melodie, auch wenn sie eigentlich so überhaupt gar nicht ins restliche Konzept des Soundtracks zu passen scheint. Wie oben beschrieben mag dies aber genau die Intention zu sein, immerhin stammen die Borg-Bezwinger ja aus einer ganz anderen Dimension.

Kommen wir zum wenig überraschenden Fazit: Ja, es handelt sich um einen Gamerip. Ja, es handelt sich um ein Star Trek-Spiel. Und ja, diese Review ist absolut subjektiv. Aber für Die-Hard-Fans der Marke ist hier schon ein einiges dabei, wenn auch in homöopathischen Dosen. Es ist nicht der beste Score, aber er ist stimmig. Und vor allem zeigt er, wie viel Unterschied es macht, wenn man mit einem klaren Verständnis und einem Konzept an einen Score herangeht. Vielleicht, ganz vielleicht, ist hier aber auch einfach nur die Nostalgie am Werk.


Nostalgiewarnung

Die Wertung der einzelnen Tracks ist rein subjektiv und durch meine eigene Erfahrung mit dem Spiel deutlich gefärbt. Mehr dazu findest du in dem Artikel Über Nostalgie.

Nr.TitelInterpret(en)Bewertung
01Star Trek: Armada IIDanny Pelfrey44/5
02Federation (Ambient)Danny Pelfrey55/5
03Federation (Battle)Danny Pelfrey55/5
04Klingon (Ambient)Danny Pelfrey33/5
05Klingon (Battle)Danny Pelfrey55/5
06Borg (Ambient)Danny Pelfrey22/5
07Borg (Battle)Danny Pelfrey44/5
08RomulanDanny Pelfrey44/5
09CardassianDanny Pelfrey44/5
10Species 8472Danny Pelfrey33/5

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