MaybeMusic

Aquanox 2: Revelation

Erscheinungsdatum: 2003
Art: Original Soundtrack (OST)
Komponist(en): Kai Walter
Trackzahl: 15


Trommeln aus der Tiefsee

Aquanox 2: Revelation (oder wie man es mit Blick auf die letzte Klimakonferenz auch nennen könnte: die Zukunft), ist die Fortsetzung der Schleichfahrt-Serie des deutschen Entwicklerstudios Massive Development und spielt – Lateiner haben es bereits vermutet – in der düsteren Tiefsee. Denn die Menschheit hats verkackt, die Erde ist wortwörtlich untergegangen und alles Land von den Wassermassen bedeckt. Die Überlebenden haben sich aber angepasst, es sich Unterwasser bestmöglich gemütlich gemacht und hausen fortan in Uboot-Enklaven auf dem Meeresgrund. Da das Ganze im 27. Jahrhundert spielt und Mensch nun mal Mensch bleibt, tun sie dies natürlich nicht in friedlicher Koexistenz sondern auch dort mit ordentlich Konfliktpotential.

Dementsprechend gestaltet sich das Gameplay als eine Art Weltall-Simulation im Meer, in der wir uns in Dogfights mit anderen Schiffen bekämpfen, was sich wegen der Trägheit des Wassers und der Dreidimensionalität super spielen lässt. Dabei können wir auf verschiedene Waffenklassen zurückgreifen und unser Schiff wie bei der MechWarrior-Reihe so zusammenbauen, wie wir das möchten. Mir hat Aquanox 2 damals dank der abwechslungsreichen Missionen, der guten Synchro, dem unverbrauchten Setting und der dichten Atmosphäre unheimlich viel Spaß gemacht.

Dass sich mir beim leisen Durchfahren der Untersee-Canyons die Nackenhaare aufstellten, lag nicht nur an der Dunkelheit der Tiefsee, die die Weitsicht auf ressourcensparendem Wege für PCs Anfang der 2000er natürlich beschränkte sondern auch wegen der Musik. Die stammt von Kai Walter, der seinem Eintrag auf MobyGames zufolge sonst nur für noch unbekanntere Spiele komponierte. Das ist schade, denn der Score, so generisch er auch sein mag, hat etwas.

Vielleicht ist es meiner Nostalgie geschuldet, aber für mich erzeugt Walter mit den Tracks ein auditives Ambiente, das wie Luke auf Andockring passt: dunkel, düster und bedrohlich wabern die Steampunk-Klänge, wie wir sie auch aus der Thief-Reihe kennen, aus den Boxen. Begleitet werden viele von ihnen durch einen Nachhall, der wie ein Echolot die Tiefsee-Thematik verstärkt. Das passt wunderbar zum Gameplay, ohne wird man aber keinen Spaß mit den meisten der Lieder haben, in denen über weite Strecken nichts Bemerkenswertes passiert.

Zum Glück findet man abseits dieser Ambient-Tracks, die man auf meiner Liste sehr leicht durch die niedrige Wertung identifizieren kann, auch noch die Kampf-Tracks. In denen wagt Walter sich in das Rock- und Grunge-Grenre, wie wir es beispielsweise von Frank Klepacki und der Command & Conquer-Reihe kennen. „Warzone“, „Pursuit“, „Hektik“, „Darkness“ und „Dogfight“ klingen wie die Versuche einer Garagenband der späten 90er, die Abwesenheit des Sängers zu nutzen, um ein wenig den Matrix-Score zu emulieren – cool, aber austauschbar. Trotzdem bin ich froh über diese kleinen Unterseeinseln im Meer der Hintergrundrauschens, denn ich weiß noch, dass die Musik meinen Puls während des Spielens in ungeahnte Höhen schießen ließ.

Abgesehen von diesen erwartbaren Actionpieces bietet der Score von Aquanox 2: Revelation aber noch den Track „Mystery“, den Kenner vermutlich am ehesten mit dem Gefühl der Reihe verbinden: Sci-Fi-Synthies begleiten die dominanten Bläser, während ein regelmäßiger Beat einer Unterwasserexplosion gleich als Schockwelle über die Strings rollt und mich irgendwie an Independence War 2: Edge of Chaos erinnert. Dann stoßen noch Vocals dazu, die den Track auf ein anderes emotionales Level heben.

Mein persönliches Highlight des OST ist indes „Order“. Das rhythmische Stampfen der Beats, das ominöse Summen, das durch Strings aufgebrochen wird, um dann wieder brachial weiterzumachen wie ein unnachgiebiger Eisbrecher im eiskalten Polarmeer, geht der Track immer weiter, weiter und weiter. Irgendetwas daran fühlt sich für mich richtig an, es passt einfach so gut zu diesem Spiel, aber funktioniert auch losgelöst davon. Bedrohlich, dunkel und unnachgiebig – ich mag’s.


Nostalgiewarnung

Die Wertung der einzelnen Tracks ist rein subjektiv und durch meine eigene Erfahrung mit dem Spiel deutlich gefärbt. Mehr dazu findest du in dem Artikel Über Nostalgie.

Nr.TitelInterpret(en)Bewertung
01Biont BuelKai Walter22/5
02DarknessKai Walter33/5
03DescentKai Walter22/5
04DogfightKai Walter33/5
05HektikKai Walter33/5
06In the DarknessKai Walter22/5
07MysteryKai Walter44/5
08OrderKai Walter55/5
09PursuitKai Walter33/5
10RevelationKai Walter33/5
11RiseKai Walter11/5
12Search the GraveKai Walter11/5
13The Angel's TearsKai Walter11/5
14The DeepKai Walter11/5
15WarzoneKai Walter33/5

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

de_DEDeutsch