Age of Empires II: The Age of Kings
Kultiges Mittelalter
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The Conquerors (2000).
So durften beispielsweise die Wikinger mit ihren Drachenbooten und Berserkern Angst und Schrecken verbreiten, während die karthagische Kataphrakt-Kavallerie mit ihrem Trampelschaden umstehende Feinde im Vorbeireiten verletzte. Die Mameluken der Sarazenen warfen ihre Säbel und die Perser führten den schwerfälligen wie dickheutigen Kriegselefanten aufs Feld. Und es gab den aus Command & Conquer bekannten Selbstmordattentäter, genannt Petard, der mit zwei Pulverfässern ausgestattet herausfinden durfte, warum er nicht in die feudale Rentenkasse einzahlen musste.
Von den ganzen AoEs hatte ich bis zum Release von Age of Empires IV wohl mit diesem Game sowie seiner Erweiterung, The Conquerors, am meisten Zeit verbracht. Da das Spiel heute noch aktiv gezockt wird, kann man hier wohl von einem Meilenstein der Videospielgeschichte sprechen – und das, meiner Meinung nach, absolut zu Recht. Auch wenn es ‚Zeitalter‘ im Namen hat (immer ’ne schwierige Sache), ist Age of Empires II: The Age of Kings zeitlos. Gleiches gilt darüber hinaus für seinen Soundtrack.
Das fängt schon beim Main Themen an, welches sich hinter dem bescheuerten Titel Quest for Butter verbirgt und so ziemlich jedem versierten Gamer bekannt sein dürfte. Das ‚Da Daaa, DaDa Da Daaa … Da Daaa, DaDa Da Daaaaaa‘ ist supersimpel und supereingängig. Zwar lief es bereits im ersten AoE im Intro und anderen Cutscenes, im Score fand es sich fortan aber erst in den Nachfolgern wieder. Wie beim ersten Age of Empires sind wieder die Geschwister David und Stephen Rippy am Werk, hier jedoch ergänzt um Kevin McMullan, der später vor allem an der erfolgreichen Destiny-Reihe mitwirken sollte.
Der 16 Tracks lange OST ist für mich ein wohlig warmes Nostalgiebad, in dem ich versinken und die Seele baumeln lassen kann. Anders als zeitgenössische Strategietitel, oder das durch seine MIDI-Kompression tatsächlich teils deutlich ‚aggressiver‘ klingende Age of Empires 1, zeichnet sich die Musik bei Teil 2 durch eine entspannte, fast schon beruhigende Klangkulisse aus. Da, wie damals üblich, nicht mit Cues zwischen Kampf- und Ambient-Tracks gewechselt wurde, um die Schlachten entsprechend zu untermalen, gibt es keinen harten Bruch zwischen belanglosem Hintergrundrauschen und heroischer Schlachtmusik.
Stattdessen geraten wir in Stücken wie Shamburger, Drizzle [Firelight Smoove Mix] oder T Station in einen fast Trance-artigen Zustand. Hier ergänzen sich Beats und (mittelalterliche) Instrumente wie Glockenspiel, Cembalo und Flöte und erzeugen einen Mitwipp-Rhythmus, der fast schon konträr zu den teils hektischen Massenschlachten läuft. Dazu passt auch I Will Beat on Your Behind, das mit seiner Aufmachung ein wenig wie ein Medieval 2: Total War auf Valium klingt.
Dieser Entspannungstherapie stehen Stücke wie Bass Bag oder Rich Corinthian Leather gegenüber, die mit ihrem hohen Tempo auf andere Weise begeistern. Auch Stereotype wie tribal und orientalische Einflüsse in Machina del Diablo, Ride Lawrence Ride! und Smells Like Crickets, Tastes Like Chicken lockern die Mittelalterstimmung angenehm auf, ohne aus der Komposition herauszufallen. Das tut tatsächlich nur der Abschlusstrack … Where Credit Is Due, der wie aus einem Sessions-Album von Simon & Garfunkel feat. Jerry Martin (Die Sims) entliehen klingt. Schmälern tut dies den Gesamteindruck allerdings nicht. Der Soundtrack zu Age of Empires II: The Age of Kings ist Kult.
Nostalgiewarnung
Nr. | Titel | Interpret(en) | Bewertung |
---|---|---|---|
01 | Quest for Butter | Stephen Rippy | |
02 | Shamburger | Stephen Rippy | |
03 | I Will Beat on Your Behind | Stephen Rippy | |
04 | Drizzle [Firelight Smoove Mix] | David Rippy; Stephen Rippy | |
05 | Machina del Diablo | Stephen Rippy | |
06 | T Station | Stephen Rippy | |
07 | Bass Bag | Stephen Rippy | |
08 | Ride Lawrence Ride! | Stephen Rippy | |
09 | Smells Like Crickets, Tastes Like Chicken | Stephen Rippy | |
10 | Operation Monkey | Stephen Rippy | |
11 | Tazer | Stephen Rippy | |
12 | Uluzah | Stephen Rippy | |
13 | Carne y Helado | Stephen Rippy | |
14 | Rich Corinthian Leather | Stephen Rippy | |
15 | ... Where Credit Is Due | Stephen Rippy; Chris Rippy; Kevin McMullan; Matt Stanberry | |
16 | Joey JoJo | Stephen Rippy |
Erscheinungsdatum: 2000
Art: Original Soundtrack (OST)
Komponist(en): Kevin McMullan, Stephen Rippy
Trackzahl: 15
The Conquerors
Nur ein Jahr später erschien mit The Conquerors das erste Addon zum Hauptspiel The Age of Kings und brachte neben ein paar Quality-of-Live-Verbesserungen vier neuen Kampagnen und Spielmodi auch fünf neue Zivilisationen. Die waren, wie Name und Cover bereits verraten, zum Teil in Mesoamerika verortet (Azteken und Maya) und hatten ihre eigene Kampagne, während die anderen drei (Spanier, Hunnen und Koreaner) aus der anderen Himmelsrichtung kamen … oder der gleichen, je nachdem, wie weit man geht.
Mehr vom Alten verspricht indes der Soundtrack – dieses Mal ohne David Rippy – der dort weitermacht, wo das Hauptspiel aufhörte: Nämlich mit dem Main Theme. Bei The Conquerors handelt es sich jedoch um eine Variation, wie man alleine am Titel, Quest for Jam statt Quest for Butter, sieht. Hier wird das heroische Hauptmotiv nach seinem triumphalen Aufspielen abgelöst und durch ein Flötenintermezzo unterbrochen, das an weite Steppe und nativ-amerikanische Kulisse erinnert. Perfekter Umschwung also von der eurozentristischen Klangkulisse des Hauptspiels zum frühkolonialen Amerika.
Um diesen Effekt zu verstärken, findet die Gitarre vermerkt Anwendung. Denn wie wir alle wissen, steht die Klampfe für Spanien, Spanien für Kolonien samt Konquistadoren … Zack! Montezuma … oder so. Durch diese Addition entstehen erneut annähernd meditative Tracks, die uns mit einer Mischung aus Mediterran und Mittelalter zur Entspannung gemahnen. Das beginnt beim fast engelsgleichen Einstieg der Vocals in Pork Parts, den seichten Gitarrenriffs in The Monkey Book oder den langgezogenen Flötentönen in Voodoodoodoo und gipfelt schließlich in Seamus & Chamois, das irgendwo zwischen Beruhigung und Aufbruch pendelt.
Stücke wie Tide Me Over, Warm ‚em Ups und Shookies in the Bank ähneln durch ihre Art dagegen Spielen Marke Der erste Kaiser: Aufstieg des Reichs der Mitte oder SimCity, auch wenn der letztgenannte Track durch seinen Bruch eher in Richtung Age of Empires 1 geht. Orientalisch wird es dann bei „The Bovinian Derivative, während Case in Point: Paste und Basura! Basura! ins Asiatische driften.
Neu ist, dass mit Neep Ninny-Bod [Mix 2] ein klassischer Fighting-Song den Ring betritt. Hier verbinden sich Dudelsack, Percussions und Flöten zu einer Kakophonie, die durch ihr Tempo Unruhe, fast schon Hektik ins gemächliche Treiben bringen – vielleicht geht’s aber auch nur mir so. Lowlight ist derweil das Credit-Theme Droppin‘ tha Trou, das mit seinem Jazz/Funk-Style vollkommen aus der Reihe swingt. No Me Gusta.
Nostalgiewarnung
Nr. | Titel | Interpret(en) | Bewertung |
---|---|---|---|
01 | Quest for Jam | Stephen Rippy | |
02 | Pork Parts | Stephen Rippy | |
03 | The Monkey Book | Stephen Rippy | |
04 | Tide Me Over, Warm 'em Ups | Kevin McMullan | |
05 | Voodoodoodoo | Stephen Rippy | |
06 | The Bovinian Derivative | Kevin McMullan | |
07 | Case in Point: Paste | Stephen Rippy | |
08 | Seamus & Chamois | Kevin McMullan | |
09 | Shookies in the Bank | Kevin McMullan | |
10 | Basura! Basura! | Stephen Rippy | |
11 | Neep Ninny-Bod [Mix 2] | Stephen Rippy | |
12 | Uluzah | Stephen Rippy | |
13 | Carne y Helado | Stephen Rippy | |
14 | Rich Corinthian Leather | Stephen Rippy | |
15 | Droppin' tha Trou | Kevin McMullan; Stephen Rippy |