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Die Siedler III

Erscheinungsdatum: 1998
Art: Gamerip
Komponist(en): Haiko Ruttmann
Trackzahl: 12


Pfiffig – Liebenswürdig – Nicht perfekt

Hier gehts zur Music-Review von
Das Geheimnis der Amazonen (1999).

Heutzutage ist es ja nichts Ungewöhnliches mehr, dass sich eine Spielereihe neu erfindet. Ein Schlauch-Adventure wird zum Open-World-Epos, eine Shooterreihe zum Strategietitel. Für mich war der Sprung von Die Siedler II zu Die Siedler III aber das erste Mal, dass ein Nachfolger nicht exakt dem Vorgänger nachempfunden wurde. Statt Häuser mit Fahnen und Wegen zu verbinden, konnte ich plötzlich meine Gebäude frei positionieren und Soldaten über die Karte kommandieren. Auch wenn der Kern der Die Siedler-Reihe weiterhin der Aufbau eines funktionierenden Wirtschaftskreislaufes war, fühlte es sich an wie ein ganz neues Spiel.

Hinzukam neben der damals grandiosen Grafik noch eine Kampagne um drei unterschiedliche Kulturen und ihre Götter, die in Zeichentricksequenzen selbstironisch den Wettstreit zwischen Jupiter, Horus und Ch’ih-Yu präsentierten. Ein tolles Spiel, für das ich seinerzeit aber wohl noch zu jung war und es deshalb nie wirklich durchblickt habe. Dies sollte sich mit dem fantastischen Die Siedler IV ändern – dazu an gegebener Stelle mehr. Der dritte Teil läutete also eine neue Richtung für die Reihe ein, ob besser oder schlechter darf wohl jeder für sich bewerten. Ich persönlich hatte mit so gut wie jedem Teil meinen Spaß, egal ob mit dem Spielprinzip von 1+2, 3+4 oder dem (zu Unrecht) verschrienen 5 Teil. Was jedoch durchaus eine Aufwertung erfahren hat, war der Soundtrack.

Der Score von Die Siedler III (erneut ein Gamerip) stammt abermals von Haiko Ruttmann, dessen künstlerische Entwicklung sich an jeder neuen Iteration der Die Siedler erkennen lässt. Während ich bei Die Siedler II noch einiges zu mosern hatte, hat sich in den zwei Jahre zwischen dem Vorgänger und dem Kampf zwischen Römern, Ägyptern und Chinesen einiges getan. So featuret der Soundtrack von Die Siedler III keine MIDIs mehr, sondern Synthies. Damit ist nicht gesagt, dass MIDIs zwangläufig schlechter und Synthies/Samples automatisch besser sind. Genau das Gegenteil ist meiner Meinung nach der Fall, wenn man sich den Soundtrack vom originalen Age of Empires von 1997 und der 2017 neu orchestrierten Version der Definitive Edition anhört. Aber technischer Fortschritt bringt auch häufig qualitative Entwicklungen mit sich, auf die gleiche Weise wie es Oldtimer gibt und rostige Schrottmühlen. Und so finden sich im Soundtrack auch Aspekte wie unterschiedliche Tempi oder Lautstärkenwechsel, die in MIDI-Kompositionen fehlen.

Diese Werkzeuge nutzt Ruttmann, um sein Werk kohärenter, gleichsam auch etwas verspielter wirken zu lassen. Wir finden viel mehr Melodien, die sich durch die Tracks ziehen und Instrumente, die sich im Call & Response ergänzen. Dadurch wirkt die Musik im direkten Vergleich zum Vorgänger deutlich stringenter, auch was die Wahl der Instrumente anbelangt. Denn dies war einer meiner Kritikpunkte bei Die Siedler II, dessen teils zusammenhangslose Musik einen kruden Mix erzeugte, bei dem nur ein bis zwei Tracks wirklich zum Game zu passen schienen.

Darüber hinaus haben wir es bei Die Siedler III zum ersten Mal mit unterschiedlichen Kulturen zu tun, die sich nicht nur optisch, sondern ebenso spielerisch unterscheiden. Diese Separierung wird von Ruttmann größtenteils in der Musik aufgefangen, die sich von Volk zu Volk unterscheidet. Die Römer, die wir auch in Teil 4 in ihrer vollendeten Form hören werden, wirken militärisch, geordnet und erinnern durch ihre Streicher und Percussions an den Soundtrack zu Rome – Total War. Anders als beim seriösen Echtzeitverwandten ist die Musik jedoch weniger ernsthaft, wirkt teilweise absichtlich tumb und kindlich, was gut zum Spiel passt, aber nicht jedem gefallen dürfte.

Anders sind da die Ägypter und Asiaten. Während Letztere mit Panflöten, Gongs und Zhengs perfekt in die fernöstliche Klischeekiste passen, wurde bei den Ägyptern kulturell etwas mehr in Richtung Naher Osten geschaut, weshalb wir dort arabische Trommeln und Flöten hören. Nun bemüht sich der Komponist auch nicht um eine historisch akkurate Aufarbeitung der ägyptischen Musikkultur, allerdings klingt beispielsweise „Die Ägypter 2“ wiederum sehr nach den Römern – das wäre besser gegangen. Und weshalb Ruttmann wie schon bei „Die traurige Bäuerin“ von Die Siedler II Edvard Griegs „In the Hall of the Mountain King“ zitiert, wird vermutlich nur er selbst wissen.

Das und was es mit den letzten drei Tracks auf sich hat, die ich als Teil eines anderen Gamerips gefunden habe. Erneut findet sich mit dem namenlosen Track „Die Siedler III 1“ gefühlt das Outro eines Animes von 1994 im Soundtrack wieder, während „Die Siedler III 3“ ein irischer Jig ist. Verstehen muss man das vermutlich nicht. Dafür ist „Die Siedler III 2“ mit seinem durchgängigen Motiv, der an- und abschwellenden Instrumentierung und der Verwandtschaft zum Wikinger-Theme von Die Siedler IV eine angenehme Überraschung, die einen durchschnittlichen Soundtrack nochmal pusht und Lust macht auf die, meiner Meinung nach, perfekte Musik des Nachfolgers von 2001.


Nostalgiewarnung

Die Wertung der einzelnen Tracks ist rein subjektiv und durch meine eigene Erfahrung mit dem Spiel deutlich gefärbt. Mehr dazu findest du in dem Artikel Über Nostalgie.

Nr.TitelInterpret(en)Bewertung
01Die Römer 1Haiko Ruttmann44/5
02Die Römer 2Haiko Ruttmann44/5
03Die Römer 3Haiko Ruttmann44/5
04Die Ägypter 1Haiko Ruttmann33/5
05Die Ägypter 2Haiko Ruttmann33/5
06Die Ägypter 3Haiko Ruttmann44/5
07Die Asiaten 1Haiko Ruttmann33/5
08Die Asiaten 2Haiko Ruttmann44/5
09Die Asiaten 3Haiko Ruttmann33/5
10Die Siedler III 1Haiko Ruttmann22/5
11Die Siedler III 2Haiko Ruttmann55/5
12Die Siedler III 3Haiko Ruttmann44/5

Erscheinungsdatum: 1999
Art: Gamerip
Komponist(en): Haiko Ruttmann
Trackzahl: 3

Das Geheimnis der Amazonen

Hach, was waren Spiele doch früher toll. Da kam ein Game auf den Markt, fertig. Keine Mikrotransaktionen, keinen täglichen Patches, kein Always On. Man lernte, mit den Fehlern zu leben, zockte es bis zum Umfallen und freute sich über jeden bisschen neuen Content – damals noch in Form von Addons. So zumindest meine romantisierte Vorstellung von früher, an eine Zeit vor Gothic III, das man erst mit genügend Patches überhaupt genießen konnte. Heutzutage wäre die Erweiterung Das Geheimnis der Amazonen wohl ein DLC, dabei bringt es eine ganze neue spielbare Fraktion in Form der kriegerischen Amazonen sowie eine eigene Kampagne mit sich. Gespielt habe ich es meiner Erinnerung nach nie, denn das Hauptspiel gehörte meinem Cousin, und nur dort konnte ich, wenn überhaupt, mal zocken.

Musikalisch macht die Erweiterung indes nichts falsch. Getreu dem Hauptspiel finden sich auch hier drei Tracks für die Frauen-Fraktion. Da es hier jedoch galt, eine Untermalung nicht auf Basis der Ethnie, sondern des Geschlechts zu entwerfen, lassen sich die Lieder schlecht in eine musikalische Trope einordnen. Folglich geht die Musik der Amazonen in Richtung der Römer, wirkt durch ihren walzerartigen Rhythmus jedoch graziler. Generell entsteht das gewünschte Bild eines Waldvolkes mit pfeifenden Vögeln und Naturverbundenheit und wenn Flöten auf Percussions treffen, erinnert das Ganze entfernt an Peter und der Wolf. Highlight ist „Die Amazonen 2“, das gekonnt zwischen unbeschwerter Happiness und Ernsthaftigkeit balanciert und einen hörenswerten Mittelweg findet.

Nr.TitelInterpret(en)Bewertung
1Die Amazonen 1Haiko Ruttmann44/5
2Die Amazonen 2Haiko Ruttmann55/5
3Die Amazonen 3Haiko Ruttmann44/5

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