8-Bit, 6 Tracks

Digitale Brettspiele sind eine Sache für sich. Einerseits sehr praktisch, da nervige Dinge wie das lästige Auf- und Abbauen und Regelnachschlagen wegfallen. Umgekehrt ist es für viele Brettspieler*innen genau dieser haptische Aspekt, der den Spaß ausmacht. Und die Gefahr, dass einer der emotional weniger gefestigten Mitspielenden die Runde durch ruckartige Umstellung der zugrunde liegenden Möbelkonstruktion frühzeitig beendet, ist beim digitalen Spiel durch die Betätigung des Aus-Knopfes ebenso gegeben. Mit anderen Worten: Man hasst sie, oder man liebt sie. Oder man findet sie so mittelmäßig.

Ich persönlich hatte mit dem Genre relativ wenig Kontakt. Ausnahmen bilden die digitale Version von Die Siedler von Catan und dem rein virtuellen Die total verrückte Rallye. Tatsächlich kenne ich heutzutage die Situation eher umgekehrt, dass aus einem erfolgreichen Videospiel wie Dorfromantik ein Brettspiel wird. Kann uns aber auch alles egal sein, denn ich möchte in dieser Review über den Soundtrack zu einem Spiel sprechen, das noch vor meiner Geburt auf einer Konsole erschien, die ich nie besaß: dem Nintendo Entertainment System, kurz NES.

Besagtes Spiel heißt Pictionary, das den treffenden Untertitel „The Game of Video Quick Draw“ besitzt. Das Konzept ist recht simpel: Wir müssen ein Brett erfolgreich durchlaufen, unsere Bewegung auswürfeln dürfen wir dabei erst, wenn wir einen gezeichneten Begriff richtig erkannt haben. Der ist zu Beginn verdeckt und wird erst durch das erfolgreiche Bestreiten eines Minigames Marke Space Invaders oder anderer simpler Spielkonzepte nach und nach aufgedeckt. Wenig revolutionär, aber für die damalige Zeit ganz gut umgesetzt.

Was indes so gar nicht zum Spiel passte, war der Soundtrack von Tim Follin. Der Brite schrieb in den 90ern ein paar wirklich interessante Scores für weniger gute Spiele wie Solstice, Silver Surfer und Plok! und bescherte auch Pictionary eine Komposition, die überraschend gut ist. Die sechs Tracks des Scores reizen die Kapazitäten der 8-Bit Chipmusik voll aus und quäken herrlich retro aus den Lautsprechern.

Mitrezensent Michael Eades aka yewknee schreibt es auf seinem Blog so:

Wie man so schön sagt – der Soundtrack zu NES Pictionary hätte nicht so krass sein müssen, aber er ist nun mal krass. Der Komponist Tim Follin ist offenbar dafür bekannt, die Grenzen des Chiptune-Formats auszureizen, und hat einige der unvergesslichsten Soundtracks dieser Ära geschaffen.

Besonders gut gelungen finde ich das schnelle und actionreiche Theme Pictionary, das eher wie aus einem Actionspiel wie den Teenage Mutant Ninja Turtles und so gar nicht nach Brettspiel klingt. Minigame 1 schrammt mit seiner anfänglichen Tonfolge dagegen haarscharf am Copyright-Strike von Queens Hitsong Another One Bites the Dust vorbei. Insgesamt sehr schön, wenn auch ohne Favorit meinerseits. Für Genrefans aber durchaus eine kurzweilige Empfehlung!