Pillars of Eternity

  • Information
  • Original Soundtrack
  • Deluxe Edition

Year: 2015

Type: Deluxe Edition

Composer(s): Justin E. Bell

Number of tracks: 42

Rating

Klasse Klassik

This is the music review of
The White March (2015).

„Pillars of Eternity“ ließe sich am ehesten mit „Säulen der Ewigkeit“ ins Deutsche übertragen. Das wäre vermutlich die präferierte Option der Entwickler*innen von Obsidian Entertainment (Star Wars: Knights of the Old Republic II: The Sith Lords, Neverwinter Nights 2, The Outer Worlds). Man kann es allerdings auch mit der Option „Pfosten der Unendlichkeit“ gehen, die ich persönlich sehr viel lustiger finde.

Worüber sich mit Blick auf die Übersetzung wenig gestritten werden dürfte, ist die Einteilung des Spiels von 2015 in das Genre des CRPG, also Computer Role Playing Game. Denn Pillars of Eternity (oder PoE) steht ganz im Zeichen von Rollenspiel-Urgesteinen wie den Baldur’s Gates and Fallouts der 90er-Jahre und fußt auf den Spielmechaniken eines Pen & Paper-Regelwerks, wie es für Spiele dieser Art üblich ist. Für uns als Spieler*innen bedeutet das die drei großen Ds: Draufsicht, Dialoge und Dungeons & Dragons – zumindest vom Spielprinzip her.

Ich muss gestehen, dass mich das Spiel zu einer Zeit erreicht hat, in der ich für diese klassische Form des Rollenspiels nicht bereit war. Zwar hatte ein Freund versucht, mich an den Koop vom 2018er Divinity: Original Sin II zu führen, aber selbst das war mir zu altbacken – wie sinnvoll so ein Spiel im Koop ist, sei mal dahingestellt. Ob mich das hochgelobte Pillars of Eternity heute, acht Jahre und ein herausragendes Baldur’s Gate 3 später, noch begeistern könnte? Ich weiß es nicht und werde es vermutlich auch in diesem Leben nicht mehr herausfinden.

Dafür habe ich mich in den dazugehörigen Soundtrack verliebt, der als OST mit 26 und einer Deluxe Edition mit insgesamt 61 Tracks daherkommt. Hier muss allerdings klargestellt werden, dass 19 dieser Stücke aus der Erweiterung The White March stammen, entsprechend habe ich sie hier ausgegliedert. Verantwortlich für die Komposition zeichnet Justin E. Bell, der sich bei Obsidian von 2010 bis 2021 vom Sound Designer zum Studio Audio Director hochgearbeitet und unter anderem auch die Scores für den Nachfolger Pillars of Eternity II: Deadfire and The Outer Worlds komponiert hat. Pillars of Eternity war hierbei seine erste, vollständig eigene Komposition.

Heraushören tut man das nicht – im Gegenteil! Obgleich der Score für das ungeübte Ohr nach der üblichen Fantasy-Kost klingen mag, sehe ich das Gefühl von Behaglichkeit und Old-School-Charme als überaus gelungen an. Bell gelingt es, die Assoziation von qualitativ hochwertiger Klassik, von den (musikalischen) Größen von damals zu erzeugen, ohne auf die Nostalgieschiene aufzuspringen oder es uns zu sehr unter die Nase zu reiben.

Dies ist zu einem nicht unwesentlichen Teil der Tatsache geschuldet, dass die Stücke vom Budapest Art Orchestra, also einem echten Orchester eingespielt wurden. Schon Gothic 3 hat 2006 gezeigt: Echte Musiker*innen klingen einfach besser. Das kann vermutlich jede*r bezeugen, der/die mal bei Magic Music Maker oder vergleichbaren Tools eigene Stücke zusammengebastelt hat … knallt halt einfach nicht so.

Aber das sind nur die Rahmenbedingungen, die Bells Komposition in die Notenblätter spielen. Vielmehr ist es die vermeintliche Nähe zu anderen Videospielgrößen, die Teile des Scores bei mir suggerieren. Wo fange ich an? Da wäre zum Beispiel Defiance Bay, das nur in ein paar Noten von Minstrel’s Lament from The Elder Scrolls IV: Oblivion entfernt scheint. Auch Ondras Gift geht etwas in Richtung des Online-Ablegers The Elder Scrolls: Online, and Woedica vermengt die Oblivion-Formel mit Fable.

In anderen Tracks fühlen wir Spuren anderer Fantasy-Kollegen: The Harbingers Doom lässt uns an die Leinwand-Schurken der 30er-Jahre zurückdenken und geht, wie auch Crashed Upon the Shield, damit in Richtung von Kingdoms of Amalur. Shadow of the Sun tendiert mit seinem Glockenspiel dagegen eher in Richtung der ersten Harry Potter-Streifen, und Dryford hat sogar eine Spur Star Wars – John Williams im Doppelpack.

Die größte Nähe weist der Score indes zu meinem persönlichen Liebling, der SpellForce-Reihe auf; genauer gesagt zu SpellForce 2, das seinerseits stark an Howard Shores Musik gewordenes Manifest, der Lord of the Rings-Reihe, angelehnt ist. Beispiele hierfür sind unter anderem das Main Theme Eora, die eher ruhigeren / entspannenden Gilded Vale and Caed Nua sowie das düstere The Old Watcher.

Nun könnte man Bells Album als billige Kopie abtun, doch würde dies der Komposition nicht gerecht. Mal dahingestellt, dass die oben genannten Beispiele wirklich als Vorbilder dienten, ist mir gut gestohlen immer lieber als schlecht selbstgemacht. Und zum anderen lebt die Kunst von Inspiration, also was kritisiere ich hier eigentlich?

„Nichts“, ist die Antwort, die ich darauf geben möchte. Mir gefällt das, was Bell für Pillars of Eternity geschaffen hat, ausnehmend gut. Die gefühlvollen Streicher (Burial Isle), die kräftigen (Their Hearts Grew Bold) und freudigen Bläser (Encampment), Akzente wie das Glockenspiel (Oldsong) oder das fast schon barocke Gitarrenspiel in The Lover Cried Out – das alles funktioniert hervorragend. Kurzer Notiz: Dem Pillars of Eternity-wiki zufolge ist das zuletzt genannte Tavernenstück The Lover Cried Out eine Improvisation auf Basis des Transkriptes eines barocken Komponisten. Ich will mich nicht selber loben, aber ich werde besser bei den Zuordnungen.

Trotzdem kann ich den Score nicht ganz ohne Tadel entlassen. Denn auch wenn der Tenor sehr häufig in Richtung des Grandeurs eines SpellForce geht, ‚knallt‘ der Soundtrack nicht so sehr. Die Kampftracks sind dabei die größte ‚Schwachstelle‘ – zumindest, wenn es nach dem Komponisten geht. Dem wiki zufolge sagte Bell in einem Twtich stream, die Kampfmusik sei nicht dynamisch genug und könne nur an- und ausgeschalt werden.

[…] the combat music ended up being repetitive as a result — particularly in comparison to modern ways of implementing music for combat. He said that this was mainly due to a lack of experience with scripting audio in the Unity Engine, and that if he'd do it again, he'd add more nuance and reactivity to the music, or at least make sure that the music doesn't start at the same place every time.

Diese Kritik kann ich als Nichtspieler entsprechend nicht wirklich nachvollziehen, weiß aber um die Wirkung von responsiver Audio-/Musikgestaltung.

Was mir hingegen beim Hören des Albums auffiel, ist die Tatsache, dass die Kampftracks zum Teil etwas flach wirken, so wie wenn man den Bass am Lautsprecher abdreht. Ich glaube, dass hier noch mehr Wumms drin gewesen wäre … und trotzdem stört es mich eigentlich nicht. Zum einen, weil sie damit die oben benannte Old-School-Ästhetik befeuern. Zum anderen, weil Stücke wie Their Hearts Grew Bold, The Dragon Thrashed and Wailed or The Watcher Prevails einfach fantastisch, dramatisch und hinreißend sind und beispielsweise Actiontracks aus Ori and the Will of the Wisps Konkurrenz machen, ohne auf deren In-Your-Face-Drama angewiesen zu sein.

Als letzter Punkt sei noch die Deluxe Edition genannt. Die kommt abzüglich der 19 Stücke aus der The White March-Erweiterung auf insgesamt 42 Titel, davon sind jedoch sieben sehr kurz geraten und zum Teil im Stinger-Bereich angesiedelt (Glanfathans, Shock and Awe). Umgekehrt ist das sehr schöne The Watcher Prevails Teil der Sammlung, also wieder ein Kritikpunkt ausgeräumt. Bleibt mir nur noch eine vollumfängliche Empfehlung auszusprechen und viel Spaß beim Genießen zu wünschen!

  • Deluxe Edition
No.TitleArtist(s)Rating
01EoraJustin E. Bell55/5
02EncampmentJustin E. Bell44/5
03The Harbingers DoomJustin E. Bell33/5
04DyrwoodJustin E. Bell44/5
05Gilded ValeJustin E. Bell44/5
06The Lover Cried OutJustin E. Bell44/5
07SkeanJustin E. Bell33/5
08OldsongJustin E. Bell33/5
09Their Hearts Grew BoldJustin E. Bell33/5
10Defiance BayJustin E. Bell33/5
11The Fox and the FarmerJustin E. Bell44/5
12Ondras GiftJustin E. Bell44/5
13BrackenburyJustin E. Bell22/5
14Crashed Upon the ShieldJustin E. Bell44/5
15DyrfordJustin E. Bell55/5
16WoedicaJustin E. Bell44/5
17Twin ElmsJustin E. Bell44/5
18ElmshoreJustin E. Bell44/5
19Burial IsleJustin E. Bell44/5
20The Dragon Thrashed and WailedJustin E. Bell55/5
21Shadow of the SunJustin E. Bell44/5
22EngwithJustin E. Bell22/5
23The Endless Paths IJustin E. Bell22/5
24The Endless Paths IIJustin E. Bell33/5
25Come Soft Winds of DeathJustin E. Bell44/5
26Road to Eternity (Ending Credits)Justin E. Bell33/5
27A New ActJustin E. Bell33/5
28Ambush!Justin E. Bell33/5
29Caed NuaJustin E. Bell44/5
30Character CreationJustin E. Bell44/5
31GlanfathansJustin E. Bell22/5
32Heritage HillJustin E. Bell33/5
33Leaden KeyJustin E. Bell33/5
34Riot at Defiance BayJustin E. Bell33/5
35Shock and AweJustin E. Bell11/5
36ThaosJustin E. Bell33/5
37The Old WatcherJustin E. Bell33/5
38The Soul MachineJustin E. Bell22/5
39The Watcher PrevailsJustin E. Bell55/5
40VictoryJustin E. Bell33/5
41Waidwen's LegacyJustin E. Bell33/5
42Welcome to EoraJustin E. Bell33/5

The White March

  • Information
  • Deluxe Edition

Year: 20152016

Type: Deluxe Edition

Composer(s): Justin E. Bell

Number of tracks: 19

Rating

Im August 2015, also noch im gleichen Jahr wie das Hauptspiel, erschien mit The White March Part I der erste Teil der Erweiterung, fünf Monate später folgte Part II. Der dazugehörige Soundtrack, den ich aus der Deluxe Edition des Hauptspiels entnommen habe, weist die gleiche Struktur auf, weshalb die Tracks 1-10 zum ersten und 11-19 zur zweiten Erweiterung gehören. Ich verzichte trotzdem an dieser Stelle auf eine entsprechende Aufteilung der Alben, denn es stellt sich die Frage: Cui bono?

Profiteure an der Musikfront dürften derweil alle jene sein, die mehr vom Hauptspiel wollten. Wie zuvor bereits erwähnt, sind die Tracks eigentlich Teil der Deluxe Edition und folglich ebenfalls von Justin E. Bell. Im Gegensatz zum Hauptspiel lösen sie zwar weniger Begeisterung bei mir aus, trotzdem kann ich das Album empfehlen. Das liegt daran, dass Bells Stücke erneut Assoziationen an Soundtrack-Größen in mir wecken, wie bei Stalwart Village an das Rivendell-Theme aus Der Herr der Ringe: Die Gefährten, oder Cayron’s Scar an den dritten Harry Potter-Film.

Neben weiteren Anleihen, wie dem Frauenchor in The White Forge, der an The Witcher 3 erinnert, setzt Bell mit Gregorianischen Chören in Abbey of the Fallen Moon or Redux-Versionen von Titeln aus dem Hauptspiel weitere Akzente. Neben dem oben erwähnten Stalwart Village fällt die Highlight-Dichte zwar etwas geringer aus, nach den ersten Tracks gewinnt der Score allerdings merklich an Qualität.

  • Original Soundtrack
No.TitleArtist(s)Rating
01Abydon's ShellJustin E. Bell33/5
02All Gods Lie, the Truth Only Gets in Their WayJustin E. Bell33/5
03At the GatesJustin E. Bell22/5
04Durgan's BatteryJustin E. Bell22/5
05Mercenary CampJustin E. Bell33/5
06Stalwart VillageJustin E. Bell55/5
07The Ogre MatronJustin E. Bell44/5
08The Sea and Her LoveJustin E. Bell44/5
09The White ForgeJustin E. Bell44/5
10The White MarchJustin E. Bell44/5
11Abbey of the Fallen MoonJustin E. Bell33/5
12Cayron's ScarJustin E. Bell44/5
13Crashed Upon the Shield ReduxJustin E. Bell33/5
14Eye of the StormJustin E. Bell33/5
15Stalwart CollusionJustin E. Bell22/5
16The Harbingers of Doom ReduxJustin E. Bell44/5
17The Torn BannermenJustin E. Bell33/5
18The White March Part II TrailerJustin E. Bell33/5
19Zahua's VisionJustin E. Bell33/5

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