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Far: Lone Sails

Erscheinungsdatum: 2018
Art: Original Soundtrack (OST)
Komponist(en): Joel Schoch
Trackzahl: 21


Beschwingte Einsamkeit

Auch wenn ich dazu keine Bestätigung finden konnte, gehe ich davon aus, dass der Titel Far: Lone Sails ein cleveres Wortspiel mit dem englischen Ausdruck ‚forlorn‘ darstellen soll, der so viel bedeutet wie ‚verlassen‘, ‚aussichtslos‘ oder ‚verzweifelt‘. Denn das ist der Spirit, der uns aus den Trailern zu diesem Sidescroll-Exploration-Adventure entgegenspringt. Das Spielprinzip wirkt hierbei recht simpel: Wir bewegen uns von links nach rechts – so weit, so Mario. Hierbei steuern wir eine kleine Person an Bord eines futuristischen Fahrzeugs, das mit Segeln und Motor ausgestattet durch die Postapokalypse juckelt. Unsere Aufgabe ist es, allerlei Puzzle und Probleme zu lösen, die der Betrieb der Maschine so mit sich bringt, und irgendein Ziel für unsere Reise zu finden.

Aber das Spiel ist kein Endless-Scroller mit Highscore-Jagd wie beispielsweise Alto’s Adventure, sondern eine gefühlvolle Geschichte über Verlust, Aufbruch und Entdeckung, neight sich also eher in Richtung Unravel oder Limbo. Gerade der Vergleich mit dem Letzteren liegt aufgrund des markanten Artstyles nahe, der irgendwo zwischen Aquarell und Zeichentrick angesiedelt sein dürfte. Für den erhielt das Spiel 2018 auch den Best Visual Design-Award der Golden Joystick Awards – verdient, wie ich finde. Wie gesagt sind das alles Infos, die ich mir aus dem Internet zusammengeklaubt habe, denn gespielt habe ich Lone Sails nicht und werde es mit Blick auf meinen ewig wachsenden Pile of Shame wohl auch nie tun.

Da spreche ich doch lieber über die Musik des Indieabenteuers. Die stammt von Joel Schoch, der mit Blick auf seine Homepage vermutlich deutsch(sprachig)er Herkunft sein dürfte und IMDB zufolge primär für die Soundtracks zu Far: Lone Sails und dem Nachfolger Far: Changing Tides von 2022 bekannt ist. Diese Annahme bestätigt Schoch auf seiner Homepage selbst:

Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde sein Soundtrack zum vielfach preisgekrönten Indiecomputerspiel Far: Lone Sails welches 2018 erschien. Für den Soundtrack holte er sich eine Nominierung für den deutschen Entwicklerpreis in der Sparte: Bester Ton ab.

Komponist Joel Schoch auf seiner Homepage

Die Nominierung geht auch aus meiner Sicht vollkommen in Ordnung, ebenso wie die Niederlage gegen Hunt: Showdown, dessen Sounddesign bekanntermaßen herausragend war bzw. ist. Die 21 Tracks aus dem OST zu Far: Lone Sails müssen sich derweil nicht verstecken, stellen sie doch einen gefühlvollen Mix aus entspanntem Treiben und neugieriger Erwartungsfreude dar und schlagen damit in die gleiche Kerbe wie beispielsweise das oben benannte Unravel oder die SimCity-Scores von Jerry Martin.

Um diese Gefühlswelt zu erzeugen, setzt Schoch auf ein Ensemble aus klassischen Instrumenten, allen voran Holzbläsern wie der Klarinette und Oboe, Streichern und Klavier (Lights on, Still Driving, Lone Sails). Anders als die zermürbend wirkende Trostlosigkeit des eigentlichen Spiels, besitzt der Score eine Art Lebensfreude, die auf (be)rührend positive Weise motiviert. Natürlich gibt es auch die ‚düsteren‘ Ambientstücke wie Rain. Storm. Thunder. oder Canyon, die jedoch bei dem Narrativ zu erwarten und verschmerzen sind.

Dieser soliden Sammlung setzt Schoch meiner Meinung nach mit zwei Stücken die Krone auf: Einerseits mit Warmth in the Cold, das mit einer bedächtig vor sich hin spielenden Kalimba beginnt, die irgendwann durch ebenso formlose Streicher begleitet wird. Letzgenannte übernehmen zusehends die Hoheit über das Lied, bis schlussendlich Bläser an ihre Stelle treten und etwas spielen, das einfach schön klingt. Nicht raffiniert, nicht emotional, sondern einfach gut gemachte Entspannung.

Zum anderen brilliert der letzte Song des Albums, Lone Sails. Der beginnt mit dem einzelnen Klavier, das zur Mitte hin vom Orchester unterstützt etwas Bewegendes anstimmt. Ein wenig pathetischer und auf die Tränendrüse drückend, ohne dabei die positive Neugierde zu verlieren. Ich find’s gut gemacht und einen schönen Abschluss für den Score.

Damit meine Meinung jetzt nicht so alleine im Raum steht, möchte ich noch kurz aus einer Rezension auf der Steam-Seite des Soundtracks zitieren. Dort schreibt Nutzer*in Painel Sala Para TV Até 12 Pol (der Name geht ja mal gut von der Zunge), wie folgt:

Dieser Soundtrack ist wie ein Garten. Jeder Song fängt klein an und am Anfang scheinen sie sich alle irgendwie ähnlich zu sein, aber mit jedem Song wächst er, wird komplexer und wird zu einem neuen, wunderschönen Stück, das viel großartiger ist als seine einfachen Anfänge. Und doch fühlt sich jeder einzelne dieser Songs wie zu Hause [in dem Album] und im Garten.

Nutzer(*in) Painel Sala Para TV Até 12 Pol über den OST

Word. Wer also auf der Suche nach etwas Entschleunigung ist, die im Gegensatz zu reiner Hintergrundberieselung allerdings mit einer kleinen, eigenen Agenda sucht, kann hier bedenkenlos reinstöbern. Und mit knapp 50 Minuten ist das Ganze ohnehin schnell durchgehört.


Nr.TitelInterpret(en)Bewertung
01Colored EngineJoel Schoch44/5
02Sail, My Friend!Joel Schoch33/5
03Lights onJoel Schoch33/5
04BridgeJoel Schoch33/5
05Rain. Storm. Thunder.Joel Schoch22/5
06NightJoel Schoch22/5
07First GlimpseJoel Schoch22/5
08More to SeeJoel Schoch44/5
09Not AloneJoel Schoch33/5
10Inconvenient CircumstancesJoel Schoch33/5
11Sun. Down.Joel Schoch33/5
12SwamptownJoel Schoch22/5
13Abandoned Construction SiteJoel Schoch33/5
14Explore It!Joel Schoch33/5
15Drive It!Joel Schoch44/5
16Still DrivingJoel Schoch44/5
17CanyonJoel Schoch11/5
18Warmth in the ColdJoel Schoch55/5
19DisorientatedJoel Schoch22/5
20HalfJoel Schoch44/5
21Lone SailsJoel Schoch55/5

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