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Black Mesa

Erscheinungsdatum: 2020
Entwickler: Crowbar Collective
Genre: Ego-Shooter
Spieldauer: 15 Stunden


Experiment geglückt

Keine Sorge, ich bin nicht völlig verrückt und stelle euch heute ein über 25 Jahre altes Spiel vor. Stattdessen möchte ich euch eine Mod von 2020 präsentieren, die auf dem ersten Half-Life aufbaut: Black Mesa. Hierbei handelt es sich jedoch nicht mehr bloß um eine Modifikation, sondern ein Fan-Remake des Shooterklassikers, das von Valve offiziell zum Verkauf freigegeben wurde. Ihr braucht also nicht die originale Brechstange von 1998, müsst dafür allerdings (je nach Sales-Situation) 20 Euro auf den Tisch legen. Doch das lohnt sich!

Zur Story des von vielen als bestes Spiel aller Zeiten besungenen Genreprimus muss ich vermutlich nicht viel sagen, lässt sie sich doch auf die bekannten Abläufe reduzieren: Experiment in geheimer Forschungseinrichtung geht schief, Aliens greifen an, das Militär setzt sich zur Wehr und wir müssen das Durcheinander irgendwie überleben. Doch anders als heute üblich sind wir kein Marine oder Mitglied der Special Forces, sondern einer der Wissenschaftler.

Unser Überleben wird hierbei zum einen vom Hazardous Environment Suit, kurz HEV, vereinfacht. Zum anderen helfen uns die Schussfähigkeiten des Protagonisten Gordon Freeman. Denn auch wenn der bebrillte Bartträger für gewöhnlich im Kittel unterwegs ist, zertrümmert er problemlos mit der Brechstange Körper von Mensch und Mutant.

Die Geschichte gewinnt also keinen Innovationspreis, war für die damalige Zeit indes durchaus ungewohnt, gekonnt erzählt und überzeugend in Szene gesetzt. Ein Cutscene-Gewitter wie bei CoD dürfen wir natürlich nicht erwarten, aber wir sprechen ja auch von einem Spiel, das als einer der ersten 3D-Shooter bekanntes Ballergameplay mit tiefergehendem Narrativ verband.

Remake oder Remaster?

Bekommen wir demnach einfach das alte Half-Life in neuem Gewand präsentiert? In gewisser Weise schon, denn grundsätzlich (mit Ausnahme des letzten Akts in der Alienwelt Xen) folgt das Remake den Abläufen des Originals. Wer den Klassiker schon gespielt hat, wird also nichts grundlegend Neues sehen. Doch man muss nicht genau hinschauen, um die Unterschiede zu bemerken:

Black Mesa ist ein Fan-Remake, in das sehr viel Zeit, Liebe und vor allem Kreativität geflossen ist. Auch wenn es sich wie das alte Half-Life anfühlt, ist es an vielen Stellen grundverschieden und einfach besser. Das fängt bei der deutlich hübscheren Grafik an, die zwar für heutige Verhältnisse immer noch angestaubt wirkt, im direkten Vergleich offenbart sich jedoch der Quantensprung, den die Entwickler vom Crowbar Collective hingelegt haben.

Gerade durch das Hinzufügen von Reflexionen und besonders durch die neuen Echtzeitschatten gewinnt das Spiel an Atmosphäre, doch auch die Anpassungen im Sounddesign sorgen dafür, dass sich Black Mesa eher wie eine Fortsetzung von Half-Life 2 anfühlt – klar, ist ja beides die Source-Engine. Aufgrund des neuen technischen Unterbaus sind derweil nun Physik-Rätsel möglich sind, die historisch erst im Nachfolger auftauchten. Dadurch wird Black Mesa zwar nicht zum Knobelspiel, ein paar Mal müssen wir aber schon nach dem richtigen Lösungsweg suchen.

Auch den Ladebildschirm mit den angenehm kurzen Ladezeiten werden wir häufiger erblicken, denn selbst wenn sich das Remake moderner als Half-Life spielt, ist es ein Shooter der alten Schule, der mit Lebenspunkten, gnadenlosen Hitboxen und ohne Deckungssystem auskommt. Manche Passagen lassen sich nur im Trial-and-Error-Prinzip lösen, doch faire Checkpoints und freies Speichern verhindern Frustpotenzial. Und im Zweifelsfall kann man an vielen Stellen sowieso einfach durchlaufen – ganz wie früher eben.

Sieht aus wie Half-Life 2, schmeckt wie Half-Life 2, ist aber Half-Life 1 … mit der Half-Life 2-Engine.
Highlight des Remakes ist die komplett neue Alienwelt Xen.

Fazit

Und damit komme ich auch schon zum Schluss, ganz ohne Meckern und ohne jedes Detail wie die neuen Waffen, Synchro oder den neuen Soundtrack zu erläutern. Denn ich muss nicht viel sagen, um die verbesserte Version eines Meilensteins anzupreisen. Black Mesa ist rund, es macht Spaß und pustet den Staub von einem der wichtigsten Titel der Spielegeschichte. Die Änderungen und Anpassungen fügen sich wunderbar ein, nichts scheint aufgesetzt oder fehl am Platz. Im Gegenteil wirkt das originale Half-Life im Vergleich wie eine Alpha-Version, wie der unausgereifte Prototyp. Shooter-Fans können hier gar nichts falsch machen, und wer Half-Life mochte, der oder die wird Black Mesa lieben.

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