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Battlefield 2042

Erscheinungsdatum: 2021
Art: Original Soundtrack (OST)
Komponist(en): Hildur Guðnadóttir, Sam Slater
Trackzahl: 14

Durchschnittswertung

Persönliche Wertung


Ein Schlachtrest

Was habe ich mich gefreut, als die ersten Trailer zu Battlefield 2042 rauskamen: große Schlachten in der nahen Zukunft, Waffenmodifikationen, Topgrafik und ein Modus, der mich die alten Games in neuem Glanz spielen lässt. Wider besseren Wissens war ich hyped. Das hielt zum Glück nur bis zur Open Beta, in der den Spielern ein unfertiges Spielspaßgrab präsentiert wurde, dem ein zusätzliches Jahr Entwicklung nicht geschadet hätte. Aber nein, es ist EA, es ist Weihnachtszeit, also raus damit und später fixen.

Zum Glück hatte ich mich nicht zu einer Vorbestellung hinreißen lassen und darf nun mit väterlicher „Ich hab’s dir doch gesagt, mein Junge“-Attitüde meinem Kumpel Marvin den Fehlkauf bewusst machen – zumindest zum aktuellen Zeitpunkt. Klar wird das Spiel irgendwann spielbar sein und in seinen besten Momenten auch Spaß machen, aber ich habe einfach keine Lust mehr auf unfertige Spiele, die ich vielleicht erst Monate bis Jahre nach Release zocken kann, nachdem der Hype vorbei ist und sich nur noch die Cracks mit über 1000 Spielstunden auf den Servern tummeln.

Sei’s drum. Zum Glück habe ich ja noch den gewohnt fantastischen Soundtrack, der mir die Wartezeit erträglich macht. Das war schließlich immer ein Aushängeschild der Battlefield-Reihe, die trotz des Multiplayeransatzes stets von toller Musik begleitet wurde. Songs wie das „MEC Loading Theme“ aus Battlefield 2, „Shuhia Taiba“ aus Battlefield 2142 oder „The Storm“ von Bad Company 2, die mich beim Laden der Maps auf die Runde auf mittlerer Stufe vorheizten.

Aber auch die Scores zu den Singleplayer-Kampagnen aus Battlefield 3 und Battlefield 4 will ich nicht unterschlagen. Deren Storys sind zwar äußerst leicht zu vergessen, die Musik hingegen umso erinnerungswürdiger. Allen voran steht jedoch das Aushängeschild, das „Main Theme“, das bereits im Erstling Battlefield 1942 von 2002 mit seinem Marschrhythmus und Fanfaren den musikalischen Tenor der Reihe begründete. Das findet sich in den verschiedensten Variationen in so ziemlich jedem Ableger der Hauptreihe wieder – ich klammere an dieser Stelle mal Experimente wie Battlefield Heroes und Battlefield Hardline aus – und gestehe, ich war nie so angefixt von einem Spiel (mit Ausnahme von Skyrim), wie in dem Moment, als im Trailer für Battlefield 3 vor gut 10 Jahren das Theme in einer ohrenzerfetzenden Dubstep-Version ertönte. Oh, sweet memories.

Süße Erinnerungen werde ich hingegen nicht haben, wenn ich an das zurückdenke, was sich DICE für den Battlefield 2042-Score ausgedacht hat. Der stammt von der isländischen Komponistin Hildur Guðnadóttir, die mit ihrem unverwechselbaren Stil schon Filmen wie Joker oder der Serie Chernobyl hörenswerten Charakter verlieh. Im Spiel funktioniert das leider absolut nicht. Der Soundtrack wirkt wie der verzweifelte Versuch, das dystopische Szenario des Spiels als eine Mischung aus isländischer Wehmut und industrieller Kälte zu verkaufen: Cellos treffen auf Distortion und die daraus entstehende Disharmonie weckt bei mir eher das Verlangen, die Waffe auf den eigenen Kopf statt auf die Gegner zu richten. Wer eine Kostprobe sucht, muss sich nur mal „Tipping Points“ oder „The Observation of Beautiful Forms“ anhören. Womit ich nicht sagen möchte, dass es handwerklich schlecht gemacht sei oder nicht einen gewissen Charme besäße. Wäre es beispielsweise der Score eines Weltraumerkundungsspiels, würde ich vermutlich weniger kritisch sein.

Aber für eine aktiongeladene Multiplayersause macht der Score einfach keinen Spaß und reiht sich damit nahtlos in den aktuellen Stand des Spiels ein. Wobei das noch nicht einmal das Schlimmste ist. Das Schlimmste ist wirklich das Main Theme „Battlefield 2042“, über das diverse Leute im Netz schon abgerantet haben. Ich empfehle dafür dieses Video vom Kanal Angry Joe.

Eine schöne Zusammenfassung des Soundtracks von Battlefield 2042.

Auch wenn es sich nicht in der Wertung wiederfindet: Ich hasse es, denn es steht sinnbildlich für das, was EA aus dem einst so großartigen Franchise gemacht hat, das nicht auf seine Fans hört, sondern den aktuellen Trends nachläuft. Deshalb möchte ich die letzten Worte dieser Rezension meinem treusten (und vermutlich einzigen Leser) überlassen, der nicht nur das Thema des neusten Battlefield-Teils beschreibt, sondern auch absolut treffend die Entwicklung der Reihe als solche:

Klingt, als hätte man eine CD mit dem Battlefield Main Theme in ein Gerät mit mega schlechten Boxen eingelegt und aufgedreht. Es ist aber nicht aufgefallen, dass die CD nen Sprung hat und dann fängt es an zu schrabbeln. Daraufhin haut man jedes Mal auf die Boxen, [damit] es ordentlich klingt. Diesen ganzen Prozess hat man aufgenommen und das ist dabei rausgekommen.

Jacko ‚The Muh‘ Thiele, Musikkritiker


Nr.TitelInterpret(en)Bewertung
01OrbitalHildur Guðnadóttir; Sam Slater44/5
02The Observation of Beautiful FormsHildur Guðnadóttir; Sam Slater22/5
03IrreversibleHildur Guðnadóttir; Sam Slater33/5
04Between the BowsHildur Guðnadóttir; Sam Slater33/5
05Wall JazzHildur Guðnadóttir; Sam Slater22/5
06Load BearingHildur Guðnadóttir; Sam Slater33/5
07When Does a Country Stop Being a Country?Hildur Guðnadóttir; Sam Slater22/5
085 Degrees of WarmingHildur Guðnadóttir; Sam Slater22/5
09Hauled Over the CoalsHildur Guðnadóttir; Sam Slater22/5
10Wet BulbHildur Guðnadóttir; Sam Slater22/5
11HourglassHildur Guðnadóttir; Sam Slater22/5
12Shipping ForecastHildur Guðnadóttir; Sam Slater22/5
13Tipping PointsHildur Guðnadóttir; Sam Slater11/5
14Battlefield 2042Hildur Guðnadóttir; Sam Slater33/5

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