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Gangs of Sherwood

Erscheinungsdatum: 2023
Art: Original Soundtrack (OST)
Komponist(en): Markus Zierhofer
Trackzahl: 16


Ste Leihe von den Erfolgreichen…

Scheinbar ist es gerade in Mode, Literaturfiguren aus ihren gewohnten Geschichtsbüchern zu reißen und in neue Settings zu pressen. So geschehen zuletzt im Soulslike Lies of Pi, in dem es Marionettenjungen und Olaf Scholz Gesichtsdouble Pinocchio aus der gewohnten Kindergeschichte in eine horrorartige Steampunk-Dystopie verschlägt.

Ganz so artfremd ist der Auftritt von Unterschichtenheld Robin Hood in Gangs of Sherwood dann wiederum nicht: Auch wenn hier, statt einer mittelalterlichen, ebenfalls eine Steampunk-Version des viktorianischen Englands als Kulisse herhalten muss, handelt es sich um ein Action-Adventure, das mit bis zu vier Spielern im Koop gezockt werden kann.

Klingt erst mal ganz geil und sieht Trailern zufolge auch gut aus, doch die Kritiken fallen gemischt aus. Schade eigentlich, denn die Idee, als Bande aus Bruder Tuck, Little John, Maid Marian und dem berühmten Bogenschützen loszuziehen, klingt schon recht spannend. Aber mit Blick auf die Rezensionen werde ich wohl mein Geld nehmen und meinem Bankkonto geben … wieder was gespart.

Gespart (oh my god, he did it again) habe ich mir den Soundtrack derweil natürlich nicht – warum auch sonst diese Review? Schnell das Obligatorische durchgeknabbert: Der Umfang beträgt 16 Tracks mit einer Dauer von jeweils 2-3 Minuten. Komponist ist Markus Zierhofer, zwei Stücke wurden darüber hinaus von Jeremy Froböse beigesteuert. Beiden bin ich zuvor noch nicht begegnet, da sie bisher eher in kleinere Projekte involviert waren. Einzig der Trailer für Ghost of Tsushima, an dem Zierhofer musikalisch beteiligt war, versprüht etwas Mainstream-Luft.

Nach Mainstream schnuppert es indes hier und da auch im Maschinendampfs des OSTs (this guy, how does he do it?) – ‚duftet‘ wohlgemerkt, denn es ist gut gemachter Mainstream. Generell zeichnet Zierhofer in seinem Album nur selten die seichten Töne, sondern stürmt wie die bestrumpfte Heldentruppe lieber direkt durchs Burgtor. Folglich erwarten uns größtenteils brachiale Klänge, wie beispielsweise in „Brothers at Arms“ oder „The Sheriff of Nottingham“, was nicht zuletzt aufgrund der ähnlichen Instrumentalisierung Erinnerungen an For Honor oder Assassin’s Creed Valhalla wach werden lässt.

Dass wir uns in einer fiktiven Version der Zeitschreibung befinden, wird derweil vornehmlich durch Kontraste ersichtlich. Während Tracks wie „Let the Show Begin!“ und “Alan-A-Dale Showtime” in Richtung unbeschwerter Dorffeierei gehen, dominieren in anderen Stücken wie „Our Shelter“ und „Mission Recap“ die schweren / düsteren Töne, was Gangs of Sherwood teils den Anstrich eines Mittelalter-Modern Warfare.

Ganz so deprimierend wie eines der Plague Tale-Spiele wird es musikalisch derweil nicht, und auch futuristische Klänge gibt’s keine. Tatsächlich hat sich bei „Streets of Locksley” sogar etwas Drehorgel ins Album gemogelt, die ungefähr in die gleiche Zeit fällt wie die Geschichte um Robin Hood. Historische Genauigkeit darf logischerweise trotzdem nicht erwarten, denn um das actionreiche Gameplay zu unterfüttern, ergötzt sich der Komponist sehr am orchestralen Bombast – und ich mit ihm.

Besonders imposant ist dieser in meinen beiden Favoriten gelungen, namentlich dem Theme Song „Gangs of Sherwood“ sowie „Lord Gisborne’s Attack“. Beide Tracks haben diese, wie oben bereits benannte, Mainstreamigkeit und in gewisser Weise sogar Beliebigkeit, stoßen in meinen Ohren aber auf Wohlgefallen. Vielleicht ist dies auch meinen Assoziationen mit anderen Marken geschuldet, an die sich akustisch angelehnt wurde, aber das macht das Produkt ja nicht schlechter.

So klingt „Gangs of Sherwood“ für mich ein wenig wie aus den späteren Seasons von Game of Thrones oder League of Legends entliehen, wohingegen sich „Lord Gisborne’s Attack“ nach einer Art Destiny im Vamypr-Gewand anhört. Ich mag einfach dieses kompromisslos Epochale, das uns hier entgegenbläst. Das passiert auch zum Teil in den restlichen Liedern, dort allerdings weniger gut. Es bleibt uns also ein gut anzuhörender Score, der keine Zeit für Nettigkeiten oder Innehalten lässt. Gangs of Sherwood möchte mit möglichst viel Knall und Rauch unsere Aufmerksamkeit, und dies gelingt ihm – zumindest musikalisch.


Nr.TitelInterpret(en)Bewertung
01Gangs of SherwoodMarkus Zierhofer55/5
02Our ShelterMarkus Zierhofer44/5
03Let the Show Begin!Markus Zierhofer33/5
04Brothers at ArmsMarkus Zierhofer44/5
05Lord Gisborne’s AttackMarkus Zierhofer55/5
06Enemy GroundJeremy Froböse33/5
07The Sheriff of NottinghamMarkus Zierhofer44/5
08Sherwood ForrestMarkus Zierhofer33/5
09Spider TankJeremy Froböse33/5
10Escape from ChesterfieldMarkus Zierhofer33/5
11Resistance FightersMarkus Zierhofer33/5
12Streets of LocksleyMarkus Zierhofer33/5
13Mission RecapMarkus Zierhofer33/5
14The End Has No FearMarkus Zierhofer44/5
15Alan-A-Dale ShowtimeMarkus Zierhofer33/5
16The Tavern GangMarkus Zierhofer44/5

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