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Prince of Persia

Erscheinungsdatum: 2008
Entwickler: Ubisoft Montreal
Genre: Action-Adventure
Spieldauer: 30 Stunden


Ein zeitloses Märchen

Kommt, setzt euch zu mir. Ich möchte euch eine Geschichte erzählen. Eine Geschichte über einen jungen Mann aus einem fernen Land. Der Mann ist kein gewöhnlicher Reisender, aber auch kein Prinz, wie man glauben könnte. Er ist sportlich und gut aussehend, kann kämpfen und klettern. Außerdem ist er humorvoll und besitzt eine Stimme, die man nicht so schnell vergisst. Dieser Prinz trifft auf seiner Reise auf eine Gruppe Männer, die eine Frau verfolgen. Auch diese Frau ist keine gewöhnliche Dame in Nöten, sondern eine Prinzessin, und die Männer, die ihr folgen, die Wächter ihres Vaters, des Königs. Auch die Prinzessin ist wunderschön, sportlich und schlagfähig. Doch nutzt sie keine Waffen. Stattdessen verfügt sie über magische Kräfte. Der Nicht-Prinz vertreibt die Häscher des Monarchen, der daraufhin den uralten Gott Ahriman aus seinem Gefängnis im Baum des Lebens befreit. Der Entfesselte hüllt das Königreich in Dunkelheit ein und verwandelt die Bewohner in Kreaturen des Bösen. Der Prinz und die Prinzessin machen sich auf den Weg, das Dunkel aus dem Reich zu vertreiben und reisen dafür durch vier unterschiedliche Gebiete, wie das Labor des Alchimisten oder zum Turm der Konkubine. Die beiden klingen wie das perfekte Paar. Doch traut die Prinzessin dem jungen Helden zu Beginn nicht und schweigt sich über die Geschehnisse und die Tat ihres Vaters aus. Es beginnt eine abenteuerliche Reise im Kampf gegen das Böse. Nun, wie die Geschichte endet? Das erzähle ich euch vielleicht ein andermal…

ein Mann, der in einer Robe gehüllt vorm PC sitzt und einen Artikel über ein 11 Jahre altes Spiel schreibt.

Nach diesem (hoffentlich) atmosphärischen Einstieg möchte ich doch noch ein wenig etwas über Prince of Persia erzählen. Das Spiel erschien ohne zusätzlichen Titel im Jahr 2008 und hat nur auf dem Papier etwas mit der Vorgeschichte der Sands of Time-Reihe zu tun. Auch hier spielen wir den namensgebenden Prinzen. Der ist dieses Mal aber nicht alleine, sondern wird von Elika, einer magiebegabten Prinzessin begleitet. Gemeinsam säubern sie die von der Dunkelheit verseuchten Gebiete und meistern Kämpfe und Klettereinlagen.

Generell bleibt sich das Spiel im Kern der Marke treu, setzt den Fokus aber auf das Erkunden der Levels mit Wallruns und Doublejumps. Kämpfe gibt es zwar auch, beschränken sich aber auf Duelle mit einzelnen Gegnern und großen Lebensbalken. Im Kampf können wir die Fähigkeiten des Prinzen und Elika kombinieren, um sie zu mächtigen Kombos zu verketten. So schleudert beispielsweise der Prinz den Gegner mit seinem Krallenhandschuh in die Luft, damit Elika ihn dort per Magie verdrischt, um dann vom Prinzen noch mal mit dem Schwert bearbeitet zu werden. Das suggeriert zwar etwas Tiefe, im Grunde gibt es aber ein, zwei Aneinanderreihungen, die immer funktionieren und die Kämpfe so recht belanglos werden lassen.

Auch in anderer Hinsicht ist der 2008-Ableger der traditionell eher anspruchsvolleren Prince of Persia-Reihe einfacher als seine Vorgänger. Zwar fehlt der bekannte „Dolch der Zeit“ und die damit verbundene Rückspulfunktion, sterben kann der Prinz aber trotzdem nicht. Macht er einen unbedarften Sprung oder wird im Kampf überwältigt, eilt Elika ihm mit ihren magischen Fähigkeiten zur Hilfe. Game-Over-Screens gibt‘s nicht mehr. Belanglos wird das Spiel dadurch aber nicht, da zum einen die Kletterrätsel recht präzises Timing benötigen, zum anderen das Spiel seinen Fokus auf einen anderen Aspekt legt: die Geschichte und die Beziehung der Protagonisten.

Beim Klettern geht der Prinz Elika gerne mal zur Hand. Wenn er abstürzt, ist das umgekehrt.

Auch in der Vergangenheit gab es in den Prince of Persia-Spielen starke, weibliche Charaktere. Aber die verblassen alle im Vergleich zur Prinzessin aus dem Prince of Persia von 2008. Elika ist kein laufender Rücksetzpunkt, sondern ein Charakter mit Tiefe, der im Verlauf der Geschichte eine Wandlung von der misstrauischen Zynikerin zur hoffnungsfrohen Optimistin durchmacht. Komplementiert wird das vom Charakter des Prinzen, der im englischen Original durch Synchronsprecher Nolan North (Drake aus Uncharted) spitzbubenhaft und grundsympathisch in Erscheinung tritt. Die beiden necken sich, witzeln oder verfallen in Schweigen, wenn sich z. B. Elika wieder an die Taten ihres Vaters erinnert. Natürlich entwickelt sich im Laufe der Geschichte zwischen den beiden mehr als nur eine Freundschaft. Das wirkt allerdings nicht wie so häufig forciert, sondern authentisch. Es fühlt sich an, als würde man die Entstehung einer echten Beziehung begleiten und hofft auf eine Happy End.

Man merkt es: Dem Spiel wohnt der Geist des Märchenhaften inne, vor allem, da es aus dem Reich von 1001 Nacht entspringt. Das spiegelt sich auch in der wunderschönen Spielwelt wider, die in dem damals noch neuartigen Cel-Shading-Look selbst heute noch bezaubern kann. Zwar ist die Welt an sich eigentlich inhaltsarm, durch die Rätsel und die gelegentlichen Kämpfe fällt dies aber kaum ins Gewicht.

Fast dankenswert kann man dem Spiel attestieren, dass es aus einer Zeit stammt, in der das Konzept der Open-World noch nicht die Maxime darstellte, denen sich auch Action-Adventures unterordnen mussten. Nicht falsch verstehen: Dass sich beides auch gut vertragen kann, sahen wir zuletzt an The Legend of Zelda: Breath of the Wild. Aber gerade heute kann die Gradlinigkeit von Prince of Persia eine erfrischende Entmündigung zu Gunsten der Narrative darstellen. Ich möchte mich einfach bis zum Boss des Gebietes vorarbeiten, um dann in einer orgasmischen Eruption der Magie das Böse aus dem Lande zu verscheuchen und die vorher noch in Dunkel und Grau getauchte Umgebung in knalligen, lebendigen Farben erneut auf der Jagd nach den Lichtsamen erkunden zu können.

Die Musik stammt aus den Federn von Inon Zur & Stuart Chatwood.

Gerade dieses Vorher-Nachher ist etwas, das Prince of Persia damals wie kein anderes Spiel visualisierte und mich so vor knapp 11 Jahren verzauberte. Ein anderer, wichtiger Punkt, der für Stimmung sorgt, ist der fantastische Soundtrack. Den werde ich in einem separaten Beitrag genauer unter die Lupe nehmen. Wer einen kleinen Einblick haben möchte, kann ja mal in das Hauptthema hereinhören.

So, nach dieser erklecklichen Menge Text sollte es eigentlich keine Zweifel mehr geben, wie meine Meinung zu Prince of Persia ausfällt. Das Ganze ist spielgewordenes Märchen, eine Reise in die Welt von 1001 Nacht und ein gelungenes Experiment, das damals leider wegen seines leichten Schwierigkeitsgrades und den fehlenden Rückbezügen von vielen Fans als Abkehr von der traditionsreichen Vergangenheit der Serie abgestraft wurde. Auch ich mag die alten Teile und würde mir wünschen, zukünftig einen ‚richtigen‘ Nachfolger zu sehen. Allerdings würde ich deswegen den 2008er Ableger nicht gering schätzen wollen. Denn es ist einfach eine tolle Erfahrung, die ich jedem nur ans Herz legen kann. Das tue ich jetzt, und das habe ich auch schon in der Vergangenheit getan, in dem Videospielformat „WohnGameinschaft“, an dem ich in meiner Unizeit mitwirken durfte. Das Video findet ihr hier drunter. Und damit endet diese Geschichte (für heute).

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