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Mass Effect

Erscheinungsdatum: 2007
Entwickler: BioWare
Genre: Rollenspiel
Spieldauer: 60 Stunden


Der Testballon, der bis zum Mond flog

Dies ist die Game-Review. Hier geht’s zur Music-Review.

Mass Effect. Selten zuvor hatte mich ein Rollenspiel so gepackt, wie das epische Sci-Fi-Adventure aus dem Hause Bioware. Und dabei mochte ich es am Anfang nicht mal. Aber dazu später mehr. Erst mal für alle, die die letzten Jahre unter irgendeinem Stein im Sol-System verbracht haben: Mass Effect spielt in der Zukunft. Die Menschheit hat erfolgreich das Weltall kolonialisiert, Krieg mit außerirdischen Rassen geführt und benutzt für die intergalaktische Reise die sogenannten Mass Relays, die als Knotenpunkte Schiffe in wenigen Sekunden über weite Distanzen schießen. Wir spielen den wahlweise männlichen oder weiblichen Commander Shepard (die Vernünftigen spielen natürlich „FemShep“), der direkt zu Beginn das Kommando über das neuste Schiff der menschlichen Armada erhält: die SSV Normandy SR-1.

Gemeinsam mit unserer Crew begeben wir uns auf die Jagd nach dem abtrünnigen Spezial-Agent Saren und decken das Geheimnis um die sagenumwobenen Reaper auf, eine antike Alienrasse, die die Zerstörung des Universums anstrebt. Um das zu verhindern, passen wir unseren Helden rollenspieltypisch an unsere Bedürfnisse an. Zum Beispiel können wir unser Aussehen individuell verändern, auch wenn selberstellte Kommandeure visuell leider nie die Qualität der Standard-Recken erreichen. Zusätzlich wählen wir eine von sechs unterschiedlichen Klassen, wie Soldat, mit Psi-Kräften ausgestattete Biotiker oder auf Gadgets spezialisierte Techniker, und sammeln fleißig Erfahrungspunkte und Verbündete für unseren Kampf gegen das Böse. Wer Spiele wie Knights of the Old Republic oder Dragon Age kennt, wird sich hier wie zuhause fühlen – klar, kommt ja auch von den gleichen Machern.

Von der Theorie in die Praxis

Wie von der nahen Verwandtschaft gewohnt, macht man in Mass Effect vor allem eines: reden. Wir laufen, schießen und taktieren uns durch haufenweise Gegner, dazwischen reden wir. Die gewonnene Erfahrung wird in neue Fähigkeiten investiert, danach wird geredet. Wenn wir versuchen wollen, eine Situation friedlich zu lösen, müssen wird davor natürlich reden. Das war der Punkt, der mich damals am meisten störte. Als Fan von Star Trek Elite Force, Half-Life oder sogar dem grottigen Spiel zum Next-Generation-Film, kannte ich Science-Fiction eigentlich nur als Ballerorgie aus der First-Person-Perspektive. Und jetzt auf einmal sollte ich aus der Schultersicht auf Aliens schießen, in pausierbaren Gefechten, um mir danach ewig lange Dialoge anzuhören? Es kostete mich viel Überwindung, dieser für mich neue Art von Spiel eine Chance zu geben. Aber ich fand auch Kotor großartig, und Gothic 3… also warum nicht?

Spätestens nach dem zweiten Planeten, den ich mit meiner Crew besuchte, wusste ich, dass ich zurecht durchgehalten hatte. Denn das viele Gerede ist nicht bloß einfach unnötiges Beiwerk. Es treibt die clevere Story voran und überzeugt, zumindest auf Englisch, durch die fantastische Arbeit der Synchronsprecher. Dabei kann ich in klassischer Rollenspielmanier aus unterschiedlichen Dialog-Optionen wählen, ob ich als strahlender Held oder kompromissloser Egoist handeln. Wiederspielwert ist also definitiv gegeben, auch, weil die Entscheidungen aus Teil 1 maßgeblich Einfluss auf die beiden Nachfolger nehmen. Ganz recht: Alles wird übernommen, jede Entscheidung, die ihr irgendwann irgendwo irgendwie aus irgendeinem unerfindlichen Grund getroffen habt, beeinflusst die Handlung vom direkten Nachfolger Mass Effect 2 und dem Endteil der Trilogie, Mass Effect 3. Über Mass Effect Andromeda reden wir nicht, es schmerzt einfach zu sehr.

Was sagen die Kritiker?

Als ich diese Review ursprünglich ungefähr im Jahre 2010 schrieb, war der Punkt „Kritikermeinungen“ ein wiederkehrender Aspekt meiner Reviews. Ich zitiere an dieser Stelle den Originaltext von damals:

Die meisten Wertungen von Mass Effect liegen im oberen Bereich, so erreicht es z.B. bei Gamestar 85%, 4players vergab 89% und bei Amazon (PC) liegt die Durchschnittsbewertung bei 3/5 Sternen, was allerdings mit dem Kopierschutz zusammenhängt, mit dem ich persönlich noch kein Problem hatte, weshalb die argen Abzüge mich doch recht verwundern.

Meine Review von vor knapp 10 Jahren

Abgesehen von der Syntax im letzten Satz bleibe ich bei meinem Text von damals und möchte sogar behaupten, dass sich die Kritiken am ersten Teil der Mass-Effect-Saga tatsächlich nur weiter ins Positive bewegt haben. Ich habe unzählige Reviews zu neuen Spielen gesehen, die Mass Effect 1 und Mass Effect 2 als Beispiele für herausragendes Storytelling und Meilensteile des RPG-Genres deklarieren. Zu meiner Zeit an der Uni hatte ich sogar Seminare, in denen diese Spiele behandelt wurden.

Warum ich das Spiel gut/schlecht finde:

Was kann ich also anderes tun, als mich diesen Meinungen anzuschließen? Das Universum ist spannend, die Charaktere mit all ihren Ecken und Kanten größtenteils liebenswert, das Spieldesign angestaubt, aber erträglich. Den Soundtrack handle ich noch in einer separaten Review ab, aber er jagt mir heute noch immer wohlige Schauer über den Rücken. Reinhören ist Pflicht! Klar, das Spiel ist mittlerweile merklich gealtert. Wer sich das Jahr 2007 trotz Grafikmods verständlicherweise nicht antun möchte, findet im Netz zahlreiche Erklärvideos für die Lore und kann direkt mit Teil 2 einsteigen. Der ist tatsächlich in so gut wie allen Belangen eine Verbesserung des Vorgängers und auch, wenn er ähnlich angestaubt ist, wirklich ein Must-Play. Aber auch das erste Mass Effect macht trotz seiner teils drögen Nebenmissionen und langatmigen Dialoge immer noch Spaß, das Universum lädt zum Versinken ein. Und das Game gibt’s im Bundle sicherlich für wenig Geld.

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de_DEDeutsch