Dorfromantik

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  • Original Soundtrack

Erscheinungsdatum: 2022

Art: Original Soundtrack (OST)

Komponist(en): Laryssa Okada; Pygoscelis

Trackzahl: 12

Wertung

Finde deine Mitte

Plopp. Klk-klk-klk. Plopp. Plopp. „Mhmmm …“ Klk … „Ah, hier passt das perfekt.“ Plopp. Ungefähr so darf man sich die Soundkulisse bei einer durchschnittlichen Partie Dorfromantik vorstellen. Der Name des Spiels umreißt das Kernkonzept sehr treffend, geht es doch lediglich darum, eine Landschaft zu gestalten. Das geschieht durch Plättchen, von denen wir im Abenteuer-Modus eine begrenzte Zahl haben. Darauf zu sehen sind unterschiedliche Kombinationen aus unter anderem Waldstücken, Weizenfeldern, Wiesen, Flüssen und eben auch Dörfern. Schaffen wir es, diese passend aneinander zu legen, bekommen wir zusätzliche Plättchen. Und dann? Machen wir so lange weiter, bis sie uns ausgehen. Und dann? Können wir eine neue Runde starten oder uns im Freien Modus austoben. Oder einfach mal den PC ausschalten.

Dorfromantik ist spielgewordene Entschleunigung. Es geht nicht um Highscores, um Unlocks, um Progression. Die gibt es zwar, doch sie springen einem nicht ins Gesicht. Es geht um auch nicht um Effizienz oder Min-Maxing, nicht darum, das Beste aus der Situation zu holen. Es ist die pure Freude am Basteln, am Anpassen an die Gegebenheiten und das Akzeptieren von Umständen. Wenn man gerade kein passendes Teil für eine Stelle hat, macht man woanders weiter, getreu Bob Ross Mantra: „Wir machen keine Fehler, nur glückliche kleine Zufälle.“ Als Belohnung bekommen wir ein immer weiter wachsendes Diorama-Panorama im kindlich schönen Aquarell-Look, das wir selbst geschaffen haben. Eine Welt, die durch unsere Entscheidungen entstanden ist. Und wenn wir dann hin und wieder das perfekte Plättchen in eine Lücke legen können, ist die Zufriedenheit umso größer.

Ich bin sehr froh, dass dem Spiel des Berliner Entwicklungsstudios Toukana Interactive der Erfolg vergönnt war, den es seit seines Full-Releases 2022 erfahren hat: drei Nominierungen beim Deutschen Computerspielpreis 2021, bei denen es den Preis für Bestes Gamedesign und Bestes Debüt gewann. Dazu kam der Preis als Bestes Deutsches Spiel beim Deutschen Entwicklerpreis 2021 und mittlerweile sogar eine analoge Brettspielversion. Dorfromantik ist gleichermaßen für Jung und Alt und dürfte so gut wie jedem Spielertyp Spaß machen. Ich hatte auf jeden Fall ein paar sehr schöne Stunden und hole das Spiel auch hin und wieder mit dem Steamdeck raus, wenn mir längere Fahrt- oder Klosessions bevorstehen.

Nun noch kurz zum Soundtrack, der (mir unverständlicherweise) in zwei Volumes mit jeweils sechs Liedern released wurde. Als Komponisten werden die in Seattle geborene US-Amerikanerin Laryssa Okada sowie ein*e gewisse*r Pygoscelis angegeben. Während Erstgenannte mit Homepage und Credits in diversen Spieleprojekten wie Destiny 2 und Halo Infinite leicht identifizierbar ist, habe ich keine Ahnung, ob es sich bei Pygoscelis wirklich um eine*n Komponist*in handelt, oder doch ein Langschwanzpinguin tätig war. Das würde zumindest die entschleunigte Lo-Fi-Ästhetik der zwölf Tracks erklären.

Im Grunde kann man sich den Dorfromantik-OST wie eine Fortsetzung des originalen Minecraft-Scores vorstellen: atmosphärisch sanfte Klavierklänge, die den Spirit kindlicher Unschuld und Entdeckergeistes heraufbeschwören sollen. Hin und wieder kommen ein paar Synthies dazu (Orselina), Herzstück bleibt jedoch das Piano. Ein wenig kitschig ist diese Verklärung dörflichen Lebens schon, aber passt nun zum Spiel mal wie Waldstückfeld an Waldstückfeld.

Mein Wertungssystem stellt die Komposition damit vor die große Herausforderung, das Album fair zu beurteilen, denn eigentlich ist der Score an sich sehr belanglos. Er ist allerdings gut gemacht und kann seine meditative Wirkung wunderschön entfalten. Für meine Top-Tabellen reicht das zwar nicht, doch das ist ja auch gar nicht der Anspruch der Musik. Wie das Spiel selbst stellt sie eine Dosis Entspannung dar, einen kurzen Moment des Innehaltens und Genießens. Auch wenn man sich in dem entschleunigenden Sog verlieren kann, ist Dorfromantik kein Spiel, das man stundenlang spielt. Und umgekehrt ist der Soundtrack nichts, was man ewig hört. Für ein kurzes Durchatmen indes ist er genau das Richtige.

Nostalgiewarnung

Die Wertung der einzelnen Tracks ist rein subjektiv und durch meine eigene Erfahrung mit dem Spiel deutlich gefärbt. Mehr dazu findest du in dem Artikel Über Nostalgie.

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