Silent Storm
Erscheinungsdatum: 2003
Art: Original Soundtrack (OST)
Komponist(en): Andrey Fedorenko
Trackzahl: 30
Ein Sturm im Wasserglas
Sofern man Silent Storm statt mit ‚S2′ mit ,SS‘ abkürzt, wird schnell das historische Setting erkennbar, spielt das Taktik-RPG doch inmitten der Wirren des zweiten Weltkriegs. Ganz im Stil der beliebten Jagged Alliance-Reihe gilt es auch bei Silent Storm, mit einer Truppe von Soldaten, die wir selbst zusammenwürfeln können, wahlweise auf Seiten der Alliierten oder der Achsenmächte Map um Map von Feinden zu säubern und unterschiedliche Missionsziele zu erfüllen. Das spielt sich angenehm spannend und herausfordernd, das Verbessern der Söldner macht Spaß und die große Vielfalt an Waffen sorgt für die nötige strategische Tiefe.
Hinzu kommt eine Physiksimulation, durch die wir z. B. Wände gezielt zerstören oder ganze Häuser zum Einsturz bringen können. Weil das aber auch für die Gegner gilt, liegen hier Lust und Frust sehr eng beieinander. Leider hat das an sich sehr solide Silent Storm nie viel Aufmerksamkeit bekommen, ich selber habe es nur gezockt, weil sich die Vollversion als Zeitschriftbeilage in mein Zimmer verirrt hatte. Natürlich ist es nicht perfekt und auch, wenn ich gerne meine diversen Kritikpunkte erläutern würde, warum ich keine uneingeschränkte Empfehlung aussprechen möchte, soll das hier keine Game-Review werden. Darum beschränke ich mich auf eine überschaubare Spielempfehlung. Ein solides Spiel für viele spaßige Stunden sofern einem Genre und Setting liegen. Als Jahrgang 2003er wirkt es natürlich altbacken und kann vermutlich nicht mit XCOM und Konsorten mithalten – zumindest spieltechnisch.
Mit dieser eleganten Überleitung geht’s direkt in den Soundtrack-Part, der zumindest in Hinblick auf die Tracknamen sehr uniform daherkommen wird. Der Grund ist einfach: Wir sind im Jahr 2003, wir haben einen No-Name-Entwickler Nival Interactive (die drei Jahre später übrigens das fantastische Heroes of Might and Magic V mitsamt Addons machen werden) und wir haben ein kommerziell kaum erfolgreiches Game. Klar, hier gibt’s keinen OST, also Original Soundtrack. Stattdessen beehrt uns der gute, alte Gamerip, weshalb sich die Namen der Files mit dem Themesong Silent Storm, Ambient 1-10 und Combat 1-19 im überschaubaren Rahmen halten. Selbiges lässt sich angenehmerweise nur bedingt über die Akustik der Titel sagen. Während der gesamte Score sehr militärisch daherkommt, bringt Komponist Andrey Fedorenko genug Abwechslung in die Melodien, dass sie nicht zu sehr von der Stange klingen. Dass er nie an bedeutsamen Spielen mitgewirkt hat, sondern stattdessen an Gurken-Games wie Blitzkrieg 2: Liberation oder Hammer & Sickle, ist schade, schlummert doch meiner Meinung nach viel Potenzial in seinen Kreationen, wie wir sie bei Silent Storm hören.
Das fängt an mit dem Theme Song Silent Storm, der mit Trommelwirbel sehr generisch auf eröffnet, meiner Nostalgie geschuldet aber direkt Bock macht, sobald die Streicher aufspielen und die beiden Komponenten ineinandergreifen. Dies spiegelt die Instrumentation des Scores im Allgemeinen gut wider, bleibt der instrumentelle Ambitus doch recht überschaubar: Außer Percussions, Streichern und Bläsern finden sich nur gelegentlich Hinhörer wie Dudelsäcke oder auch einzelne Klavierpassagen wieder. Wenig, möchte man meinen, aber mit Blick auf Alter und Budget halte ich einen Vergleich mit AAA-Titeln wie Call of Duty oder Company of Heroes für unfair. Diese (Meister-)Klasse erreicht keines der Stücke – aber das muss es auch nicht. Anders als beispielsweise Empire Earth, das in einer ähnlichen Liga spielt, ist Silent Storm nicht so brachial imposant wie die vorher genannten Vertreter, bleibt geerdet, fast schon schlicht. Und schlicht bedeutet nicht schlecht.
Nicht immer, wohlgemerkt, schließlich finden sich neben den größtenteils guten Combat-Tracks zunächst die Ambient-Tracks wieder und die sind erwartungsgemäß unaufgeregt und, wenn man nicht gerade nägelkauend seine Soldaten über die Karte schleichen lässt, beim bloßen Zuhören recht langweilig. Hervorheben kann ich hierbei nur die Tracks Ambient 07 und Ambient 09, die durch ihre Gleichförmigkeit, die langgezogenen Streicher und den späten Einsatz der Bläser dem Ganzen etwas Getragenes, Weites geben. Sie erwecken bei mir ein Gefühl von Scale, lassen so zumindest die Größe des historischen Konfliktes erahnen und rufen Erinnerungen an die großen Schlachtfelder à la Supreme Commander wach.
Im krassen Kontrast dazu stehen die Combat-Tracks. Mal mehr, mal minder, sind fast alle durch die Bank actionreicher. Mal spannend, hektisch, getrieben, andere indes thrillerhaft dramatisch. Schuld hieran ist zum einen das erhöhte Tempo der Streicher und der häufig verwendete Trommelwirbel, zum anderen das Staccatoartige, das uns durch die Tracks peitscht. Die Melodien bleiben unkompliziert, wie bei einem Schusswechsel in den engen Straßenschluchten geht es nur ums schnörkellose Funktionieren – und das klappt. Hier mal eine Triole mehr, da eine kleine Transposition, passt! Überragend ist nichts, stimmig aber allemal. Besonders Combat 13 hat es mir angetan, dessen Klavier ein bisschen an John Williams Der weiße Hai-Theme erinnert, beziehungsweise mich aus unerfindlichen Gründen an die Borg aus Star Trek … zielstrebig und effizient.
Und genau so schnell, wie es angefangen hat, war es dann auch schon wieder vorbei. Knapp 1 ½ Stunden dauert es, den Score durchzuhören, wovon nicht jede Minute empfehlenswert ist. Mir zeigt er deutlich, dass viel musikalisches Potenzial in Andrey Fedorenko steckt, welches er aber vermutlich nie wirklich abrufen konnte oder musste. Als Fazit lässt sich sagen, dass sich hier in Kombination mit dem Spiel ein durchaus akzeptabler Soundtrack präsentiert, der aus wenigen Zutaten viel Abwechslung macht, sich aber sehr durch seine Thematik einengt und deshalb nur etwas für wirkliche Fans ist. Und damit schließt sich der Kreis zum eigentlichen Spiel, das ebenfalls wohl nur etwas für wirkliche Zweiter-Weltkriegs-Taktik-RPG-Enthusiasten ist. Oder eben solche wie mich, die zufällig darüber gestolpert sind und irgendwie ihren Spaß damit hatten.
Nostalgiewarnung
Die Wertung der einzelnen Tracks ist rein subjektiv und durch meine eigene Erfahrung mit dem Spiel deutlich gefärbt. Mehr dazu findest du in dem Artikel Über Nostalgie.
Nr. | Titel | Interpret | Bewertung |
---|---|---|---|
01 | Silent Storm | Andrey Fedorenko | |
02 | Ambient 01 | Andrey Fedorenko | |
03 | Ambient 02 | Andrey Fedorenko | |
04 | Ambient 03 | Andrey Fedorenko | |
05 | Ambient 04 | Andrey Fedorenko | |
06 | Ambient 05 | Andrey Fedorenko | |
07 | Ambient 06 | Andrey Fedorenko | |
08 | Ambient 07 | Andrey Fedorenko | |
09 | Ambient 08 | Andrey Fedorenko | |
10 | Ambient 09 | Andrey Fedorenko | |
11 | Ambient 10 | Andrey Fedorenko | |
12 | Combat 01 | Andrey Fedorenko | |
13 | Combat 02 | Andrey Fedorenko | |
14 | Combat 03 | Andrey Fedorenko | |
15 | Combat 04 | Andrey Fedorenko | |
16 | Combat 05 | Andrey Fedorenko | |
17 | Combat 06 | Andrey Fedorenko | |
18 | Combat 07 | Andrey Fedorenko | |
19 | Combat 08 | Andrey Fedorenko | |
20 | Combat 09 | Andrey Fedorenko | |
21 | Combat 10 | Andrey Fedorenko | |
22 | Combat 11 | Andrey Fedorenko | |
23 | Combat 12 | Andrey Fedorenko | |
24 | Combat 13 | Andrey Fedorenko | |
25 | Combat 14 | Andrey Fedorenko | |
26 | Combat 15 | Andrey Fedorenko | |
27 | Combat 16 | Andrey Fedorenko | |
28 | Combat 17 | Andrey Fedorenko | |
29 | Combat 18 | Andrey Fedorenko | |
30 | Combat 19 | Andrey Fedorenko |