Zukunftsmusik vom Elbenwald

1942, 2, 2142, 1943, 3, 4, 1, 5, 6; wer so zählt, zählt Battlefield. Seit 23 Jahren begeistert und frustriert EAs Shooter-Marke gleichermaßen und ist mit ihren mittlerweile über 15 Spielen eine langgediente wie ehemals erfolgreiche Serie. So umfangreich ist das Massenschlacht-Mammut, dass es schon seine ganz eigene Top-10-Battlefield-Scores von mir spendiert bekommen hat. Ob Battlefield 6 an die Triumphe vergangener Titel anschließen kann, werden wir erst im Oktober erfahren, aber die 2 Beta-Wochenenden, bei denen ich mich schon selbst in die Schlacht stürzen konnte, waren durchaus solide.

Bei der ganzen Hoffnung auf einstige Größe, wollte ich mir die Musik zu einem weniger bekannten Ableger anschauen: Battlefield 2142, DICEs einziger Abstecher in die weit entfernte Zukunft, der erfolgreich das Spielprinzip von Battlefield 2 ins Sci-Fi-Setting versetzt, ohne einen puren Reskin darzustellen. Da ich zu dem Zeitpunkt sehr mit Dark Messiah of Might and Magic beschäftigt war und Zugang zum Internet ein Problem darstellte, habe ich 2142 zwar gespielt, nie aber exzessiv. Das lag zum Teil auch daran, dass ich damals mit meinem Bruder einen Clan leitete und die einstige Einigkeit durch das Aufteilen auf mehrere Games zu bröckeln drohte – kindisch, bescheuert, aber so waren die(/meine) 2000er.

Spiele der Battlefield-Reihe

Battlefield 1942 (2002)

Battlefield Vietnam (2004)

Battlefield 2 (2005)

Battlefield 2: Modern Combat (2005)

Battlefield 2142 (2006)

Battlefield: Bad Company (2008)

Battlefield Heroes (2009)

Battlefield 1943 (2009)

Battlefield: Bad Company 2 (2010)

Battlefield 3 (2011)

Battlefield 4 (2013)

Battlefield Hardline (2015)

Battlefield 1 (2016)

Battlefield V (2018)

Battlefield 2042 (2021)

Battlefield 6 (2025)

Nun also zur Musik vom Österreicher Gregor Narholz, der den 14- (bzw. laut Fan-Wiki sogar 17-)Track-langen OST schrieb und nicht mit seinem Vater Gerhard Narholz (ebenfalls Komponist) verwechselt werden sollte. Narholz Junior (also Gregor) ist kein unbeschriebenes Notenblatt und komponierte neben dem Score für X-Men Legends II: Rise of Apocalypse auch Stücke für Valiant Hearts oder Sid Meier’s Civilization V. Seine größten Erfolge feierte er jedoch im TV- und Filmgeschäft, wo er unter anderem den Score des ersten Spongebob Schwammkopf-Film schrieb.

Sein OST für Battlefield 2142 hakt zunächst die Zu-erfüllen-Checkboxen ab und bringt direkt eine eigene mit, die sich für die Musik der Nachfolger durchsetzen sollte. Was bietet das Album?

• dramatische Anstachel-Akustik
• imposante Battlefield-Bläser
• Kriegspathos

Mit im Gepäck hat Narholz jedoch noch ein Novum für die Reihe: Denn wo wir bei Battlefield 1942 und Battlefield 2 nur Themes für die Ladebildschirme der unterschiedlichen Fraktionen haben, verpasst der Österreicher jeder Karte ein eigenes Thema. Das spiegelt zwar nur entfernt die klassischen Soundtropen von Orten wie dem Suez Canal, Minsk oder Tunis Habor wider, durch das Sci-Fi-Setting ist dies aber zu verschmerzen.

Stichwort Sci-Fi: Das Zukunftssetting wird im Vergleich zu anderen Genrespielen wie der Command & Conquer-Reihe oder dem ein Jahr später erschienenen Mass Effect meiner Meinung nach nur bedingt im Score verarbeitet. Viel mehr wirkt Narholz Ansatz, als hätte man eine Marching-Band durch ein Fantasy-Dorf geführt, und ich sehe Stücke wie Fall of Berlin eher im Kampf von Mensch mit Magier als zwischen Mann und Mech. Einzige Ausnahme stellt hier für mich Menu Music dar, das zu Beginn düstere, fast schon horrorartige Anwandlungen Marke Dead Space/Lost Planet bereithält, bevor es sich gegen Ende etwas versöhnlicher gibt.

Umgekehrt hat der Fantasy-Anstrich beim Theme Battlefield 2142 den Effekt, dass mir das sehr gut gefällt, zumal es auch in anderen Stücken zitiert wird. Für mich hatte der Track immer eher etwas von Die Chroniken von Narnia – und das ist nichts Schlechtes. Dieser Auftakt, die ruhigen Momente zum Luft holen und dann wieder das große Tamtam passend zur Marke, auch wenn dafür das eingängliche Battlefield-Thema etwas in den Hintergrund rückt. Das taucht dafür in Battlefield Rock Theme auf, gebraucht hätte es das für mich nicht.

Die Musik von Battlefield 2142 stellt insofern bewusst eine musikalische Abkehr vom Kern der Marke dar, was auch ein wenig zum Setting passt. Die Welt hat sich weiterentwickelt und niemand hört mehr über 100 Jahre alte Kriegshymnen … oder so. Vielleicht wollte Narholz dem Ganzen auch einfach seinen eigenen Spin geben. Darauf wurde zwar in den späteren Teilen nicht aufgebaut, besser als der Versuch der industriellen Wahlklänge von Battlefield 2042 ist es aber allemal.