Dishonored
Erscheinungsdatum: 2012
Entwickler: Arkane Studios
Genre: Action-Adventure
Spieldauer: 15 Stunden
Eine fehlergeplagte Liebeserklärung an das Stealth-Genre
Dies ist die Game-Review. Hier geht’s zur Music-Review von
Dishonored.
Dishonored ist eine Mischung aus verschiedenen Genres. Es ist ein Shooter, aber auch ein Schleichspiel. Es kombiniert eine fiktive Steampunk-Version des viktorianischen Londons mit Handfeuerwaffen und Magie und wirkt so wie eine Mischung dreier großartiger Spiele: Half-Life 2, BioShock, und Thief. Wird Dishonored diesem Vergleich gerecht? Finden wir es heraus!
Die Story
Wie bereits erwähnt, spielt das Spiel in der fiktiven Metropole Dunwall, die von einer katastrophalen Rattenplage heimgesucht wird, die einen Großteil der Bevölkerung dahinrafft. Während die adlige Gesellschaft weniger betroffen ist, sterben die weniger privilegierten Bürger auf der Straße oder verwandeln sich in so genannte „Weeper“ aka Zombies, die die Infektion in sich tragen und bei Sichtkontakt angreifen. Zu Beginn des Spiels wird der Leibwächter der Kaiserin und unser Avatar, Corvo, ausgesandt, um ein Heilmittel zu finden. Als Corvo zu Beginn des Spiels mit leeren Händen zurückkehrt, gerät er in eine Verschwörung gegen die Kaiserin und wird Zeuge ihrer Ermordung, für die er verantwortlich gemacht wird. Um dem ganzen das kaiserliche Krönchen aufzusetzen, wird Emily, die Tochter ihrer Majestät und einziges Kind, gekidnappt. Corvo entkommt dem Gewahrsam dank der Hilfe eines übernatürlichen Wesens, schließt sich einer Gruppe von Loyalisten an und versucht, die Verschwörung aufzudecken, in der Hoffnung, Emily zu retten und sie auf den Thron zurückzubringen.
Nach seiner Flucht findet sich Corvo in einer scheinbar offenen Welt wieder, die in Wirklichkeit eher eine Aneinanderreihung von relativ linearen Levels ist. Natürlich verfügen wir zu Beginn des Spiels nur über eine begrenzte Anzahl von Werkzeugen und Waffen, von denen seine Illusionsfähigkeit die nützlichste ist. Wie in Spielen wie Thief oder Splinter Cell kann Corvo Wachen von hinten ausschalten, entweder nur um sie ins Reich der Träume zu schicken oder ihr Leben zu beenden. Das gibt dem Spieler die Möglichkeit, das Spiel durchzuspielen, ohne einen einzigen Gegner zu töten, und macht es gleichzeitig viel anspruchsvoller. Wenn wir uns entscheiden, die zahlreichen tödlichen Gadgets und Waffen wie Armbrust, Pistole oder Handgranaten zu benutzen, mag das Vorankommen schneller erscheinen, aber das Spiel gleicht dies dadurch aus, dass bei jedem ausgelösten Alarm eine Masse neuer Feinde auftaucht. Zudem steigt mit der Anzahl der Leichen, die Corvo hinterlässt, die Zahl der Rattenschwärme, die die Straßen bevölkern, und auch das „Chaoslevel“ des Spielers steigt. Dieser Level ist in drei verschiedene Stufen unterteilt, niedrig, mittel und hoch, die jeweils zu einem anderen Ende führen. Dies motiviert schleichende Spieler, so heimlich wie möglich vorzugehen, obwohl die Belohnung für unbemerktes Eindringen eher ein persönlicher Sieg ist.
Nutze die Macht, Corvo…
Aber auch die magischen Fähigkeiten, die Corvo vom Outsider, dem bereits erwähnten übernatürlichen Wesen, verliehen wurden, helfen ihm in seinem Leben im Exil als meistgesuchte Person von ganz Dunwall. Um seine Fähigkeiten freizuschalten oder zu verbessern, muss der Spieler Runen ausgeben, die überall in den Levels zu finden sind, und sich entscheiden, ob er Attribute wie Gesundheit oder Beweglichkeit verbessern oder sie dazu verwenden will, um Zugang zu einigen mächtigen Fähigkeiten wie Teleportation oder Zeitverschiebung zu erlangen. Vor allem die Zauber machen das Spiel ein wenig zu einfach, da sie einem die Möglichkeit geben, sich einem Gegner blitzschnell zu nähern, ihn auszuschalten und mit seiner Leiche zurückzukehren, ohne dabei bemerkt zu werden. Wenn wir dann noch den Zauber „Zeit beugen“ auf Stufe zwei verbessert haben, wird das Spiel noch einfacher, da wir dann buchstäblich an den Feinden vorbeilaufen können. Obwohl das Wirken dieser Sprüche Mana kostet, ist die Anzahl der Tränke zum Auffüllen von Gesundheit und Mana enorm. Es gibt sogar passive Boni durch so genannte ‚Bone Charms‘, die z.B. Mana für das Trinken von Leitungswasser gewähren.
Wie bereits erwähnt, suggeriert das Spiel eine offene Welt, ist aber in Wirklichkeit sorgfältig in kleine Levelabschnitte unterteilt, die überraschend abwechslungsreich sind. Obwohl sich der Spieler immer in der Stadt Dunwall befindet, bekommt er die verschiedensten Orte zu sehen, von der Kanalisation, in der es von Weepers wimmelt, bis hin zu den prächtigen Bauten der Adeligen. Die Levels sind so gestaltet, dass sie eine Vielzahl von Möglichkeiten bieten, sich dem Ziel zu nähern, z. B. über die Dächer, durch die Häuser, indem man einen Besessenheitszauber anwendet und sich als Ratte durch die Rohre zu schleichen oder durch das Wasser schwimmt. Spiele wie Thief verflechten ihre Levels jedoch besser miteinander, oder zumindest verbergen sie ihre Aufteilung subtiler: Einmal abgeschlossen, will man nur selten zurück, und vor allem die Entdeckung aller versteckten Orte und Möglichkeiten ist ziemlich anstrengend. Oft ertappt man sich dabei, dass man sich für einen Weg entscheidet, nur um herauszufinden, dass es sich in Wirklichkeit um eine Route für ein anderes Ziel handelt, so dass man enttäuscht zum Ausgangspunkt zurückkehrt. Beispielsweise, wenn man ein Lüftungsschacht benutzt, nur um neben dem Giftvorrat für das Ziel zu landen, das man eigentlich gar nicht töten will.
Die Grafik
Dishonored nutzt die Unreal 3 Engine, was aufgrund des Comic-Looks, der das Spiel seinerzeit von anderen Ego-Shootern abhob und auch heute noch recht hübsch ist, nicht sofort auffällt. Das Steampunk-Setting und vor allem Gegner wie die Walker oder Elektroschranken wecken Erinnerungen an das legendäre Half-Life 2, und auch das Design der Charaktere fügt sich gut in das Gesamtkonzept ein. Der BioShock-ähnliche Look der Gesichter ist allerdings eher eine Frage des persönlichen Geschmacks. Mir persönlich mags, und finde, dass es ganz gut zur Atmosphäre passt.
Das Gleiche gilt für den Sound: Die Musik, die manchmal an Dark Messiah of Might and Magic, manchmal an Thief erinnert, unterstreicht die Atmosphäre der Verzweiflung, die über der Stadt liegt. Die Sprachausgabe ist ebenfalls gut gelungen und passt sehr gut zu den Charakteren. Alles in allem ein gelungenes Spiel.
Fazit
Ich hatte erwartet, dass Dishonored in große Fußstapfen treten würde, und ich wusste, dass es nicht in diese Fußstapfen würde passen können: Half-Life 2 mit seiner Vielfalt an Schauplätzen und einer Geschichte, die einen scheinbar unmerklich von einem Level zum nächsten trägt. Thief, der König unter den Schleichspielen, mit seinem Steampunk-Universum, der mystischen Geschichte und den verschiedenen Gruppen und ihren Ambitionen. Und leider auch BioShock, mit seiner dystopischen, wahnsinnigen und manchmal atemberaubenden Unterwasserwelt Rapture und ihren mit Plasmiden aufgepumpten Bewohnern. Das alles in ein Spiel zu packen, war das, was ich von dem Spiel erwartet hatte. Aber das war nicht die Vision der Entwickler von Dishonored. Doch sie haben einige Teile genommen, die wichtigen Bestandteile, und sie geschickt zu einem fein ausgearbeiteten Spiel kombiniert, das Spaß macht und eine ehrenvolle Hommage an diese Vorbilder ist. Das Schleichen, Kämpfen und die Grafik – für mich war es eine Reminiszenz an diese großartigen Titel, und das lässt Dishonored in ihrem Andenken umso heller erstrahlen.
Wenn du also eines der oben genannten Spiele gespielt hast oder einfach nur neugierig bist, probiere es aus und überzeuge dich selbst. Ich bin mir ziemlich sicher, dass du es nicht bereuen wirst. Vielleicht bekommst du sogar einen Vorgeschmack auf die Fortsetzung, Dishonored 2, die ebenso unterhaltsam ist.