Battlefield 2: Modern Combat
Battlefield 2:
Modern Combat
24.09.2025
Vorwärts immer
Wer als Gamer schon um die Jahrtausendwende unterwegs war, kennt sicherlich das Phänomen des Portierungsschmerz. Dieses Leid erfuhren all jene, die sich unvorbereitet und voller Vorfreude ein Spiel anhand der Screenshots auf der Rückseite der Verpackung kauften – nur um dann später festzustellen, dass das eigentliche Game ganz anders aussah. Der Grund: Portierung. Denn das Spiel, das wir uns für PC oder eine der vielen Konsolen gekauft hatten, war nicht überall gleich.
Ein Trauma für mich war beispielsweise die furchtbare Version des Spider-Man 2-Videospiels für den PC. Die warb nämlich mit Inhalten aus der PS2-Version und war in allen Belangen einfach schlechter. Bei Metacritic bekommt sie deshalb auch nur 42 Punkte (User Score 4.8/10), während Spideys Abenteuer auf der PlayStation 2 bei 83 und einem User Score von 7.6 liegt. Ein anderes Beispiel ist die PC-Version vom James Bond-Abenteuer 007 Nightfire, aber das führt zu weit.
Warum erzähle ich da alles? Nun, weil es damals eben gängig war, unterschiedliche Versionen für die verschiedenen Systeme zu entwickeln. Heutzutage unterscheiden sich Games primär durch die technischen Anpassungen für Konsolen und PC, damals waren es wirklich noch andere Spiele. Ein weiteres Beispiel für diese Zeit ist Battlefield 2: Modern Combat. Das war nämlich kein simples Konsolen-Spin-off von Battlefield 2, das zur gleichen Zeit in Entwicklung war, sondern ein eigenständiges Spiel mit Singleplayer-Kampagne – im Grunde Halo auf der Erde. Insofern ist meine Behauptung, dass Battlefield Bad Company der erste Teil mit Einzelspielererfahrung sei, Blödsinn gewesen. Sorry!
Was es derweil auch heißt, ist, dass es einen eigenständigen Score besitzt, um den es jetzt gehen soll. Die 14 Tracks des OSTs (ja, es gibt einen OST) stammen vom bekannten Film- und TV-Komponisten Rupert Gregson-Williams (Der Weg nach El Dorado, Wonder Woman, Aquaman, The Crown) – nicht zu verwechseln mit seinem ebenfalls berühmten Komponisten-Bruder Harry Gregson-Williams (Die Chroniken von Narnia: Der König von Narnia, Der Marsianer), der für die Metal Gear Solid– und Call of Duty-Reihe schrieb.
Die Stücke seines kleinen Bruders für das Shooter-Abenteuer sind nach den Singleplayer-Missionen benannt, in denen sie auftauchen, und durch die Bank gut gelungen. Schnell, treibend und mit einem ständigen Fokus auf Action unterstreichen sie das wuselige Geschehen während des Spiels, funktionieren aber auch losgelöst davon. Ein Markenzeichen des Scores sind die Bläser, die immer wieder von der Seite reindröhnen und uns wachrütteln, während die Riffs der E-Gitarre schön schallen.
Besonders gut funktioniert dieses Zusammenspiel in BF Menu Music. Dort lassen asiatische Klänge schon auf den Grundkonflikt des Spiels deuten, bevor die bereits erwähnten Bläser knapp an den Battlefield-Motiven vorbeitröten, bis Schlagzeug und die Gitarre schlussendlich miteinsetzen. Der Score kann dabei sein Alter und den ‚Aus der Dose‘-Klang ganz gut überspielen, die Wiederverwendung von musikalischen Versatzstücken ist jedoch merklich. Das muss nichts Schlechtes sein, wenn es gut gemacht ist … und das ist es hier.
Gleichzeitig gewinnt das Album keinen Kreativitätspreis, versucht es doch primär, das Gefühl von Hektik und Chaos zu vermitteln. Es drängt uns ständig nach vorne, immer laut, immer schnell. Momente des Durchatmens gibt es keine, sodass marginal ‚ruhigere‘ Stücke wie End of the Line eine seltene wie willkommene Abwechslung darstellen. Alle anderen Tracks folgen dem Prinzip des SED-Frontmanns Erich Honecker: „Vorwärts immer, rückwärts nimmer.“
Deshalb bekommt das Album trotz guter Einzelnoten nur eine durchschnittliche Bewertung von mir. Die rockigen Inhalte sind zu gleichförmig, das Gesamtwerk zu abwechslungsarm. Das mag für das Spiel passen, ohne macht’s aber nur halb so viel Spaß. Ob sich an meinem Urteil durch die Multiplayer-Tracks von Tobias Marberger etwas ändern würde, wage ich zu bezweifeln. Weil man sie im Internet aber nicht finden kann, bleibt es eine Frage, die ich nicht beantworten kann.





