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Die Siedler IV

Erscheinungsdatum: 2001
Art: Gamerip
Komponist(en): Haiko Ruttmann
Trackzahl: 20


Wohlfühlmusik

Hier gehts zur Music-Review von
Die Trojaner und das Elixier der Macht (2001).

Alright, here we go. Eine Review, auf die ich mich schon sehr lange gefreut habe. Eine Review zu einem Spiel, das ich in Relationen zu anderen Games vermutlich gar nicht mal so viel gespielt habe, dessen Musik mir aber auf ewig im Gedächtnis bleiben wird und meine Stimmung unter Garantie aufhellt: Die Siedler IV. In der Siedler-Community gibt es, meines Wissens nach, zwei Lager mit der Frage, welches das beste Siedler-Spiel ist. Entweder Die Siedler II, weil es das Spielprinzip vom Urvater mit dem Flaggensetzen zum Häuserbauen erfolgreich erweitert hat. Oder Die Siedler III / IV, die einen anderen Weg gingen und den Wuselfaktor erfolgreich in ein neues und offenes Quasi-3D-Spielgerüst portierten.

Welches der Letztgenannten besser sei, ist ein weiterer Streitfaktor, schließlich haben beide Spiele bei der Völkerwahl nur die Römer gemeinsam. In Teil 3 bekriegen sich zusätzlich zu den Präitalienern noch die Ägypter und Asiaten, während es bei Teil 4 die Maya und Wikinger sind. Da es ansonsten kaum spielerische Unterschiede gibt, entscheidet hier vermutlich die persönliche Präferenz und die liegt bei mir bei Die Siedler IV.

Hier kommt nämlich als neue Bedrohung noch das Dunkle Volk hinzu – und nein, das ist kein postindustrieller Restrassismus, sondern eine keulenschwingende, grauhäutige Sippe, die das grün blühende Land der Siedler-Welt mit Pilzsporen und Schleimgewächsen überziehen will. Das erweitert das bekannte Konzept in der Kampagne gekonnt um eine zusätzliche Facette, da wir auf den verseuchten Landstrichen nicht bauen können und erst einmal mit unseren Gärtnern wieder Rollrasen auslegen müssen, bevor wir die feindliche Festung stürmen können.

Aber darum soll es bei dieser Review überhaupt nicht gehen, schließlich erscheint ja in gut zwei Wochen das neue Die Siedler, und das wird richtig, richtig gut. Wirklich RICHTIG gut! So gut, dass es danach vermutlich nie wieder einen neuen Siedler-Teil geben wird. *seufz* Vertiefen wir uns also nicht in solchen Gedanken, sondern kommen nun zu viel schöneren Dingen. Kommen wir zum Soundtrack.

Der stammt in guter Tradition von Haiko Ruttmann, der schon die vorherigen Teile orchestrierte und in diesem Score sein gesammeltes Wissen aus acht Jahren Siedler-Musizieren meisterhaft vereint. Warum? Weils einfach schön ist. Ich gebe zu, dass dieser Score vermutlich in eine ähnliche Kerbe wie der zu Anno 1602 schlägt. Auch wenn ich hier nicht bei jedem Track die 5-Sterne-Wertung zücke, fiele es mir schwer, weniger als 4 zu geben … was ich folglich konsequenterweise nicht tue.

Man sieht die musikalische Entwicklung der Reihe, von einfachen Chiptunes über unzusammenhängende Melodien zu thematisch sortierten Kompositionen und voll ausgereiften Motiven. Dass die Völker tropenmäßig eigene Klangfacetten bekommen, haben wir schon in Die Siedler III gesehen. Im vierten Teil gesellt sich der Faktor suspense, also Spannung, noch dazu. Ruttmann erweitert die gelernten Tempiwechsel nun also durch wellenförmige Spannungsbögen und gibt den Tracks zusätzlich Übergänge, wodurch interessante Kompositionen möglich werden.

Das erleben wir bei den Songs zum Dunklen Volk. Direkt der erste Track „Dunkles Volk 1“ klingt mit seinen düsteren Moll-Bläsern nach dem ersten Mass Effect, bevor es sich in Richtung Siedler II / Siedler III wandelt und nach einem kleinen Intermezzo auf einer positiven Note endet. Beim Vorgänger verblieb Ruttmann in Tracks wie „Die Römer 2“ auf der negativen Note, wodurch sich der positive und liebenswerte Charme der Knuddel-Siedler nicht gänzlich auf die Musikalität übertrug. Ähnlich verhält es sich mit „Dunkles Volk 2“, das mit seinem düsteren Dreiklang-Motiv ebenfalls an alte Siedler-Tradition erinnert, zum Ende jedoch einen positiven Spin bekommt.

Der weitere Score erhält jeweils sechs Tracks zu den drei spielbaren Völkern (Maya, Römer, Wikinger), unterteilt in die etwas ernsthafteren „Kampf“-Tracks, die gute-Laune-„See“-Tracks und die volkstümlichen „Siedeln“-Tracks. Hier wendet Ruttmann das in Teil 3 gelernte Bedienen der musikalischen Tropen der jeweiligen Kulturen an, weshalb bei den Maya größtenteils (süd-) amerikanische Instrumente wie Marimbas, Gitarren und Antaras (eine Art Panflöte) erklingen, während bei den Wikingern mit Bläsern und Streichern bzw. Rebecen (eine mittelalterliche Kleingeige – soll keiner behaupten, ich würde meinem Bildungsauftrag nicht nachkommen) musiziert wird.

Und damit ich an dieser Stelle nicht jeden Track einzeln durchgehe, möchte ich generell sagen, dass mir jeder einzelne Freude bereitet und ich ihn als durchaus hörenswert erachte. Sei es „Maya (See) 1“, das mit seiner simplen Melodie einsteigt, durch Gute-Laue-Gitarren ergänzt und angenehm von einem regelmäßigen Beat und Marimbas begleitet wird. Oder der Badass-Track „Wikinger (Kampf) 1“, der schön actiongeladen klingt, im Gegensatz zum vergleichbaren Assassin’s Creed Valhalla aber nicht auf die bedrückend tief klingende Talharpa zurückgreift (eine Art Cello-Leier), sondern stattdessen die hohen Streicher in Form der zuvor genannten Rebec verwendet, wodurch der positive Charakter der Siedler-Spiele gekonnt in Szene gesetzt wird.

Besonders hervorheben möchte ich aber an dieser Stelle noch „Römer (Kampf) 2“, das wir direkt im Hauptmenü hören und bei mir durch seine getragene Art, die sich langsam aufbaut und später in einer Art heroischen Marsch mündet, direkt eine wohlige Gänsehaut erzeugt. Und zum zweiten den zuvor erwähnten generellen Tenor, den Ruttmann mit seiner Komposition anstößt. Es ist ein gereiftes Siedler, das sich seiner Stärken bewusst ist, das bezaubernde Melodien erzeugen kann, sich aber gleichsam nicht zu ernst nimmt. Beispiel „Römer (Siedeln) 1“, das durch seine dominanten Bläsern etwas trottelig verspielt daherkommt und eher an alte Tycoon-Spiele wie Transport Tycoon oder Die total verrückte Ralley erinnert.

Bleibt mir nur zu sagen, dass ich kaum einen anderen dieser nostalgieverklärten Old-School-Soundtracks so wärmstens empfehlen kann wie den zu Die Siedler IV. Denn er ist angenehm vielseitig, wenn er mit seinen Wikinger-Tracks das Gefühl einer Sommerlandschaft perfekt heraufbeschwört, mit den Maya-Liedern ein bisschen Exotik mitbringt und bei den Römern einfach klassisch Siedler abliefert. Unbedingt hier mal reinhören, und auch beim Addon Die Trojaner und das Elixier der Macht!


Nostalgiewarnung

Die Wertung der einzelnen Tracks ist rein subjektiv und durch meine eigene Erfahrung mit dem Spiel deutlich gefärbt. Mehr dazu findest du in dem Artikel Über Nostalgie.

Nr.TitelInterpret(en)Bewertung
01Dunkles Volk 1Haiko Ruttmann44/5
02Dunkles Volk 2Haiko Ruttmann44/5
03Maya (Kampf) 1Haiko Ruttmann44/5
04Maya (Kampf) 2Haiko Ruttmann44/5
05Maya (See) 1Haiko Ruttmann55/5
06Maya (See) 2Haiko Ruttmann55/5
07Maya (Siedeln) 1Haiko Ruttmann55/5
08Maya (Siedeln) 2Haiko Ruttmann55/5
09Römer (Kampf) 1Haiko Ruttmann44/5
10Römer (Kampf) 2Haiko Ruttmann55/5
11Römer (See) 1Haiko Ruttmann55/5
12Römer (See) 2Haiko Ruttmann55/5
13Römer (Siedeln) 1Haiko Ruttmann44/5
14Römer (Siedeln) 2Haiko Ruttmann55/5
15Wikinger (Kampf) 1Haiko Ruttmann55/5
16Wikinger (Kampf) 2Haiko Ruttmann55/5
17Wikinger (See) 1Haiko Ruttmann44/5
18Wikinger (See) 2Haiko Ruttmann44/5
19Wikinger (Siedeln) 1Haiko Ruttmann55/5
20Wikinger (Siedeln) 2Haiko Ruttmann55/5

Erscheinungsdatum: 2001
Art: Gamerip
Komponist(en): Haiko Ruttmann
Trackzahl: 6

Die Trojaner und das Elixier der Macht

Kaum ein Titel in der Geschichte der Addon-Titel beschreibt seinen Inhalt so treffend wie Die Trojaner und das Elixier der Macht. Noch expliziter wäre vermutlich nur der Titel ‚Die Trojaner und das Elixier der Macht, das sie am Ende finden, um den Gegenspieler aus dem Hauptspiel zu besiegen‘ gewesen. Und damit ist auch schon inhaltlich alles gesagt, deshalb hier in gebotener Schnelle der Soundtrack-Part.

Der Score behandelt die Trojaner standesgemäß wie eine weitere Fraktion aus dem Hauptspiel und spendiert ihnen ebenfalls sechs Tracks, zwei davon zum Thema „Kampf“, zwei mit „See“ betitelt und übers „Siedeln“. Im Spiel zeichnet sich die Fraktion durch ihren Erfinderreichtum aus und basiert nur sehr lose auf dem historisch-fiktiven Volksstamm aus der Mittelmeer-Region. Das schlägt sich nicht nur durch Krieger mit Rucksackkatapulten nieder, sondern drückt sich auch durch eine gewisse Experimentierfreude bei der Instrumentalisierung aus.

Dabei kommen die „Kampf“-Tracks noch am konventionellsten daher und ähneln den Motiven der Römer aus dem Hauptspiel, wenn auch mit etwas östlicherem Einschlag. Besagte Instrumentenwahl zeigt sich dagegen zum Beispiel durch den Einsatz von Bouzoukis bzw. vergleichbaren Zupfinstrumenten in „Trojaner (See) 1“, oder der Kombination aus Streichern und Ziehharmonika in „Tronajer (See) 2“, wodurch endlich mal wirkliche Seefahreratmosphäre aufkommt und der Track seinem Namen gerecht wird.

Generell ist den Tracks, wenn sie nicht gerade zum Marsch blasen, eine Art Schunkelcharakter inhärent, wodurch man sich immer wieder beim unwillkürlichen Mitwippen ertappt. Für mich eine gelungene Erweiterung der Musik des Hauptspiels und ein würdiger Abschluss für Haiko Ruttmanns Arbeit an der Siedler-Reihe. Womit nicht gesagt ist, dass danach nie wieder hörenswerte Scores zu Siedler-Spielen komponiert wurden. Aber dieser markante, verspielte Charme findet, wie diese Review auch, mit den Trojanern (leider) sein Ende.

Nr.TitelInterpret(en)Bewertung
1Trojaner (Kampf) 1Haiko Ruttmann55/5
2Trojaner (Kampf) 2Haiko Ruttmann55/5
3Trojaner (See) 1Haiko Ruttmann55/5
4Trojaner (See) 2Haiko Ruttmann55/5
5Trojaner (Siedeln) 1Haiko Ruttmann55/5
6Trojaner (Siedeln) 2Haiko Ruttmann44/5

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