Mass Effect
Erscheinungsdatum: 2007
Art: Original Soundtrack (OST) / Extended Edition
Komponist(en): Jack Wall, Sam Hulick
Trackzahl: 37 / 75
Space-Opera done right
Dies ist die Music-Review. Hier geht’s zur Game-Review von
Mass Effect.
Zu Beginn möchte ich ein kleines Stimmungsbild zeichnen, ein bisschen Kontext geben, warum ihr gleich wieder einmal Lobeshymnen auf Musiken alter Spiele hören werdet. Denn Mass Effect war nicht nur ein Game mit Top-Grafik und Top-Story – nein, es hatte auch einen der besten Einstiege in ein Videospiel. Wie einem Weltraumepos gebührend beginnt das Spiel mit Texteinblendungen vor einem dunklen Hintergrund, das Setting, ja das Universum des Spiels wird umrissen.
Während die Worte erscheinen und wieder verschwinden wummert ein Synthie-Beat, der stereotyper nicht ‚Space‘ proklamieren könnte. Entfernt ertönen Strings, die aber nicht nach 80-ern, sondern Zukunft klingen. Während die Musik langsam ihrem Höhepunkt entgegenwabert, verschwindet die Schrift, der Umriss eines Planeten zeichnet sich ab und mit der ersten ‚Entladung‘ des Themes erscheint das titelgebende Mass Effect-Logo.
Die Kamera ist nun an Bord eines Raumschiffes, verfolgt einen Charakter auf seinem Gang über die Brücke. Percussions steigen mit ein, geben diesem Auftritt etwas Heroisches, ja Zeremonielles. Es herrscht geschäftiges Treiben, während unser Protagonist weiter auf sein Ziel, die Kommandozentrale, zuhält. Die Person hält an, die Kamera fährt herum und wir erblicken unseren zuvor selbstgebauten (oder beim Standard belassenen, weil besser modellierten) Commander Shepard. Es folgt ein kurzes Gespräch mit unserem Steuermann Joker, der Masse-Sprung wird vorbereitet. Was? Masse-Sprung? Keine Ahnung, aber um alles direkt zu verstehen fehlt die Zeit.
Währenddessen bauscht sich die Musik ein letztes Mal dramatisch auf, das Schiff nähert sich seinem Ziel und wird schließlich mit einem Effektgewitter durchs All geschossen. Die Geräuschkulisse fällt ab, wir sind im Spiel – und ich war hooked. Die Tatsache, dass ich mich ohne Nachzuschauen und nur durch das Hören des Main Themes diese Eindrücke so wiedergeben konnte, sollte Beweis genug dafür sein, wie dramaturgisch stilsicher der Einstieg gestaltet war – und Schuld daran war nicht zuletzt auch die Musik. Und damit willkommen bei meiner Mass Effect-Musik-Review! Übrigens: Wer Lust hat, sich meine alte Spielreview von anno Dazumal anzuschauen, guckt am besten mal in die Game-Review rein.
Man merkt es vielleicht nicht, aber ich bin ein kleiner Fanboy der Sci-Fi-Reihe aus dem Hause Bioware – dabei war ich ursprünglich anti, weil war ja neu, war kein Star Wars oder gar Star Trek. Aber Momente wie der oben beschriebene Anfang haben mich schnell bekehrt. Da haben Mass Effect 3 und sogar Andromeda es schwer, mir den Spaß an der Serie zu nehmen… aber das ist eine andere Sache. Was die Serie meiner Meinung nach schon immer ausgezeichnet hat, war die musikalische Untermalung. Wo man für gewöhnlich in Spielen zwei bis drei besonders bemerkenswerte Tracks oder Themes hat, schafft es die Mass Effect-Reihe, selbst vermeintlich nebensächlichen Schauplätzen und Charakteren einprägsame Tracks maßzuschneidern – besonders in den späteren Teilen.
Vielleicht bin ich aber auch einfach zu voreingenommen, denn wie so häufig gilt auch in dieser Review der Nostalgie-Alarm. So, da das nun aus dem Weg ist, kann ich ja in Ruhe abnerden. Zum Beispiel über das Citadel-Theme, unserem ersten Halt nach dem Tutorial und Dreh- und Angelpunkt der Geschichte. Die Musik, zuerst episch, dann sphärisch, schafft es akustisch eine Größe aufzubauen, die untrennbar mit dem Bild der Raumstation verknüpft ist. Oder Spectre Introduction, einer Variation des Main Themes, nur noch größer, noch epischer, noch gewaltiger.
Oder aber die Themen, die sich um die Antagonisten drehen, wie Saren oder Sovereign’s Theme, das als wiederkehrendes Motiv in den späteren Teilen verwendet wird. Im Gegensatz zu den heroischen Tracks sind diese düster, bedrückend, fast schon erdrückend, mit Tuben (ja wirklich, ich dachte es wäre ‚Tubas‘… und da sag‘ nochmal einer, hier lernt man nichts!) und Streichern, die in bester Peter und der Wolf-Manier Charakterzeichnung von großen, dunkel bedrohlichen Entitäten betreiben. Im krassen Gegensatz dazu stehen Tracks wie Vigil oder The Presidium, die mit ihren sphärischen Klängen verträumte Illusionen einer hoffnungsfrohen Zukunft erzeugen.
Die Komponisten Sam Hulick und Jack Wall verstehen es, eine stringente musikalische Klaviatur zu bedienen, die facettenreich genug ist, um nicht eintönig zu werden, sich aber auf starke und eingängige Motive berufen kann, um nicht zusammenhangslos zu werden. Einzig das Love Theme sticht etwas aus der Synthie-Operette heraus, das als Klavierstück nur von einem leichten Pochen begleitet wird, und die handzahme Ingame-Liebesszene gefühlvoll begleitet.
Einen kleinen Kritikpunkt habe ich aber noch, auch wenn das wohl mein eigenes Problem ist. So ist der OST, also Original Soundtrack, stolze 38 Tracks lang – super, schließlich kann ich wie Raupe Nimmersatt nie zu viele Lieder haben. Deshalb habe ich mir auch die Extended Edition angesehen und musste feststellen, dass weniger manchmal eben doch mehr ist. Die erweiterte Fassung ist zwar doppelt so groß und umfasst 75 Stücke, leider ist da aber auch viel Müll dabei – allen voran die Aufzug-Tracks. Das sind zwar teils augenzwinkernde Verwurstungen des Main Themes, allerdings erinnern sie mich allen voran an die nervigen Ladezeitüberbrückungsfahrten in der Zitadelle; musikgesteuerte Erinnerung hat also doch ihre Tücken. Aber selbst ohne diese Verbindungen wäre es halt Fahrstuhlmusik… und wer hört das schon gerne?
Jenseits dieser unnötigen Dreingaben sind auch weniger starke Tracks Ilos, Spectre Talk oder Refinery mit drauf, die man in dieser Form auch in Portal 2 oder Mirror’s Edge finden könnte: Es ist Musik da, es klingt urig, aber ohne Spiel eher witzlos. Deshalb, so sehr ich auch ein umfangreiches Album schätze, würde ich behaupten, dass man beim Mass Effect OST nur dann etwas verpasst, wenn man ihn nicht gehört hat – die erweiterte Version braucht’s aber nicht.
Mein Fazit: Der Soundtrack ist kein Rundumschlag, sondern eine gezielte, akzentuierte Untermauerung des Mass Effect-Mythos. Er verknüpft Saga und Epos und ist ebenso untrennbar mit dem Spiel verbunden wie beispielsweise Howard Shores Kompositionen mit der Der Herr der Ringe-Trilogie, oder der Imperial March mit dem Auftreten eines kurzatmigen, schwarzgekleideten Herrn.
Nostalgiewarnung
Die Wertung der einzelnen Tracks ist rein subjektiv und durch meine eigene Erfahrung mit dem Spiel deutlich gefärbt. Mehr dazu findest du in dem Artikel Über Nostalgie.
Mass Effect
Nr. | Titel | Interpret(en) | Bewertung |
---|---|---|---|
01 | Mass Effect | Jack Wall; Sam Hulick | |
02 | The Normandy | Sam Hulick | |
03 | Eden Prime | Jack Wall | |
04 | Battle at Eden Prime | Sam Hulick | |
05 | Saren | Jack Wall | |
06 | The Citadel | Richard Jacques | |
07 | The Presidium | Jack Wall | |
08 | The Wards | Jack Wall | |
09 | Criminal Elements | Jack Wall | |
10 | Spectre Induction | Richard Jacques; Jack Wall; Sam Hulick | |
11 | Liara's World | Jack Wall | |
12 | A Very Dangerous Place | Sam Hulick | |
13 | Feros | Jack Wall | |
14 | Protecting the Colony | Sam Hulick | |
15 | The Thorian | Richard Jacques; Jack Wall | |
16 | Noveria | Jack Wall | |
17 | The Secret Labs | Sam Hulick | |
18 | The Alien Queen | Richard Jacques; Jack Wall; Sam Hulick | |
19 | Fatal Confrontation | Jack Wall | |
20 | Saren's Base | Jack Wall | |
21 | Breeding Ground | Jack Wall; Sam Hulick | |
22 | Virmire Ride | Jack Wall | |
23 | Exit | Richard Jacques; Jack Wall; Sam Hulick | |
24 | Love Theme | Jack Wall | |
25 | Uncharted Worlds | Sam Hulick | |
26 | Ilos | Jack Wall | |
27 | Vigil | Jack Wall | |
28 | Sovereign's Theme | Sam Hulick | |
29 | Uplink | Sam Hulick | |
30 | Battling Saren | Jack Wall | |
31 | In Pursuit of Saren | Jack Wall; Sam Hulick | |
32 | Infusion | Jack Wall; Sam Hulick; David Kates | |
33 | Final Assault | Jack Wall; Sam Hulick; David Kates | |
34 | Victory | Sam Hulick | |
35 | From the Wreckage | Sam Hulick | |
36 | The End (Reprise) | Jack Wall; Sam Hulick | |
37 | M4 Part II (Faunts) | Faunts |
Mass Effect [Extended Edition]
Nr. | Titel | Interpret(en) | Bewertung |
---|---|---|---|
01 | Mass Effect* | Jack Wall | |
02 | Mass Effect [Alternate] | Jack Wall | |
03 | Mass Effect [Sam Hulick Version] | Sam Hulick | |
04 | The Normandy* | Sam Hulick | |
05 | Eden Prime Briefing | Jack Wall | |
06 | Battle at Eden Prime* | Sam Hulick | |
07 | Eden Prime* | Jack Wall | |
08 | Saren* | Jack Wall | |
09 | The Citadel* | Richard Jacques; Jack Wall; Sam Hulick | |
10 | The Presidium 1 | Jack Wall | |
11 | The Presidium 2 | Jack Wall | |
12 | The Presidium 3 | Jack Wall | |
13 | The Presidium 4 (Ruins) | Jack Wall | |
14 | The Wards* | Jack Wall | |
15 | The Wards [Extended] | Jack Wall | |
16 | Criminal Elements* | Jack Wall | |
17 | Spectre Induction* | Richard Jacques; Jack Wall; Sam Hulick | |
18 | Spectre Talk | Jack Wall | |
19 | Speech Heroic | Jack Wall | |
20 | Speech Hardass | Jack Wall | |
21 | Liara's World* | Jack Wall | |
22 | A Very Dangerous Place* | Sam Hulick | |
23 | Feros* | Jack Wall | |
24 | Battle on Feros | Jack Wall | |
25 | Protecting the Colony* | Sam Hulick | |
26 | The Thorian* | Richard Jacques; Jack Wall | |
27 | Refinery | Jack Wall | |
28 | Geth | Jack Wall | |
29 | Knossos | Jack Wall | |
30 | Noveria* | Jack Wall | |
31 | *The Secret Labs | Sam Hulick | |
32 | Peak 15 | Jack Wall | |
33 | Riftstation | Jack Wall | |
34 | Riftstation Battle | Jack Wall | |
35 | Riftstation Battle (with Liara) | Jack Wall | |
36 | Riftstation Battle (without Liara) | Jack Wall | |
37 | The Alien Queen* | Richard Jacques; Jack Wall; Sam Hulick | |
38 | Virmire Ride* | Jack Wall | |
39 | Wrex Dies | Jack Wall | |
40 | Wrex Lives | Jack Wall | |
41 | Patton Speech | Jack Wall | |
42 | Breeding Ground* | Jack Wall; Sam Hulick | |
43 | Sovereign's Theme* | Sam Hulick | |
44 | Choice Ok | Jack Wall | |
45 | Choice Cold | Jack Wall | |
46 | Exit* | Richard Jacques; Jack Wall; Sam Hulick | |
47 | Exit Wounded | Jack Wall | |
48 | Escape the Citadel (Good) | Jack Wall | |
49 | Escape the Citadel (Bad) | Jack Wall | |
50 | Love Theme* | Jack Wall | |
51 | Ilos* | Jack Wall | |
52 | Ilos Battle 1 | Jack Wall | |
53 | Ilos Battle 2 | Jack Wall | |
54 | Vigil* | Jack Wall | |
55 | In Pursuit of Saren* | Jack Wall; Sam Hulick | |
56 | Uplink* | Sam Hulick | |
57 | Running to the Citadel Tower | Jack Wall | |
58 | Battling Saren* | Jack Wall | |
59 | The Death of Saren | Jack Wall | |
60 | Saving the Council | Jack Wall | |
61 | Infusion* | David Kates; Jack Wall; Sam Hulick | |
62 | Final Assault* | David Kates; Jack Wall; Sam Hulick | |
63 | Victory* | Sam Hulick | |
64 | From the Wreckage* | Sam Hulick | |
65 | Ending Good | Jack Wall | |
66 | Ending Bad | Jack Wall | |
67 | Uncharted Worlds* | Sam Hulick | |
68 | Elevator Music 1 | Jack Wall | |
69 | Elevator Music 2 | Jack Wall | |
70 | Elevator Music 3 | Jack Wall | |
71 | Elevator Music 4 | Jack Wall | |
72 | Elevator Music 5 | Jack Wall | |
73 | Elevator Music 6 | Jack Wall | |
74 | Elevator Music 7 | Jack Wall | |
75 | M4 (Part II)* | Faunts |
*Track im Original Soundtrack enthalten